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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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werden.
    Gleichzeitig hatten Armee und
Flottenkommandanten in der Hoffnung, die Bewohner von Sarosh und die Imperialen
einander näherzubringen, damit begonnen, ihren Leuten vermehrt Land-urlaub auf
dem Planeten zu genehmigen.
    »Hier entlang«, sagte Dusan.
    Irgendwann an diesem Abend
hatte er begonnen, sie durch die Straßen zu lotsen, als wolle er sie zu einem bestimmten
Punkt bringen. Sein Griff um ihren Ellbogen war fester geworden, doch das hatte
sie kaum bemerkt.
    Von der Musik und dem Duft der
lilafarbenen Blüten berauscht, war sie einfach seinen Anweisungen gefolgt.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie
und nahm beiläufig von ihrer ungewöhnlich schleppenden Stimme Notiz.
    »Es gibt einen Ort, an dem
bessere Musik gespielt wird«, ließ er sie wissen. »Wir müssen nur noch ein
kleines Stück weitergehen.«
    Plötzlich wurde er schneller,
und da er ihren Ellbogen festhielt, zwang er sie, mit seinem Tempo mitzuhalten.
Rhianna sah sich um und bemerkte, dass sie den Boulevard hinter sich gelassen
hatten und sich durch enge, gewundene Gässchen bewegten.
    Es war dunkel. Die
Leuchtkugeln, die bis vor kurzem noch über ihren Köpfen geschwebt hatten, waren
an einer fernen Ecke zurückgeblieben. Sie bewegten sich allein durch die Nacht,
nur die schmale Mondsichel spendete ihnen Licht.
    Trotz der Dunkelheit ging Dusan
zielstrebig weiter. Er schien genau zu wissen, wohin sie unterwegs waren.
    »Dusan? Das gefällt mir nicht«,
sagte sie, hatte aber Mühe, die Worte herauszubringen, da sich ihre Zunge taub
anfühlte. »Ich will, dass Sie mich zurückbringen.«
    Er antwortete nicht. Offenbar
war er nicht länger in der Laune, etwas zu erklären, sondern zog sie
kommentarlos hinter sich her, während sich ein schleichendes Gefühl von
Taubheit auch in ihren Beinen auszubreiten begann. Ihr wurde bewusst, dass er
sie irgendwie vergiftet haben musste. In der Luft hing schwerer, drückender
Geruch von Blumen.
    Blumen. Vielleicht war das sein
Trick gewesen. Sie taumelte und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
Sich gegen ihn zur Wehr zu setzen, wäre unter diesen Umständen schlicht
unmöglich gewesen.
    »Dusan ...« Ihre Stimme klang
fern und hohl. »Warum?«
    »Es tut mir leid, aber es geht
nicht anders. Die Melachim haben entschieden, dass Ihr Volk unrein ist. Ihren verlogenen
Engeln darf nicht gestattet werden, uns zu verunreinigen. Sie werden unsere
Waffe gegen sie sein. Ich fürchte, es wird mit Schmerzen verbunden sein. Es mag
grausam erscheinen, aber Sie können mir glauben, dass Sie einem höheren Zweck
dienen.«
    Sie bogen um eine Ecke in einen
Innenhof. Ein Stück voraus konnte Rhianna einen Handwagen ausmachen, ein
Gefährt, von dem Getränke in Flaschen an die Feiernden verkauft wurden. Zwei
Gestalten in bunten, mit etlichen vielfarbigen Bändern verzierten Kostümen standen
gleich neben dem Wagen.
    Als Dusan sie sah, ließ er
Rhianna los, die unfeierlich auf dem Kopfsteinpflaster des Innenhofs
zusammenbrach. Sie hörte ihn in seiner Muttersprache Befehle erteilen, dann
kamen die beiden Kostümierten auf sie zu.
    Irgendetwas stimmte nicht an
der Art, wie die zwei sich bewegten. Derjenige, der die Kostüme geschneidert
hatte, war darauf bedacht gewesen, diese Auffälligkeit zu verdecken, dennoch
war Rhianna aufmerksam geworden. Ihre Beine waren nach außen gedreht, und ihre
Knie und Knöchel beugten sich auf ganz eigentümliche Art.
    Eine Art, die bei ihr den
Gedanken an Reptilien weckte.
    Sie hatten etwas Unnatürliches
an sich, und je näher sie kamen, umso mehr war Rhianna davon überzeugt, dass
sie keine Menschen waren. In ihrem gelähmten Zustand konnte sie nur hilflos mit
ansehen, wie sie sich ihr näherten und sie musterten. Als sie sich bückten, um
sie aufzuheben, verrutschte einem der beiden die Maske.
    Sie konnte sein Gesicht sehen.
    Trotz ihrer Lähmung schrie sie
aus Leibeskräften.
     
    Einundzwanzig
     
     
     
    »ICH WILL JA NICHT ETWAS
HERUNTERSPIELEN, das eine schreckliche menschliche Tragödie sein könnte«, sagte
Nemiel, »aber erinnerst du dich, wie du mir davon erzählt hast, das auf Sarosh
möglicherweise siebzig Millionen Leute verschwunden sind?«
    »Ja.«
    »Tja, ich glaube, ich habe die
Erklärung, was mit ihnen passiert ist. Wenn ich mir ihren Anführer so ansehe,
würde ich sagen, er hat die alle gefuttert.«
    Die Unterhaltung lief über
einen privaten kodierten Kanal, von Kom zu Kom, so dass niemand sie belauschen
konnte. Zahariel war froh, dass er seinen Helm trug, sonst

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