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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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haben. Darauf angesprochen,
behauptete die Regierung, die Ergebnisse der Volkszählungen seien dann wohl falsch.«
    »In welcher Größenordnung
bewegt sich denn die Abweichung?«, wollte Zahariel wissen.
    »Acht Prozent«, antwortete
Kurgis. »So ausgedrückt, klingt das nicht nach viel. Aber wenn die Zahlen
stimmen, dann sind in den letzten zehn Jahren über siebzig Millionen Saroshi
verschwunden.«
     
    Es war ein wunderschöner Abend.
Während Rhianna durch die Straßen und Passagen von Shaloul schlenderte,
erfreute sie sich an den außergewöhnlichen Bildern, die sich ihr überall boten.
Das von Dusan erwähnte Fest war bereits in vollem Gang. In den Straßen drängten
sich die Feiernden, alle hinter ihren Masken verborgen.
    Tänzer in fremdartigen Kostümen
erfüllten die Stadt mit Leben und zogen Drachen und farbige Bänder hinter sich
her.
    Sie sah Jongleure und Clowns,
Schlangenmenschen und Pan-tomimen, Turner und Akrobaten. Sie sah Riesen auf
Stelzen, Schwertschlucker und Feuerschlucker, und über allem lag die Musik der
Saroshi.
    Eigenartige Klänge trieben ihr
aus der feiernden Menge entgegen.
    Die Lieder von Sarosh waren
wunderschön, aber auch ver-wirrend. Immer wieder wechselte die mit der Melodie vermittelte
Stimmung, eben noch waren komplexe harmonische Muster zu hören, da veränderten
sie sich auch schon wieder zu Disharmonien.
    Ohne Vorwarnung drückten sie im
ersten Moment Freude und im nächsten tiefe Trauer aus.
    Sie hörte Noten und
Tonartenwechsel, von denen sie bis dahin nicht einmal gewusst hatte, dass sie
überhaupt existierten. Es war, als hätte eine besondere Eigenschaft dieser
Musik die Bandbreite ihres Hörvermögens erweitert. Darunter fanden sich nahezu
versteckt die erschreckendsten Rhythmusvariationen, die sie je gehört hatte.
    Während sie diesen ständig
wechselnden Melodien lauschte, wurde Rhianna erstmals bewusst, wie perfekt und
fantastisch Musik eigentlich sein konnte. Sie hatte ihr ganzes Leben als
Komponistin verbracht, aber nichts von dem, was sie je geschrieben hatte,
konnte es mit den erstaunlichen Klängen aufnehmen, denen sie hier mitten auf
der Straße begegnet war. Diese Erfahrung war so berauschend wie das Aroma, das
ihr auf dem Balkon in die Nase gestiegen war.
    Dusan war bei ihr und hielt
ihren Ellbogen fest, um sie durch die Menge zu dirigieren. Nachdem Rhianna auf
Sarosh gelandet war, hatte man ihnen gesagt, die Behörden des Planeten hätten
jedem von ihnen einen Begleiter und Fremdenführer zur Seite gestellt, damit sich
niemand verlief. Sie vermutete, dass Dusan ihr nicht nur folgte, um auf sie
aufzupassen und möglichen Ärger von ihr fernzuhalten.
    Bei ihrem ersten
Zusammentreffen hatte sie ihn gefragt, womit er seinen Lebensunterhalt
verdiente, und er hatte gesagt, er sei ein Exegetist. Soweit sie das verstand,
war er ein hauptberuflicher Erklärer. Angesichts der Dimensionen der Bürokratie
auf Sarosh war es kein Wunder, dass selbst die eigentlich trivialsten Angelegenheiten
teuflisch komplexe Ausmaße annahmen, wenn Dutzende Bürokraten anzuhören waren, von
denen jeder die Statuten des Planeten anders auslegte.
    Solche Situationen eskalierten
manchmal zu Streitigkeiten, die sich über zwanzig oder mehr Jahre erstrecken
konnten. Zu dem Zeitpunkt hatten alle Beteiligten längst die ursprüngliche
Frage vergessen, die den Stein damals ins Rollen gebracht hatte.
    In solchen Fällen wurde ein
Exegetist hinzugezogen, der die Gründe für die Meinungsverschiedenheit
recherchierte und dann den im Streit befindlichen Parteien den Sachverhalt
erklärte.
    Das Ganze war ein eigenartiges
System, aber Rhianna hatte sich in der Vergangenheit schon mit unangenehmeren
Begleitern abfinden müssen. In den ersten Monaten war sie bei ihren seltenen
Ausflügen nach Sarosh von einem halben Trupp imperialer Soldaten begleitet worden,
die ihr wie gelangweilte und gereizte Schatten gefolgt waren.
    Es war unangenehm und vor allem
schwierig gewesen, mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten, wenn einem ein
Team aus massiv bewaffneten Männern dabei über die Schulter schaute.
    Glücklicherweise hatte die
Flotte auf Drängen des Designierten Lord-Gouverneurs Furst in den letzten Monaten
ein entspannteres Auftreten an den Tag gelegt. Der Planet Sarosh war zwar
vielleicht nicht zu hundert Prozent unterwürfig, aber er galt als sicher genug,
dass sich imperiales Personal in den Städten bewegen konnte, ohne auf Schritt
und Tritt von einer Militäreskorte begleitet zu

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