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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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eine Ära
von Tod und Zerstörung anbrach, doch dieser Tag war anders. Dies war ein Tag
der Freude, des Glücks und der Begeisterung. Ein Tag der Hoffnung.
    Es war der Tag, an dem der
Imperator vom Himmel herabstieg.
    Der Tag, der später als der
gelten sollte, mit dem die Zeit der Engel begann. An dem Tag selbst war diese
Bezeichnung allerdings noch niemandem ein Begriff.
    Giganten, Astartes, Erste
Legion — all diese Namen sollten verwendet werden, um die Neuankömmlinge zu
bezeichnen. Doch als der Tag, an dem der Imperator eintreffen sollte, näher
rückte, griffen die Menschen auf Caliban zu einem Namen mit mythischem Klang.
    Sie nannten sie wieder
Terraner.
    Es war ein guter Name, denn er
zeugte vom verlorenen Geburtsrecht der Menschheit und von der Herkunft der
ersten Siedler auf Caliban. Seit zweihundert Generationen, also seit der Alten
Nacht, hatte man, auf Caliban am Feuer gesessen und sich Geschichten über Terra
erzählt. Nun waren diese Geschichten Wirklichkeit geworden. Ihnen war durch die
gepanzerten Giganten Form gegeben worden.
    Der Moment der Entdeckung, der
Moment, als die Astartes zum ersten Mal mit den Bewohnern von Caliban Kontakt
aufnahmen, wurde schon jetzt zum Mythos erhoben. Aus der kleinen Saat der
echten Erfahrung sollte ein riesiger Baum der Mythen wachsen.
    Jeder würde seine eigene
Version der Begebenheit erzählen, die Legenden würden miteinander wetteifern.
Und schon sehr bald würde man vergessen haben, was sich tatsächlich zugetragen
hatte.
    Aber Zahariel wusste, er würde
die Wahrheit über diesen Tag niemals vergessen, denn er hatte mit Lion El'Jonson
und Luther dort im Wald gestanden, wo sich die Begegnung abspielte.
    Es stimmte, dass Luther sie als
Erster als Engel bezeichnet hatte, da die Astartes auf Feuersäulen vom Himmel
herabgeschwebt waren. Es war ein Begriff, der ihm im Eifer des Gefechts über
die Lippen gekommen war, ausgelöst durch grenzenloses Erstaunen.
    Aber Jonson hatte sich diese
Worte gut gemerkt.
    Zahariel und die anderen, die
den Löwen und Luther begleitet hatten, wurden in den Schilderungen bereits an
den Rand gedrängt, da die Geschichte nach größeren Namen als den ihren
verlangte. Mit der Zeit sollte man seinen Namen und seine Beteiligung völlig
vergessen. Aber auch wenn seine Rolle bei dieser Begebenheit mit jeder weiteren
Schilderung an Bedeutung verlor, störte sich Zahariel nicht daran. Er wusste,
es zählte nur die Geschichte. Bedeutungslos waren dagegen die Statisten, die
sich im Hintergrund aufgehalten hatten.
    Und davon abgesehen
interessierte sich ohnehin kaum jemand für den Wahrheitsgehalt. Die Menschen
auf Caliban wollten Ge-schichten hören. Sie brauchten diese Geschichten. So
vieles veränderte sich in so kurzer Zeit, dass sie etwas benötigten, das sie
mit der Wirklichkeit verband. Zahariel wusste, die Erzählungen halfen ihnen,
ihrem Leben einen Sinn zu geben.
    Natürlich kursierten Dutzende
Schilderungen, die alle für sich in Anspruch nahmen, die Wahrheit zu berichten.
Aber in gewisser Weise machte es das einfacher, ihn dabei auszulassen.
Angesichts der zahlreichen Versionen dessen, was sich an diesem Tag zugetragen hatte,
konnte sich jeder aussuchen, was ihm am besten gefiel. Manche bevorzugten die
ordinäre Variante, andere die ehrerbietige, wieder andere Geschichten waren voller
mitreißender Abenteuer oder neigten zum Prosaischen.
    In einem Punkt waren sie sich
aber alle einig. Von den Bergen hoch oben im Norden bis zu den Ozeanen im Süden
bekam die Geschichte stets den gleichen Titel, auch wenn sie inhaltlich noch so
sehr von der Realität abwich.
    Jeder nannte sie die Ankunft
der Engel.
    Nach der Ankunft der Engel
hatten die, die vom Himmel herabkamen, ihre Wunder mit den Bewohnern von Caliban
geteilt.
    Aber noch bedeutender als diese
Wunder war die Nachricht, dass der Schöpfer der Engel, der Imperator, in all
seiner Pracht auf den Planeten kommen würde.
    Im Zuge seiner Ankunft sollte
auf Caliban nichts mehr so sein wie zuvor.
    Zahariel betrachtete die
Zehntausende, die sich in der riesigen Arena gleich unterhalb der
Festungsmauern drängten. Nie zuvor hatte er so viele Menschen an einem Ort
versammelt gesehen — sein Kopf dröhnte, denn er hatte Mühe zu begreifen, was
seine Augen erfassten. Und genau genommen hatte er auch noch nie eine so riesige
freie Fläche zu Gesicht bekommen, denn bis vor kurzem hatten überall auf
Caliban dichte Wälder das Panorama bestimmt.
    Doch in ihrer zerstörerischen
Kreativität hatten

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