DGB 06 - Gefallene Engel
Offensichtliches entdecken, woraufhin
er mit den Fäusten gegen die Wände schlug. Doch auch das half ihm nicht weiter.
Erst als er seine Wange gegen
die Wand gegenüber dem Bett drückte und die Wand der Länge nach betrachtete,
entdeckte er ein paar vertikale Linien, die auf eine Tür schließen ließen. Wie
sich die allerdings öffnen ließ, war nicht ersichtlich.
Dass er sich nicht mehr auf
Caliban befand, war ihm längst klar.
War dies hier eines der
Schiffe, mit denen die Erste Legion zu den Sternen reiste? Die Wand vibrierte
schwach, und er konnte ein Geräusch wahrnehmen, das nach einem schwachen
Rhythmus klang — möglicherweise der Herzschlag des Schiffs? Obwohl er sich in einer
eindeutig misslichen Lage befand, verspürte er doch eine gewisse Aufregung bei
dem Gedanken, er könnte die Welt, auf der er geboren war, verlassen haben.
Er kehrte zum Bett zurück und
war frustriert, dass er mit niemandem Kontakt aufnehmen und seine Unschuld
beteuern konnte. Er hatte den Verräter von dem geplanten Attentat abgehalten,
aber er selbst war kein Verräter. War das denn nicht offensichtlich gewesen? Da
es nichts gab, womit er sich hätte ablenken können, produzierte seine Fantasie
die düstersten Aussichten. Vielleicht war der Imperator tot, und seine Astartes
hatten Caliban dafür auf das Schrecklichste bezahlen lassen, indem sie die
Festungen und Städte mit ihren riesigen Waffen einfach komplett ausgelöscht
hatten? Vielleicht wurden die Ordensritter in diesem Moment in ganz ähnlichen
Zellen festgehalten und gefoltert, damit sie Geständnisse ablegten? So albern
der Gedanke war, wollte sein Verstand nicht von den glühenden Eisen, den
Messern und allen anderen Instrumenten, die dabei zum Einsatz kommen mochten,
abrücken.
Schließlich kletterte er wieder
ins Bett, doch kaum hatte er den Kopf auf die Platte sinken lassen, nahm er einen
leichten Luftzug wahr. Er sah auf und konnte noch eben sehen, wie zwei Astartes
durch die seltsame Tür die Zelle betraten. Beide trugen schlichte, schmucklose
schwarze Rüstungen. Sie packten ihn, zogen ihn vom Bett und schleiften ihn mit
sich aus der Zelle.
Draußen wartete Bruder Israfael
auf ihn, neben ihm stand ein weiterer Astartes, der eine weiße Rüstung trug. An
der rechten Hand befand sich ein übergroßer Panzerhandschuh. Sie zerrten ihn
durch den Korridor, der aus dem gleichen nackten Metall bestand, allerdings nicht
so hell beleuchtet war.
»Bitte!«, rief er.
»Was machen Sie mit mir? Wohin bringen
Sie mich?«
»Ruhig!«, herrschte ihn einer
der beiden Astartes an. Zahariel erkannte die Stimme als die von Midris wieder,
der ihn von dem Attentäter weggezogen hatte.
»Bitte, Bruder Israfael! Was
geschieht mit mir?«
»Es wäre für dich am besten,
wenn du schweigst, Zahariel«, antwortete der, während die beiden ihn um eine Ecke
schleppten und auf einen Türbogen zusteuerten, hinter dem sich ein
abgedunkelter Raum befand. Als sie das Portal durchschritten, spürte Zahariel,
dass es dahinter einige Grad kühler war. Ein unangenehmer Geruch stieg ihm in
die Nase, und er sah, wie sein Atem in der kalten Luft Wolken bildete.
Ein wenig Helligkeit kam aus
dem Korridor, durch den man ihn gezerrt hatte, aber als im nächsten Moment die
Tür geschlossen wurde, versiegte auch diese Lichtquelle. Gepanzerte Fäuste
zogen ihn hoch, bis er in völliger Dunkelheit dastand.
»Was geschieht mit mir?«,
fragte er.
»Warum sagt mir keiner, was
hier los ist?«
»Sei ruhig«, befahl eine ihm
fremde Stimme, die aus dem Nichts auftauchte und ihn zusammenzucken ließ. Dann
hörte er Schritte, die ihn umkreisten, aber um wie viele Personen es sich
handeln mochte, konnte er nicht sagen. Er wusste, Israfael, Midris und der
Krieger in der weißen Rüstung waren hier, ebenso der zweite Astartes, der ihn
aus der Zelle geholt hatte. Aber hielt sich in der Dunkelheit noch jemand auf?
»Zahariel«, sagte Israfael in
der Schwärze.
»Das ist dein Name, richtig?«
»Das wissen Sie doch! Sagen Sie
mir bitte, was passiert ist!«
»Nichts«, erwiderte der andere.
»Gar nichts ist passiert. Der Plan ist fehlgeschlagen, und der Verschwörer wird
derzeit verhört. Wir werden schon bald wissen, wer uns Schaden zufügen wollte,
und dann werden wir entsprechende Maßnahmen ergreifen.«
»Ich hatte nichts damit zu
tun«, beteuerte Zahariel und schlang ängstlich die Arme um sich. »Ich habe ihn aufgehalten.«
»Das ist auch der einzige
Grund, warum du nicht auf dem Martertisch
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