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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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ein
glitzerndes silbernes Licht, das die Umrisse der gepanzerten Krieger auf die
gleiche Weise zeigte, wie er die Bestie gesehen hatte. Als er den Kopf zur
Seite drehte, erkannte er, dass der Raum kreisrund und fast ein exaktes Abbild
des Rundsaals auf Caliban war. Die Ränder jeder Oberfläche zogen einen
Strahlenkranz aus funkelndem Licht hinter sich her, als würde ein unsichtbarer
Wind flimmernden Staub umherwehen. Er konnte die um ihn versammelten Astartes
so deutlich erkennen, als würden sie von Scheinwerfern angestrahlt. »Ich sehe
Sie«, sagte er.
    Er konnte beobachten, wie sich
die Krieger gegenseitig ver-ständnislos ansahen, und genoss deren Unbehagen über
seine aufkommende Fähigkeit. Die glitzernden silbernen Umrisse der Astartes
verblassten, und Zahariel nahm flüchtig wahr, wie sich eine immense Macht am Rand
seines Verstands vorzukämpfen versuchte.
    »Vorsicht, Zahariel«, warnte
ihn eine sanfte Stimme, deren Ursprung er nicht feststellen konnte und die den Schmerz
linderte, der durch jeden Nerv fuhr. »Du bist in diesen Dingen nicht geschult,
und eine solche Macht darf man nicht so bedenkenlos ins Spiel bringen. Nicht einmal
die mächtigsten unserer Art kennen alle Gefahren, die mit solchen Dingen
einhergehen.«
    Obwohl er die Worte klar und
deutlich hören konnte, wusste Zahariel, dass sie nur in seinem Kopf
existierten. Israfael, Midris und die anderen bekamen nichts von dem mit, was
ihm gesagt wurde. Wie es dem Sprecher gelang, in Zahariels Kopf zu ihm zu
sprechen, konnte er sich nicht erklären, doch er vermutete, dass es mit jener
unbekannten Macht zusammenhing, die ihm beim Sieg über die Bestie geholfen
hatte und über die der Sprecher erkennbar ebenfalls verfügte. Kaum hatte die
Stimme ihn zur Ruhe kommen lassen, verstummte sie auch wieder, und er hörte
Israfael sagen: »Was ich wissen will, kann ich auch ohne dein Zutun in deinem
Kopf finden. Aber danach wird von dir weniger übrig sein, als du jetzt bist.
Sofern überhaupt irgendetwas von dir übrig bleibt. Es wäre also besser, wenn du
uns von dir aus alles erzählst, was du weißt.«
    Die Berührung zog sich zurück,
und Zahariel stöhnte erstickt auf, während er zusammenbrach. »Also gut«, flüsterte
er.
    »Ich werde Ihnen alles sagen.«
     
    Zahariel zwang sich aufzustehen
und baute sich stolz vor seinen Anklägern auf, um zu zeigen, wie wenig er ihre
Fragen fürchtete.
    Bei seiner Einführung in den
Orden hatte er dem Löwen, Luther und Lord Cypher getrotzt, und mit der gleichen
Entschlossenheit würde er auch hier vorgehen.
    Das alles umgebende silberne
Licht verblasste, und so erzählte er seine Geschichte im Dunkeln.
    Er berichtete von dem
heimlichen Treffen der Verschwörer, ließ dabei aber seinen Cousin unerwähnt, da
er wusste, wenn er Nemiels Namen auch nur nannte, würde den das in den Augen
der Astartes sofort zur Verdammnis verurteilen. Nemiel hatte diesen Fehler aus Naivität
begangen, so wie er selbst auch, und er hoffte, die Krieger würden diesen Umständen
Rechnung tragen.
    Es war immer noch besser, für
jung und dumm, statt für einen Verräter gehalten zu werden.
    Er erzählte von den vier
verhüllten Verschwörern und schilderte, wie er den einen Mann in der Menge von diesem
Treffen wiedererkannt hatte. Dann beschrieb er das Unbehagen und die kühle
Entschlossenheit, die ihm aufgefallen war, als er in der Ehrengarde neben dem Löwen
gegangen war, um den Imperator zu empfangen.
    Diesmal stellten sie nicht
infrage, wieso er Bruder Ulient als Attentäter erkannt hatte, doch er spürte
deutlich Bruder Israfaels Interesse an Zahariels seltsamer Fähigkeit
wiedererwachen, durch die er Gegenwart und Absicht des Mannes wahrgenommen
hatte.
    Immer wieder stellten sie ihm
Fragen, und jedes Mal konnte er ihnen nur die stets gleichen Abläufe schildern.
Dass Bruder Israfael weiterhin in seinem Geist präsent war und jedes Wort
überprüfte, konnte er deutlich spüren. Ob ihm auch bewusst war, wie vage
Zahariel die Fragen danach beantwortete, wie er es überhaupt in den Kreis
dieser Verschwörer hatte schaffen können, äußerte er mit keinem Wort. Plötzlich
kam es ihm vor, als wolle sich Israfael mit diesem Teil der Geschichte auch gar
nicht so intensiv beschäftigen.
    Seine Eingebung sagte Zahariel,
dass Israfael ihn von jedem Verdacht entlastet sehen wollte, damit er doch noch
ein Astartes werden und er ihn weiter im Umgang mit seinen Kräften unterweisen
konnte. Der Gedanke ermutigte ihn, und er erzählte seine

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