DGB 06 - Gefallene Engel
nahen Verwandten beklagt. Wenn man sie reden hört,
sollte man meinen, dass höhere Gewalt diesen Fehlschlag zu verantworten hat.
Deshalb meine ich, Sie sollten ihnen nicht trauen. Entweder zögern die die
Unterwerfung absichtlich immer weiter hinaus, oder sie sind die größten
Pechvögel der ganzen Galaxis, denen eine höhere Macht ständig ein Bein stellt. Ich
weiß nicht, wie Sie das halten, Bruder, aber ich glaube weder an Glück noch an
Pech.«
»Ganz meine Meinung«, sagte
Zahariel. Er suchte die Menge auf dem Aussichtsdeck nach ihm unbekannten Uniformen
ab.
»Ich sehe hier keinen Saroshi.«
»Die werden Sie morgen zu sehen
bekommen«, antwortete Kurgis. »Für morgen ist eine Feier geplant. Die Saroshi
wollen Sie auf ihrer Welt begrüßen, so wie sie uns vor einem Jahr begrüßt
haben. Es wird ein Fest geben, ein Unterhaltungsprogramm und so weiter. Hier auf
der Unbezwingbare Vernunft und auch unten auf Sarosh. Ich bin davon
überzeugt, es wird ... feierlich. Zweifellos werden die Führer der Saroshi
viele Versprechen machen, und Sie werden meinen, dass die Unterwerfung zum
Greifen nah ist. Die Saroshi werden behaupten, Tag und Nacht daran zu arbeiten,
um die vom Imperium übertragenen Aufgaben zu erledigen. Sie werden davon
erzählen, wie sie ihre Begeisterung für das Imperium wiederentdeckt haben, wie
glücklich sie sind, dass Sie gekommen sind, um sie vor ihrer eigenen Ignoranz
zu retten. Glauben Sie ihnen kein Wort, Bruder. Ich war immer der Ansicht, dass
sich der wahre Wert eines Mannes nach seinen Taten bemisst, nicht nach seinen Worten.
Wenn man das auf die Saroshi überträgt, dann sind sie sogar völlig wertlos.«
»Dann zweifeln Sie also an
deren Motiven?«, fragte Zahariel.
»Glauben Sie, die Saroshi
betreiben ihre Hinhaltetaktik aus einem bestimmten Grund?«
»Das weiß ich nicht. Auf meiner
Heimatwelt gibt es eine Redewendung: >Wenn ein Mann einer Wolfsfährte folgt,
wird er wahrscheinlich auf einen Wolf stoßen.< Aber ich kann für meinen
Verdacht keinen Beweis liefern, Bruder. Ich finde nur, ich sollte Sie im Geist
der Kameradschaft vor ihnen warnen. Hüten Sie sich vor diesen Leuten. Bald
werden die White Scars von hier abgereist sein. Shang Khan hat bereits
befohlen, alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen, damit wir von hier
aufbrechen können. Die Flinker Reiter wird dieses System in vier Stunden
verlassen.«
Kurgis lächelte ohne einen
Funken Humor.
»Danach sind Sie auf sich
gestellt.«
Zwanzig
»WIE SIND SIE, DIESE ENGEL?«,
fragte Dusan sie. Sein Gesicht war hinter einer starren goldenen Maske
verborgen. »Wenn man ihren Geschichtenerzählern glauben darf, dann sind die
Dark Angels brutale, kriegerische Giganten. Sie wandeln zwischen den Sternen und
lassen Zerstörung herabregnen. Sind sie gekommen, um uns zu vernichten? Sollten
wir sie fürchten?«
»Es gibt keinen Grund zur
Furcht«, erwiderte Rhianna Sorel und verfluchte innerlich die calibanischen
Geschichtenerzähler mit ihrem Hang zu maßlosen Übertreibungen. Fast hätte sie
die Stirn gerunzelt, doch sie hielt sich noch rechtzeitig zurück, da Dusan ihr
Gesicht sehen konnte, während das umgekehrt nicht möglich war.
»Ja, die Dark Angels führen
Krieg gegen die Feinde des Imperators, aber dazu gehört nicht das Volk von
Sarosh. Sie gehören zum Imperium, Sie sind unsere Brüder.«
»Das ist beruhigend«, sagte
Dusan, wandte sich ab und deutete mit einer ausholenden Geste auf die Stadt. »Wir
haben uns solche Mühe gegeben, alles für ihre Ankunft vorzubereiten und sie
begrüßen zu können. Es wäre eine Tragödie, wenn sie herkämen, um all das zu zerstören.
Die Stadt ist wunderschön, nicht wahr? Ist sie Ihres Bildmachers würdig?«
»Mehr als nur würdig«, entgegnete
sie und hielt den Bildrecorder hoch, den sie an einem Gurt über die Schulter
trug.
»Mit Ihrer Erlaubnis würde ich
noch gern ein paar Aufnahmen machen, bevor sich die Lichtverhältnisse ändern.
Dann habe ich eine Orientierung, wenn ich später komponiere.«
»Wie Sie wollen.«
Sie standen auf einem Balkon
und überblickten die Stadt Shaloul, die Hauptstadt von Sarosh. Fast zwölf Monate
waren vergangen, seit Rhianna auf diesen Planeten gekommen war, doch in dieser
Zeit war es ihr kaum einmal gestattet worden, die Oberfläche dieser Welt zu
besuchen. Trotz der Offenheit der Bewohner und einer zumindest dem Anschein
nach mildtätigen Kultur galt
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