DGB 06 - Gefallene Engel
Geschichte mit neu gewonnenem
Selbstbewusstsein.
Wieder beendete er seine Ausführungen
damit, wie er Bruder Ulient niederrang, und spürte, wie die zuvor eindringliche
Feind-seligkeit im Raum nachließ und sich in ein Gefühl wachsender Bewunderung
verwandelte.
Schließlich zog sich Israfael
ganz aus seinem Geist zurück, woraufhin auch der auf seinen Kopf wirkende Druck
abebbte.
Ein Licht erwachte allmählich
zum Leben, und diesmal war es eine reale Quelle. Leuchtkugeln an den Wänden
wurden heller, bis Zahariel seine Augen gegen die Helligkeit abschirmen musste.
Dann sah er die Männer, die ihn
verhört hatten, um sich herumstehen.
»Du besitzt Mut, Junge«, sagte
Midris beinahe freundlich. »Wenn es stimmt, was du sagst, sind wir dir noch etwas
schuldig.«
»Es ist wahr«, erwiderte
Zahariel und wünschte sich, er könnte freundlich reagieren. Doch ihn ärgerte
die grobe Behandlung durch den Krieger nach wie vor. »Sie müssen nur Bruder
Israfael fragen.«
Israfael lachte, und als er zum
Reden ansetzte, verspürte Zahariel große Erleichterung. »Es stimmt, Midris, ich
konnte in seinen Worten keine Lüge entdecken.«
»Ganz sicher?«
»Habe ich mich je geirrt?«
»Nein, aber es gibt für alles
ein erstes Mal.«
»Er irrt sich nicht«, ertönte
eine Stimme hinter Zahariel. Er drehte sich um und sah in der Tür die
Silhouette einer großen Gestalt in einer prachtvollen, glänzenden Rüstung. Die
Stimme hatte er zuvor in seinem Kopf vernommen, honigsüß und so tief wie ein
Ozean-graben.
Zahariel versuchte zu erkennen,
was sich im grellen Licht hinter der Gestalt befand, doch seine Augen
benötigten nach der langen Zeit in völliger Dunkelheit eine Weile, ehe sie sich
an die Helligkeit gewöhnt hatten. So konnte er außer einem goldenen Lichtkranz
hinter dem Krieger kaum etwas ausmachen.
Die Astartes knieten sich hin
und senkten die Köpfe, und sosehr Zahariel auch versuchte, das Gesicht des Neuankömmlings
zu sehen, wusste er doch, er war nicht würdig, es zu betrachten.
»Kniet nicht nieder«, sagte die
Gestalt, die das helle Licht mit sich zu tragen schien, als sie den kreisrunden
Raum betrat.
»Erhebt euch.«
Die Astartes erhoben sich wieder,
während Zahariel wie an-gewurzelt stehen blieb. Sein Blick war auf den Boden
gerichtet. Der Lichtschein breitete sich aus wie Wellen auf goldenem Wasser,
als der Krieger näher kam.
»Wie es scheint, bin ich dir zu
Dank verpflichtet, junger Zahariel«, sagte die goldene Gestalt. »Bald wirst du es
vergessen haben, aber solange deine Erinnerungen noch dir gehören, sollst du
wissen, dass ich dir sehr dankbar bin für das, was du getan hast.«
Zahariel versuchte etwas zu
erwidern, doch sein Mund war wie versiegelt, seine Zunge rührte sich nicht. Keine
Macht der Galaxis hätte ihn dazu bringen können, dem Krieger ins Gesicht zu
sehen.
Wie bei dem Wächter im Dunkel
war ihm auch hier klar, dass ihn der Sturz in den Wahnsinn erwartete, sollte er
versuchen, den Blick zu heben.
Wieder bemühte er sich, Worte
zu bilden, doch sobald sie in seinem Geist entstanden waren, wurden sie weggerissen
wie Laub in einem Hurrikan. Zahariel konnte nichts sagen, trotzdem wusste er,
die prachtvolle Gestalt vor ihm kannte seine Gedanken mindestens so gut wie
ihre eigenen.
Er spürte die Präsenz des
Kriegers wie ein immenses Gewicht, das auf seinen Verstand drückte. Dass diese unglaubliche
Macht nicht einfach seine Existenz auslöschte, war einem Willen zu verdanken,
der sie in Schach hielt und der stärker war als jeder Fels auf Caliban.
Die Macht, die in ihm selbst
heranwuchs, und jene andere Kraft, der er in Israfaels Verstand begegnet war, wirkten
im Vergleich zu den Fähigkeiten dieses Mannes wie zwei flackernde Kerzen, die
Wind und Wetter ausgesetzt waren. Zahariel kam es vor, als würde sich eine Decke
über ihn legen und ihn ersticken, doch zu seinem Erstaunen war diese Empfindung
alles andere als unangenehm.
»Ihn hat die Macht berührt«,
erklärte der Krieger. Zahariel spürte, wie sein Geist von diesem Satz beflügelt
wurde, auch wenn er zugleich Angst vor der Bedeutung der vorangegangenen Worte
hatte.
»Das ist wahr, mein Lord«,
stimmt Israfael ihm zu.
»Er ist ein erstklassiger
Kandidat für das Scriptorium.«
»Das ist er allerdings«, meinte
der Krieger.
»Leite alles Notwendige in die
Wege. Aber er darf sich an nichts davon erinnern. In der Legion darf es nicht
einmal den Anschein von Unstimmigkeit geben. Wir müssen eins sein, sonst sind
wir
Weitere Kostenlose Bücher