DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
oben.
Neun
Ein Gebet
Tödlicher Regen
Auf der Flucht
ER WAR ALLEIN IN DEN
MANNSCHAFTSQUARTIEREN.
Hakur und die anderen waren im
Schiff unterwegs und führten seinen Befehl aus, die Eisenstein zu
sichern und unter ihre Kontrolle zu bringen. Aus weiter Ferne glaubte Garro die
schwachen Echos von Bolter-Schüssen zu hören und kniff die Lippen zusammen. An Bord
hielt sich nur noch eine Handvoll von Grulgors Männern auf.
Wie seine eigene Siebte
Kompanie war auch ein Großteil der Zweiten über die ganze Flotte verteilt, so
dass es nicht viele Krieger gab, die sich seinem Plan in den Weg stellen
konnten. Caryas Bereitschaft, sofort den Eid abzulegen, hatte sein Vertrauen zu
dem Kapitän gefestigt, zumal er durch ihn die Kontrolle über die
Brückenoffiziere erlangte. Zweifellos gab es in deren Reihen auch unzufriedene
Stimmen, doch diese Männer würden schnell einlenken, sobald der Astartes ihnen
einen Befehl gab, da sie wussten, dass sie anderenfalls nicht lange leben
würden.
Eigentlich hätte er mit den
anderen unterwegs sein sollen, doch die auf ihn einstürmenden Gefühle machten
es Garro schwer, sich zu konzentrieren. Er benötigte einen Moment Ruhe, um sich
für die kommenden Ereignisse zu rüsten, die er selbst in Gang gesetzt hatte.
Wieder und wieder dachte er
über die Männer aus der Death Guard nach, mit denen er Seite an Seite gekämpft hatte,
und fragte sich, wie und warum sie sich vom Imperator abgewandt hatten.
Der überwiegende Teil seiner Brüder
verdiente es, als gut und ehrbar bezeichnet zu werden, und Garro dachte, er
würde sie kennen, doch jetzt zweifelte er an seiner bisherigen Gewissheit.
Das wirklich Schreckliche an
dieser Erkenntnis war nicht die Tatsache, dass seine Brüder bereit waren, sich
von den Befehlen des Imperators loszusagen und sich dem Verrat hinzugeben.
Wirklich erschreckend war, dass die meisten nichts weiter als Waffen waren.
Wenn sie einen Befehl bekamen,
würden sie den sofort umsetzen, selbst wenn sie dessen Bedeutung und Tragweite
gar nicht begriffen.
Das Los der Astartes bestand
darin zu handeln, nicht zu hinterfragen. Der Gedanke, dass Horus diese unerschütterliche
Loyalität schamlos für seine Zwecke ausnutzen würde, entsetzte Garro.
Kurzzeitig hatte er mit dem Gedanken gespielt, alle Kom-Sender der Eisenstein zu aktivieren, um bei voller Leistung die Wahrheit über den Verrat an die
gesamte 63. Flotte zu übertragen.
Ganz sicher waren da draußen
auch noch ehrbare Männer unterwegs, Krieger wie Loken und Torgaddon, die in der
Legion des Kriegsmeisters dienten. Und auch Varren von den World Eaters. Wenn
er bloß mit ihnen Kontakt aufnehmen und sie warnen könnte. Aber das hätte für
jeden an Bord der Fregatte den Tod bedeutet.
Jede Minute länger, die sie
Funkstille wahrten, war für Garro eine Minute mehr, um ihre Flucht zu planen.
Brüder wie Loken und die anderen mussten ihren eigenen Weg aus diesem Alptraum
finden.
Die zu überbringende Nachricht
war weitaus wichtiger als das Leben einer Handvoll Astartes. Garro konnte nur
hoffen, dass er sie nach Abschluss dieser Mission wiedersehen würde entweder
zurück auf Terra am Ende ihrer eigenen Flucht, oder hier, wenn er von einer
Flotte begleitet zurückkam, um Vergeltung für den Verrat zu üben. Für den
Augenblick jedoch waren sie auf sich allein gestellt, was auf Garro und seine
Krieger ebenso zutraf.
Der Gefechtshauptmann ging
hinüber zum Waffenalkoven, den Kaleb für ihn eingerichtet hatte, und sah den
Adlerkürass auf einem Podest. Er war poliert und wirkte so makellos, als wäre
die Rüstung aus einem Museum gekommen, aber nicht vor weniger als einer Woche noch
in einer Schlacht in Mitleidenschaft gezogen worden. Er legte die Hand auf das
kühle Keramit und gestattete sich, die ganze Trauer zu spüren, die der Tod
seines Leibwächters bei ihm auslöste.
»Sie sind nicht vergebens gestorben,
Kaleb Arin«, sagte er vor sich hin. »Sie haben der Death Guard und der Siebten
eine große Ehre erwiesen.«
Garro wünschte, er könnte dem
Andenken an den Mann irgendeine Art von Tribut zusichern. Er wollte den Namen
seines Dieners an der Wand der Erinnerung auf Barbarus verewigen, um ihn zu
ehren wie einen vollwertigen Schlachtenbruder. Doch das konnte er jetzt nicht mehr
versprechen, da er nicht wusste, ob er die düsteren Himmel der Heimatwelt der
Death Guard jemals wiedersehen
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