DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
nahtlos in den
anderen über, so dass eine regelrechte Speerspitze aus Klängen entstand. Sie
bohrte sich in seinen Kopf und ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen. Es war
eine unirdische Erfahrung. Keine menschliche Kehle sollte in der Lage sein,
solche Töne zu produzieren, kein Mensch besaß Lungen, die ihn ununterbrochen
solche Laute ausstoßen ließ. Die bohrende Melodie hatte etwas an sich, das an
der Luft riss und sich ins Fleisch der Realität fraß. Die Spitze der Kuppel
schlug unter dieser akustischen Attacke sogar Wellen.
So beiläufig, als geschehe es
aus purer Langeweile, nicht aber aus zielgerichteter Grausamkeit, zuckte die Frau
mit den Handgelenken und schickte Spiralen aus schimmernder akustischer Gewalt
an den Seiten der Pyramide nach unten. Die Wellenformen erfassten Pyr Rahl und
zogen ihn weg von den Steinen, um ihn dann durch die Luft wirbeln zu lassen.
Asche fiel in Schlieren von ihm ab, seine Rüstung verbog sich auf schier
unmögliche Art, und sein erstickter Schrei endete in dem Geräusch zerberstender
Knochen, als er schließlich implodierte. Die zermalmten Überreste des Death
Guard stürzten in das Kampfgetümmel am Boden. Diese lässige Art, dem Leben seines
Schlachtenbruders ein Ende zu setzen, entlockte Garro ein entsetztes Fauchen.
Er stürmte nach oben.
Als er fast unerwartet die
Spitze erreichte, ließ er den Bolter los, den er an einem Gurt trug, und griff
wieder nach Libertas. Er nahm das Heft in beide Hände und richtete es auf die
Kriegssängerin.
Neben ihm versuchte Decius ihm
Feuerschutz zu geben und verzog den Mund, als er sah, dass die Bolter-Salven
wie Querschläger umhersurrten, weil sie von der ungeheuren Energie der Klangwand
abprallten.
Die Kriegssängerin richtete
ihre Aufmerksamkeit auf Garro.
Ablehnung zeichnete sich auf
ihrem Gesicht ab, als sein Angriff ihr Sensorium störte. Er sah, wie sie sich umdrehte,
das wallende Haar rahmte ihr endlos schreiendes Gesicht ein. Er klammerte sich
an der Wut fest, die der Mord an seinem Untergebenen ausgelöst hatte, holte mit
dem Schwert aus und berührte ihren Schild aus Tönen. Es hörte sich an, als
würde man mit einem Messer über eine Glasscheibe kratzen. Ungerührt nahm sie
das Geräusch in sich auf und ließ es in ihre eigene wahnsinnige Kakophonie
einfließen.
Mit einem Mal wurde ihm
bewusst, mit welcher Art Widersacherin er es hier zu tun hatte. Die
Kriegssängerin ließ sich nicht mit der Energie von Licht und Hitze besiegen,
nur ein verheerender Schrei war in der Lage, sie zu töten.
Aus dem entsetzlichen Mantra,
das die Kuppel erfüllte, pflückte sie einen einzelnen anhaltenden Ton heraus
und formte aus ihm eine Faust aus unbeschreiblicher Resonanz. Garro sah den
Schlag kommen und stieß Decius zur Seite, während er selbst vor ihr
zurückzuweichen versuchte. Sie bewegte sich mit Schallgeschwindigkeit, und dann
gab es einen Überschallknall, der weiße Ringe aus Dampf in der Luft entstehen
ließ. Bevor Garro wusste, wie ihm geschah, traf sie ihn mit einem Hammer aus Hymnen.
Taubheit. Endloser Sturz.
Schmerz.
Decius' Verstand überschlug
sich, während er sich an den einfachsten Reaktionen festzuklammern versuchte. Dabei
war er kaum in der Lage, die ungeheure Gewalt zu begreifen, die wie aus dem
Nichts auf ihn eingestürzt war. Die Kuppel drehte sich um sich selbst, und
Decius' spürte, wie er auf der rauen Oberfläche der Pyramide aufschlug und dann
die Schräge nach unten rutschte.
Seine Energiefaust griff nach
einem herausragenden Rest eines alten Wasserspeiers, die Finger schnappten zu.
Von der steinernen Figur lösten sich kleine Stücke, aber insgesamt hielt sie
den auf sie einwirkenden Kräften stand und stoppte den unrühmlichen Sturz in
die Tiefe. Decius' Kopf dröhnte wie eine große Glocke, ein sonderbar
verschwommener Druck lastete auf seinen Augen. Er stieß einen gutturalen Fluch
aus und richtete sich auf. Seine Hypersinne sagten ihm, dass er Quetschungen
und kleinere Knochenbrüche davongetragen hatte, aber nichts davon war es wert,
weiter beachtet zu werden. Garro … Hauptmann Garro hatte ihm da oben das Leben
gerettet, als er ihn vor der Klangwelle der Kriegssängerin wegstieß.
Etwas regte sich in ihm, ein
ängstliches Aufflackern, das einer Panik näher war, als es bei einem Astartes
vorkommen sollte. Wo war er? Wo war der Gefechtshauptmann? Decius stand auf und
stellte zufrieden fest, dass er seinen Bolter noch bei sich trug. Der Gurt war
um sein Handgelenk geschlungen. Als ein
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