DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
erwartete, Angst in Keelers
Gesicht zu entdecken, doch da waren nur Trauer und Mitgefühl. »Rogal Dorn«,
sagte sie und streckte ihre Hand nach ihm aus. »Fürchten Sie sich nicht. Sie
sind mehr als das versteinerte Gesicht, das Sie den Sternen zeigen. Sie können
sich öffnen. Sie müssen sich nicht vor der Wahrheit fürchten.«
»Ich bin die Imperial Fist«,
brüllte er, jedes Wort wirkte wie ein Hammerschlag. »Ich bin die
personifizierte Furcht!«
»Dann erkennen Sie die
Aufrichtigkeit in Nathaniels Worten. Erkennen Sie den Beweis für seine
Wahrhaftigkeit.« Sie winkte Oliton zu sich, die vom Iterator gestützt zu ihr
nach vorn kam.
Qruze lächelte schwach, als er
sah, wie sich die dunkelhäutige Dokumentatorin zusammenriss, um sich von ihrer
eleganteren Seite zu präsentieren.
»Ich bin Mersadie Oliton,
Memoratorin«, stellte sie sich vor und machte einen Knicks. »Wenn der Lord
Primarches gestattet, werde ich ihm eine Zusammenstellung dieser Ereignisse
zeigen.« Dabei zeigte sie auf ein Podest, das einen hololithischen Projektor
enthielt.
Dorn hielt das Schwert gegen
seine Brust und kochte vor Wut.
»Das ist mein allerletztes
Zugeständnis an Sie.«
Sigismund trat vor und führte
Mersadie zum Hololithen.
Vorsichtig zog die
Dokumentatorin ein dünnes Kabel aus ihrem Kleid und führte es zur glatten
Oberseite ihres kahlen, länglichen Schädels. Iacton hörte ein leises Klicken,
als der Stecker in einen unter der Haut verborgenen Anschluss gesteckt wurde.
Das andere Ende des Kabels schloss sie an einer Schnittstelle am Podest an.
Dann setzte sie sich im Schneidersitz auf den Boden und senkte den Kopf.
»Ich bin mit vielen Methoden
gesegnet, wie ich mich an Dinge erinnere. Ich werde schreiben, und ich werde
Bilderfolgen zusammenstellen. Das alles wird unterstützt von einer Reihe
implantierter mnemonischer Spulen.« Wieder strich sie mit dem Finger über ihren
Kopf. »Diese werde ich jetzt öffnen. Was ich Ihnen zeigen werde, Milord, ist so
geschehen, wie ich es erlebt habe. Diese Bilder können nicht erfunden oder
manipuliert werden. Das ...« Zitternd brach sie mitten im Satz ab, die Stimme
klang belegt, Tränen standen ihr in den Augen.
»Das hat sich zugetragen.«
»Es ist alles in Ordnung, meine
Liebe«, sagte Sindermann und nahm ihre Hand. »Seien Sie tapfer.«
»Es wird schwierig für sie
werden«, erläuterte Keeler. »Sie wird ein Echo der Gefühle zum Zeitpunkt der
Ereignisse erfahren.«
Der Hololith erwachte zum
Leben, trübe Bilder und unscharfe Formen wirbelten umher. In den traumartigen Sequenzen
sah Qruze Gesichter vorbeihuschen, von denen er manche erkannte, andere nicht.
Loken, der degenerierte Poet Karkasy, die Astropathin Ing Mae Sing, Petronella
Vivar und Maggard. Dann lichtete sich der Nebel, und einen Moment lang schaute
sich Oliton im Raum um, während der Hololith zeigte, was sie sah. Ihr Blick
blieb an Dorn hängen, der ihr zunickte.
Die Schleier im Hololithen
veränderten sich, und Garro bemerkte, wie die tanzenden Bewegungen im Inneren seine
Aufmerksamkeit auf sich zogen. Er wusste nur durch Qruzes Schilderung, was sich
im Versammlungssaal auf der Rächender Geist abgespielt hatte, aber jetzt
konnte er es selbst mit ansehen — aus dem Blickwinkel einer Augenzeugin.
Szenen vom Gemetzel auf dem
Schlachtfeld, die von der Choralstadt auf Isstvan III übertragen wurden,
schwebten vor ihnen, und Oliton schluchzte leise. Garro, Qruze und die Männer
der Imperial Fists waren Krieg gewöhnt, doch die Gewalt, mit der hier
vorgegangen wurde, verschlug sogar ihnen die Sprache. Er sah, wie Sigismund angewidert
den Mund verzog. Dann änderte sich die Einstellung, da sich Mersadie von den
übertragenen Bildern zum Kriegsmeister umdrehte, der auf einem hohen Podium
stand. Sein Gesicht war von kalten, entschlossenen Zügen gezeichnet. » Sie
Memoratoren sagten, Sie wollten den Krieg sehen. Nun, hier ist Ihr Krieg. «
Seine Stimme hatte einen genüsslichen Unterton.
Das war kein Krieger, der einen
notwendigen Kampf rechtfertigte, sondern ein Mann, der mit unverhohlener
Befriedigung Blut vergoss.
»Horus?« Der Name war nur der
Hauch eines Flüsterns auf Dorns Lippen, dennoch hörte Garro die Frage, die
Verwunderung. Der Primarch sah, wie falsch sich sein Bruder verhielt.
Dann erlebten sie durch
Mersadie Olitons Augen die Bombardierung von Isstvan III und der Choralstadt.
Silberne Pfeile schossen von den Schiffen in den Orbit, Räuber, die sich auf
ihre Beute stürzten. Während
Weitere Kostenlose Bücher