DGB 06 - Gefallene Engel
fixierte, der sie tief ins
Innere des Schiffs hineintragen würde, und zwar dorthin, wo sich der Löwe mit seinen
Gästen aufhielt.
Endlich hatte er das
Kontrollpult erreicht, wo er mit der Faust die Plexiglasabdeckung über den
Notkontrollen zerschlug. Er legte den Schalter für die Brandschutztüren um, die
sich daraufhin zu schließen begannen. Aber sie hatten nicht mal die Hälfte des
Wegs zurückgelegt, da betätigte er bereits die Taste, mit der sich das Integritätsfeld
abschalten ließ.
Zusätzliche Sirenen schallten
über das Deck, noch durch-dringender. Eine dröhnende Stimme drang aus den
Decken-lautsprechern und warnte: »Achtung! Integritätsfeld schaltet sich ab!
Achtung! Integritätsfeld schaltet sich ab!«
Abermals drückte er fest auf
den Schalter, als könnte er die Abschaltung damit beschleunigen. Die
Notfallteams rannten in Panik zu den sich schließenden Brandschutztüren.
»Achtung! Integritätsfeld
schaltet sich ab! Achtung! Integritätsfeld schaltet sich ab!«
»Das weiß ich!«, brüllte
Zahariel. »Im Namen des Löwen, nun schalte es endlich ab!«
Als wären seine Worte erhört
worden, verblasste das flirrende Leuchten rund um die Generatoren entlang der
Ränder der breiten Öffnung, und die Sterne dahinter waren klar und deutlich zu
sehen.
Ein heulender Wind erfasste das
Hangardeck, und die Atmosphäre sowie alles, was nicht festgemacht war, wurde
explosionsartig ins All gerissen.
Zahariel klammerte sich an dem
Handlauf fest, der an den Wänden des Hangardecks verlief, während die Luft aus
dem Schiff gezogen wurde. Kisten, Werkzeug und Munitionswagen schossen quer
über das Deck auf die weite Öffnung zu, durch die die Luft entwich.
Unmittelbar bevor Zahariels
Beine weggerissen werden konnten, aktivierte er die magnetischen Sohlen seiner
Stiefel, so dass das Gewicht der Rüstung ihn nach unten drückte.
Treibstoffleitungen zuckten wie Schlangen umher, lose Kabel flatterten funken-sprühend
im Luftzug.
Das Saroshi-Shuttle wurde von
dem Luftsog erfasst und aus dem Hangar gerissen. Nur einen Sekundenbruchteil
später zündeten die Triebwerke und ließen das Shuttle einem wilden Spiralkurs
folgend durch das All rasen, der vom Schiff wegführte.
Die Techniker und Mitarbeiter
der Rettungsteams, die nicht mehr rechtzeitig die Ausgänge erreichten, wurden augenblicklich
ins Vakuum des Weltalls gezogen, wo ihre Lungen platzten und die Kälte sie
sofort zu Eis werden ließ. Ihre Schreie wurden vom Tosen der entweichenden Luft
übertönt.
Zahariel sah dem
Saroshi-Shuttle nach, wie es sich immer weiter von der Unbezwingbare
Vernunft entfernte. Als es nur Momente später in einer gleißenden Explosion
verging, wurde er plötzlich von dem hellen Licht geblendet.
Draußen, in der unerbittlichen
Finsternis des Alls, wirkte es, als hätte das Schlachtschiff eine winzige Sonne
zur Welt gebracht. Für weniger als eine tausendstel Sekunde tauchte an der
Flanke des Schiffs ein intensiver Lichtpunkt auf, flackerte kurz und war dann
auch schon wieder verschwunden.
Obwohl das Schiff so
konstruiert war, dass es feindlichem Beschuss standhalten sollte, gingen durch
die Detonation etliche Fenster im Rumpf zu Bruch, und Scherben wurden wie
funkelnde Diamanten in die Leere geschleudert.
Die Druckwelle der Explosion
durchfuhr das Schiff, und lediglich die automatischen Schadenskontrollsysteme
verhinderten, dass noch mehr Opfer zu beklagen waren. Überall auf dem Schiff
wurden als Reaktion auf die abrupt entwichene Luft Schutztüren geschlossen.
Das Schiff erzitterte, als
befinde es sich im Griff eines Leviathans aus der Tiefe, und im Zuge der
Explosion gingen weitere Warnlichter und Sirenen an. Zahariel fühlte sich, als
würde jeder Knochen in seinem Leib durchgeschüttelt.
Dann ließ das verheerende
Zittern nach, und Zahariel sank erschöpft und vor Schmerzen stöhnend zu Boden. Minutenlang
lag er da, hörte die Sirenen und die Stimmen der Rettungscrews, von denen er
kein Wort verstand.
»Bruder, bist du verletzt?«
Er drehte den verbrannten Kopf
zur Seite und musste lächeln, als er sah, dass Luther noch lebte.
»Ich dachte schon, du wärst
tot«, brüllte Luther, um über die Sirenen gehört zu werden.
»Meine Rüstung hat mich
gerettet«, sagte Zahariel.
»Es ist gut, dass das Glück auf
deiner Seite ist.«
»Das Glück? Wie kommen Sie denn
darauf?«, fragte er mit schleppender Stimme, da seine Rüstung ihm bereits
Medikamente verabreichte, um die heftigen Schmerzen zu bekämpfen.
»Sieh
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