DGB 06 - Gefallene Engel
offenbaren. Aber die
Zeit läuft uns davon, und wir werden womöglich nachhelfen müssen, um unser Ziel
zu erreichen.«
»Was im Namen des Löwen wollen
Sie damit sagen?«, fragte Zahariel.
»Ich will damit sagen, es würde
unserer Sache helfen, wenn der Feind einen so abscheulichen Terrorakt begeht,
dass sich jede rechtschaffene Seele auf Caliban gegen ihn wendet.«
»Dann werden Sie lange warten
müssen«, konterte Zahariel. »Das Imperium würde so etwas niemals tun. Sie
vergeuden hier nur meine Zeit.«
»Du verstehst nicht, was ich
meine, Junge. Wir sollten diesen Terrorakt begehen und dafür sorgen, dass man ihnen
die Schuld daran gibt.«
Es folgte längeres Schweigen.
»Sie wollen ein Massaker
inszenieren und es dem Imperium anhängen?«, rief Zahariel. »Nemiel? Sag nicht, du
teilst diese Meinung!«
»Welche andere Wahl bleibt uns
denn?«, erwiderte der, doch Zahariel merkte ihm an, dass ihn die Worte dieses
Mannes ebenso entsetzt hatten.
»Wir können dem Imperium nicht
vertrauen«, sagte der erste Mann. »Wir wissen, dass sie unsere Versklavung
planen und uns unsere Welt abnehmen wollen. Darum sage ich, wir können sie nur
mit ihren eigenen verschlagenen Methoden bekämpfen. Wir müssen Feuer mit Feuer
bekämpfen, sonst werden wir sie nicht besiegen können.«
»Sie reden davon, unsere
eigenen Leute zu töten«, hielt Zahariel dagegen.
»Nein, ich rede davon, sie zu
retten. Hältst du es für besser, wenn wir gar nichts unternehmen? Vor allem dann,
wenn wir durch unsere Untätigkeit die kommenden Generationen zu einem
Sklavendasein verdammen. Zugegeben, der von mir vorgeschlagene Weg wird einige
Hundert, vielleicht sogar einige Tausend Menschenleben kosten, aber auf lange
Sicht werden wir Millionen Leben retten. Wichtiger noch: Wir werden unseren
Planeten und unsere Traditionen bewahren, und damit die Lebensweise, die uns
von unseren Vorvätern geschenkt wurde. Ich frage dich, ob das nicht ein paar
Menschenleben wert ist.«
»Diejenigen, die sterben
müssen, werden als Märtyrer angesehen werden«, warf der Dritte ein. »Indem sie ihr
Leben opfern, können wir die Freiheit unserer Welt gewährleisten.«
»Ja, das ist eine gute
Bezeichnung«, stimmte der Erste ihm zu.
»Märtyrer. Sie sterben, damit
Caliban frei sein kann. Ich weiß, unsere Ansichten sind nicht beliebt, Zahariel,
aber so werden sie leichter verdaulich. Und wenn dann die Zeit gekommen ist,
wird sich unser Volk hinter uns stellen. Dieser Akt wird die Feinde in das schlechteste
Licht rücken, das möglich ist, und er wird Hass gegen sie schüren.« Zahariel
betrachtete die vier Männer fassungslos und wunderte sich, dass sie allen
Ernstes glaubten, er würde sich diesem Wahnsinn anschließen. Von den Männern hatte
bislang nur ein Einziger kein Wort gesagt, und an ihn wandte er sich nun: »Was
ist mit dir, Bruder? Du hast dir das alles angehört und dich bislang nicht
geäußert. Ich möchte dich um deine Meinung bitten. Nein, ich verlange vielmehr,
deine Meinung zu erfahren.«
»Ich verstehe«, antwortete der
Mann nach einer kurzen Pause.
»Nun, wenn du meine Ansicht
wissen willst, dann sollst du sie erfahren. Ich bin in fast allen Punkten der
gleichen Meinung. Ich finde, wir müssen Maßnahmen gegen unseren Feind
ergreifen. Und mit Blick auf die militärische Überlegenheit des Gegners müssen wir
unseren Ehrenkodex vorübergehend aussetzen. Wir können es uns nicht leisten,
diesen Krieg zu verlieren, also müssen wir uns über unsere Skrupel hinwegsetzen
und zu Mitteln greifen, die wir für gewöhnlich als unehrenhaft ablehnen
würden.«
»Schön formuliert, Bruder«,
meldete sich der erste Mann zu Wort.
»Aber das ist nicht alles. Du
hast gesagt, du bist in fast allen Punkten der gleichen Meinung. In welchem
Punkt bist du es nicht?«
»Lediglich in der Frage der
Taktik«, erklärte der Vierte.
»Du sprachst von einem
Terrorakt, der unsere Leute gegen das Imperium aufbringt. Ich würde für eine
direkte Vorgehensweise plädieren.«
Die Stimmung in der Kammer
verdüsterte sich, und es kam Zahariel fast so vor, als würde sogar das Licht die
Flucht vor dem ergreifen, was dort besprochen wurde.
»Mit einem einzigen Akt könnten
wir der Moral des Feindes einen lähmenden Schlag versetzen«, sagte der vierte
Mann. »Wenn wir sehr viel Glück haben, gelingt es uns sogar, den Krieg mit
einer einzigen Aktion zu gewinnen.«
»Was für eine Aktion sollte das
sein?«, wollte der erste Mann wissen.
»Das ist doch
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