DGB 04 - Kreuzer Eisenstein

Sie uns auf Abfangkurs.«
    Decius sah seinen Kommandanten
an. »Lord, ist das so etwas wie ein Test? Erst müssen wir unseren zugewiesenen
Posten verlassen, und jetzt unsere eigenen Schiffe ohne eine Erlaubnis?«
    »Das kann ich Ihnen nicht
beantworten.«
    »Hauptmann!«, rief Sendek
aufgeregt. »Die Jäger haben das Thunderhawk erfasst ... und das Feuer
eröffnet.« Ihm war der Schock deutlich anzuhören.
    »Ein Warnschuss«, wiegelte
Carya ab.
    Voyen schüttelte den Kopf.
»Nein. Die Kogitatoren registrieren Energieanstiege auf der Hülle. Das Schiff
steckt Treffer ein.«
    Abermals ertönte das vertraute
Läuten, und Maas kam aus dem Alkoven zum Vorschein. »Gefechtshauptmann Garro,
ich habe eine unverschlüsselte Nachricht auf dem allgemeinen Kom-Kanal
empfangen.«
    »Schnell«, befahl Garro ihm.
    »Von Lordkommandant Eidolon von
der Andronius . Inhalt der Nachricht lautet: Flüchtendes Thunderhawk handelt
gegen die Befehle des Kriegsmeisters und wird als abtrünnig betrachtet. Alle
Schiffe der Flotte werden hiermit aufgefordert, das Schiff bei Sichtkontakt zu
zerstören.«
    »Wir sollen eines unserer
eigenen Schiffe abschießen?« Sendek wollte nicht glauben, was er da zu hören
bekam. »Hat er den Verstand verloren?«
    »Das Thunderhawk dreht bei«,
meldete Vought. »Es hat unseren Anflug bemerkt. Ich bestätige: Das Thunderhawk hat
Kurs auf uns genommen.« Sie sah Garro an. »Es ist jetzt in Reichweite unserer
Laserkanonen, Lord.«
    Caryas Miene war wie
versteinert, auf der Brücke machte sich eisiges Schweigen breit. »Was befehlen
Sie, Hauptmann Garro?«
    Der sah kurz zu Decius und
wandte sich dann zu Maas um.
    »Können Sie für mich eine
Schiff-zu-Schiff-Verbindung zu diesem Thunderhawk herstellen?«
    »Jawohl, mein Herr.«
    »Dann tun Sie das. Sofort.«
    »Aber mein Herr, unser Befehl
...«, begann Decius.
    Garro warf dem Krieger einen
mahnenden Blick zu. »Eidolon kann befehlen, so viel er will. Ich werde nicht auf
einen Astartes-Kollegen feuern, solange ich den Grund dafür nicht kenne.«
    Mit zügigen Schriften begab er
sich zum Eingang der Kom-Kabine und nahm Maas den Handkommunikator ab.
    »Thunderhawk auf
Annäherungskurs an die Eisenstein , identifizieren Sie sich«, bellte er
in das Mikrofon.
    Durch das Knistern der
Interferenzen kam die nervöse Antwort: »Nathaniel!« Decius sah, wie Garro
bleich wurde, als er die Stimme erkannte. »Ich bin's, Saul. Es tut gut, deine
Stimme zu hören, mein Bruder!«
    »Saul Tarvitz«, flüsterte
Sendek. »Der Erste Hauptmann der Emperors Children. Das ist unmöglich! Er ist
ein ehrbarer Mann. Wenn er zum Verräter geworden sein soll, dann ist die ganze
Galaxis verrückt geworden!«
    Decius musste feststellen, dass
er den Blick nicht von Garros schockiertem Gesicht abwenden konnte. »Vielleicht
ist sie das.«
    Es dauerte eine Weile, ehe
Decius begriff, dass er diese Worte ausgesprochen hatte.
     

     
    TEIL ZWEI
    Ein gespaltener Schwur
     
     
     
     
     
    ACHT
    Kein Zurück
    Opfer
    Augenblicks-Eid
     
     
    TOLLEN SENDEK RÜHMTE SICH GERN
seines scharfen Verstands und seines stets beherrschten Willens. Für ihn war es
Ehrensache, seinen Dienst für die XIV. Legion und für den Imperator mit Logik
und Bedacht zu verrichten. Er mied Unvernunft ebenso wie die unvorsichtige Art,
mit der einige seiner Brüder vorgingen. Rahl hatte sich oft über ihn lustig
gemacht, Witze darüber gerissen, dass Sendek den Begriff » stoisch «
völlig neu definieren würde, doch wenn er jetzt an seinen toten Kameraden
dachte, hätte er zu gern gewusst, was der zu seinem hochemotionalen
Gesichtsausdruck gesagt hätte.
    Es hatte nur einen Moment
gedauert, um ihn in diesen Zustand zu versetzen. Das fliehende Thunderhawk, die
Nachricht von Eidolon, der ungeheure Befehl, das Schiff zu zerstören und mit ihm
den Astartes-Offizier an Bord ...
    Sendek schüttelte den Kopf, um
diese völlige Verwirrung loszuwerden. Hatte Decius Recht damit, dass sie auf
die Probe gestellt werden sollten? Eine bizarre Übung, um die Kommando-crew der Eisenstein zu testen? Oder sollte Saul Tarvitz tatsächlich ein
Abtrünniger sein, den nichts anderes erwarten durfte als seine Hinrichtung?
Wenn sich ein imperialer Gouverneur wie Vardus Praal gegen den Imperator
stellen konnte, warum dann nicht auch ein Astartes?
    Hauptmann Garro hielt ein
Mikrofon in der Hand und sprach hastig hinein. Seine Knöchel traten weiß
hervor.
    »Saul? Was im Namen des
Imperators ist da los? Versuchen diese Schiffe dich