DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
dorthin verglüht ist«,
meinte Sendek finster. »Er verstieß gegen das Protokoll, entwendete ein
Thunderhawk und machte sich auf den Weg nach Isstvan III. Lordkommandant
Eidolon befahl seinen Abschuss.«
Hakurs Unglauben war nicht zu
übersehen. »Das ist ja lachhaft. Du musst dich irren.«
Decius schüttelte den Kopf.
»Wir waren alle mit dabei. Wir hörten den Befehl, aber Garro missachtete ihn.
Er ließ Tarvitz entkommen.« Der jüngere Astartes musste immer noch verarbeiten,
was sich abgespielt hatte und seine Loyalität auf eine harte Bewährungsprobe
stellte. »Das ist Aufwiegelei.«
»Ja, das ist es«, ertönte
Garros Stimme von der Luke, als er eintrat, gefolgt von Kapitän Carya und
Deckoffizier Vought. Auf Garros Zeichen hin versiegelte sie die Luke, und erst
da fiel Decius auf, dass der Leibwächter nicht bei ihnen war.
Der Gefechtshauptmann ging bis
zur Raummitte, wo er einen zusammengefalteten Stoffballen auf das Kontrollpult
legte. Dann warf er der Reihe nach jedem Anwesenden einen langen, forschenden
Blick zu. Decius kam es vor, als widerstrebe es Garro, weiterzumachen und das auszusprechen,
was gesagt werden musste. Schließlich seufzte er und nickte, als habe er sich
endgültig entschieden. »Wenn wir diesen Raum wieder verlassen, werden wir
Rebellen sein«, begann er.
»Unsere Brüder werden ihre
Waffen gegen uns richten. Ich werde von jedem hier verlangen, fragwürdige Dinge
zu tun, doch das lässt sich nicht vermeiden, denn uns bleibt keine andere Wahl.
Möglicherweise sind wir als Einzige in der Lage, andere zu warnen und ihnen
davon zu berichten, was hier geschieht.«
»Warnen, Lord? Wovor warnen?«,
fragte einer von Hakurs Männern verständnislos.
Garro sah Decius an. »Vor einem
Aufruhr.«
Carya räusperte sich. Im
Gegensatz zu seiner Stellvertreterin schien sich der Kapitän in der Gegenwart
so vieler Death Guard nicht unbehaglich zu fühlen. »Geehrter Gefechtshauptmann,
bei allem nötigen Respekt, aber dies ist immer noch mein Schiff, und ich
erwarte von Ihnen eine Erklärung, bevor das noch weitere Kreise zieht.«
»Ja, das ist Ihr gutes Recht«,
pflichtete Garro ihm bei.
Er sah auf seine Hände und
atmete tief durch. Mit ernster Stimme berichtete er von den Beobachtungen an
Bord des Schiffs und von seiner Konfrontation mit Grulgor.
Die anderen reagierten
entsetzt, als er von den Virusbomben erzählte, und als er schilderte, wie sich
der Kommandant gegen den Imperator ausgesprochen hatte, breitete sich Schweigen
aus.
Decius spürte, wie sich
angesichts der rasanten Entwicklungen seine Gedanken überschlugen. Es war, als
würde sich der Boden unter seinen Stiefeln in Schlamm verwandeln und ihn in
eine Welt des Chaos ziehen.
Vought war totenbleich
geworden. »Das Lebensfresser-Virus ... es wird sich doch nicht weiter
ausbreiten, oder?«
Sendek schüttelte den Kopf.
»Es konnte rechtzeitig isoliert
werden. Der Virenstrang ist schnell ausgebrannt.«
»Ich würde allerdings
empfehlen, das Abteil in den nächsten sechs Stunden nicht zu betreten«, warnte
Voyen.
»Nur aus Vorsicht. Das Virus
wurde zwar in den luftleeren Raum ausgestoßen, wo es nicht überleben kann, aber
in den Toten könnten noch schlafende Erreger vorhanden sein.«
»Unsere eigenen Leute«, meinte
Hakur fassungslos.
»Ich kann das kaum glauben. Ich
weiß, Grulgor war ein Prahler, der immer darauf aus war, möglichst viel Ruhm einzustreichen,
aber so etwas ... Warum sollte er etwas so Absurdes tun?«
Der Veteran sah Garro an, in
seinen Augen war ein fast schon naiver flehender Ausdruck zu erkennen. »Warum,
Milord?«
Garro wollte Grulgors Handeln
irgendwie erklären. So wie Voyen hatte ein Teil von ihm gehofft, das Ganze könnte
nur ein böser Traum sein oder ein vorübergehender Wahnsinn, von dem sein Rivale
erfasst worden war. Aber als er Ignatius in die Augen gesehen hatte, wusste er,
dass seine Hoffnung vergebens war.
Grulgor hätte sich niemals
einer Sache verschrieben, wenn dabei das Risiko des Scheiterns bestanden hätte.
Die Gewissheit, die absolute Überzeugung in den Gesichtszügen des anderen Death
Guard hatte Garro erkennen lassen, dass es die Wahrheit war.
Grulgor war der Beweis für die
von Tarvitz ausgesprochene Warnung, eine Tatsache, die ihn wie ein Fausthieb
ins Gesicht traf.
All die Kleinigkeiten, die
scheinbaren Nebensächlichkeiten, die Zweifel, das ungute Gefühl, die Stimmung an
Bord der Standhaftigkeit und der Rächender Geist , alles, was
Nathaniel in den letzten Tagen ins
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