DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
die Gelenke zischten und knackten, Granaten flogen. in hohem
Bogen auf ihn zu, prallten aber wirkungslos von ihm ab.
Seltsamerweise reagierte seine
Besatzung nicht mehr auf diese Gegenwehr. Zwar waren die gewaltigen Geschütze weiter
auf die feindlichen Stellungen gerichtet, aber sie schwiegen.
»Was in Terras Namen hat dieser
Narr vor?«, knurrte Temeter.
»Funken Sie den Titan an! Holen
Sie Princeps Turnet ans Kom und fordern Sie eine Erklärung von ihm!«
Der Hauptmann der Vierten
Kompanie suchte die Hülle der Maschine ab, konnte aber keine Schäden entdecken,
die schwer genug schienen, um ein Abschalten des Riesen zu rechtfertigen. Es
gab nicht mal einen erkennbaren Grund, warum der Titan überhaupt angehalten
hatte. Sein Blick wanderte über die verschiedenen Luken, die aber alle fest
verschlossen waren. Temeter suchte nach den Auslassventilen, aus denen
normalerweise Dampf von den verbrauchten Kühlgasen drang, doch auch diese Ventile
waren verschlossen. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn.
»Ich kann den Dies Irae nicht erreichen«, meldete der andere Mann.
»Warum antworten die nicht? Sie
müssen uns doch hören können.«
»Eine Biowaffe.« Temeter
überprüfte die Verschlüsse an seinem Hals, da er mit einem Mal von einer
düsteren Vorahnung erfasst wurde. Er legte den Kopf in den Nacken und sah in
den gelblichen Himmel über den gewaltigen Schultern des Titans. Dort oben war
ein Funkeln und Glitzern zu sehen, lange Streifen, die von der oberen Atmosphäre
herabsanken und weiße Rauchfahnen hinter sich herzogen. Der Anblick schockierte
ihn so sehr, dass er sofort aktiv wurde. »Kanäle zum ganzen Trupp öffnen«,
befahl er. »Alle Death Guard: Kampfhandlungen einstellen und Schutz suchen!
Biowaffenalarm! Begeben Sie sich in den Bunkerkomplex westlich von hier!«
Der andere Astartes gab den
Befehl über Kom weiter, während er und Temeter ihre spärliche Deckung
verließen.
Temeter sah, wie der Cybot
Huron-Fal kehrtmachte.
»Ullis Temeter!« Die
synthetische Maschinenstimme des ehrwürdigen Kriegers war laut und krächzend.
»Wer hat das befohlen?«
»Keine Zeit, alter Freund«,
rief er im Laufen. »Bringen Sie nur die Männer in den Bunker, und zwar sofort!«
Mit jedem Schritt überschlugen sich Temeters Gedanken, da er zu verstehen versuchte,
was da vor sich ging. Die Bomben fielen vom Himmel, und es gab nur einen, der
ihren Abwurf befohlen haben konnte.
Garro und Decius schafften es
gerade noch rechtzeitig, die Rampen hinaufzulaufen und auf die verglaste
Galerie über dem Mannschaftsquartier zu gelangen, um Zeuge zu werden, wie die
Flotte des Kriegsmeisters das Feuer auf Isstvan III eröffnete. Eine Myriade
silberner Streifen, die fast zu schnell waren, um sie mit bloßem Auge
mitzuverfolgen, bewegte sich von den Schiffen rings um die Eisenstein auf die Choralstadt zu. Obwohl die Geschosse nur verwischt zu erkennen waren,
musste Garro auch nicht mehr sehen, um zu wissen, was sie darstellten: schwere
Sprengköpfe der Atlas-Klasse, zu Raum-Oberflächen-Raketen umgebaut, servitor-gesteuerte
Marschflugkörper und Streubomben.
Es schien, als würden nur die
Waffen der Eisenstein schweigen, während sich alle anderen Schiffe der
63. Flotte an diesem Morden beteiligten. Der Bombenteppich war wie ein massiver
Regen, der schnell und zielgerichtet auf die Oberfläche herabsank. Von dieser
entsetzlichen Perspektive aus war der ferne grauweiße Flecken auf dem Hauptkontinent
deutlich als Choralstadt zu erkennen.
Garro sah entsetzt mit an, wie
der von Horus geschickte Tod rot aufflammte, sobald er in die Atmosphäre eintauchte
und auf seine Schlachtenbrüder niederging. Decius' Gesicht war von einer
grotesken Faszination geprägt, da er das Ausmaß der anstehenden Verheerungen zu
begreifen versuchte.
Temeter und Huron-Fal standen
an dem flachen Hügel vor der stählernen Zugangsluke zum Bunker und trieben ihre
Leute zur Eile an, damit sie weiterliefen und sich nicht umdrehten. Angst regte
sich in ihm, aber nicht um sein eigenes Überleben, sondern um das Wohl seiner Männer.
Die hatten prompt auf seinen
Befehl reagiert und sich geordnet zurückgezogen, nachdem sie einen Großteil des
Grabensystems bereits vom Feind befreit hatten. Hunderte befanden sich schon in
den Bunkern und igelten sich ein, um das bevorstehende Bombardement zu überstehen,
aber da waren noch etliche mehr, von denen er wusste, dass sie es nicht bis in
die Schutzräume schaffen würden. Wieder schaute er zum kränklich
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