DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
als der in den Alkoven zurückkehrte.
»Nehmen Sie Kontakt mit der Andronius auf«, rief er dem Mann über die Schulter zu. »Geben Sie durch, dass der
Überläufer getötet wurde und dass die Verfolgerschiffe in der gleichen
Explosion zerstört wurden. Keine Überlebenden.«
»Ist das tatsächlich so
passiert?«, fragte Decius vorwurfsvoll.
»Tarvitz hat mich ... uns
gewarnt. Sie hörten, was er über Kom sagte.«
»Lord, ich hörte nur wildes
Gebrüll über Verrat und Virusbomben. Das war für Sie der alleinige Grund, einen
Befehl zu missachten?«
Sendek und seine Brüder begaben
sich in den hinteren Teil der Brücke, damit sie nicht belauscht wurden.
»Wenn Tarvitz das sagt, dann
stimmt es«, beharrte Garro mit sanfter Stimme.
Decius machte eine spöttische
Miene. »Bei allem Respekt, Hauptmann, aber ich kenne den Mann nicht, und für
mich ist Hörensagen nicht genug, um einen ausdrücklichen Befehl zu missachten
...« Garros Temperament erwachte wieder, er packte Decius am Kragen und zog ihn
so heftig zu sich, dass der den Halt verlor.
»Ich kenne Saul Tarvitz, Sie
Balg, und sein Wort ist mehr wert als tausend Worte von Eidolon!« Er zog seine
Armschiene hoch, um sie Decius vors Gesicht zu halten. »Sehen Sie das? Diese Gravur
hier? Dieses Zeichen ist alle Garantie, die ich benötige! Wenn Sie erst mal so
lange gekämpft haben wie ich, dann werden Sie lernen, dass es Dinge gibt, die
wichtiger sind als die Befehle Ihres Vorgesetzten!«
Wütend ließ er den Mann los und
ballte die Faust. Sendeks Gesicht war vor Schreck kreidebleich geworden.
»Wenn es stimmt, was er sagt,
wenn sich Schiffe in dieser Flotte darauf vorbereiten, den Planeten mit Viren zu
bombardieren, dann würde das den Tod Tausender Kameraden bedeuten.« Er schüttelte
den Kopf.
»Aber es gibt doch keinen
Grund, unsere Männer zu opfern, nur um die Choralstadt auszulöschen. Warum
sollte Horus so etwas zulassen? Das ergibt doch keinen Sinn.«
»Richtig«, stimmte Decius ihm
zu, da er inzwischen die Fassung zurückerlangt hatte. »Welchen Grund sollte der
Kriegsmeister dafür haben?«
Garro setzte zum Reden an, doch
er brachte die Worte nicht heraus. Der unglaubliche Schrecken, die Leere in
seinen Gedanken ließ ihn gleich wieder innehalten. Verrat.
Er konnte das Wort nicht aussprechen,
nicht über die Lippen bringen. Dass Horus selbst, der große Horus, der wundervolle,
prächtige Kriegsmeister so etwas tun würde ...
Bei dem bloßen Gedanken wurde
ihm schon übel. Der ungeheuren Erkenntnis folgte eine weitere. Wenn Horus diesen
Verrat in die Wege geleitet hatte, war er nicht allein gewesen.
Das Ganze war zu umfangreich,
zu gewaltig, als dass der Kriegsmeister das allein hätte bewerkstelligen
können. Ja, Horus' Brüder mussten eingeweiht sein: Angron, der stets zu allem
bereit war, das noch mehr Blutvergießen bedeutete, und der Death Lord
persönlich ...
»Mortarion ...« Garro sah
wieder diese abweisenden bernstein-farbenen Augen vor sich, erinnerte sich an
die Fragen und die Absicht seines Kriegsmeisters. Es ist für mich wichtig,
dass meine Legion geschlossen ein und dasselbe Ziel verfolgt , hatte er
gesagt. Wir müssen alle das gleiche Ziel vor Augen haben, sonst werden wir
scheitern.
War diese Falschheit das Ziel,
auf das Mortarion angespielt hatte?
Garro wandte sich ab, presste
den Handballen gegen die Stirn und kämpfte gegen den Konflikt an, der in seinem
Inneren tobte.
Plötzlich kam eine aufgeregte
Gestalt durch die Irisluke auf die Brücke gehastet, das Gesicht vor Angst
verzerrt. »Kaleb?«
Der Leibwächter verbeugte sich
zitternd. »Milord, Sie müssen schnell mitkommen! Bruder Voyen und ich ... auf
dem Waffendeck haben wir entdeckt ...« Er stammelte, da er gleichzeitig nach
Luft schnappte.
»Grulgor und seine Männer laden
die Hauptgeschütze ... sie laden sie mit Lebensfresser-Kapseln!«
»Virusbomben«, kommentierte
Sendek kühl und distanziert.
»Ja, Lord, ich sah es mit
eigenen Augen.«
Garro drängte den Widerstreit
in seinem Kopf in den Hintergrund und richtete sich auf. »Zeigen Sie es mir.«
Voyen konnte nur fassungslos
zusehen. Mit jeder weiteren Sphäre, die aus den Kisten geholt wurde, steigerte
sich sein Entsetzen ein Stück mehr. Als ausgebildeter Apothekarius war es seine
Pflicht, sich mit den zahlreichen Formen der biologischen Kriegsführung
auszukennen, weshalb ihm auch der Lebensfresser nicht fremd war. Er wünschte, er
hätte nichts darüber gewusst.
Er dachte zurück an den Tag
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