Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DGB 07 - Legion

DGB 07 - Legion

Titel: DGB 07 - Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
Vom Netzwerk:
sich die Sonne
als langsamer, schrecklicher Feuersturm. Alle Schatten in der Landschaft streckten
sich scheinbar schmerzhaft bis in die Unendlichkeit, und Bronzi nahm den
Betrachter ab. Weißes Licht drang durch die Scheiben der Fahrerkabine, die von
unzähligen winzigen Löchern überzogen waren. Er beschloss, sich versuchsweise
ganz auf das Auspex zu verlassen. Noch zwanzig Kilometer. Die Positionsanzeige
auf dem Display des Fahrzeugs rückte allmählich dem Zielort näher.
     
    Soneka schreckte aus dem Schlaf
hoch. Etwas Außergewöhnliches war nicht zu entdecken. Seit er nach Visages
gekommen war, hatte ihn jeden Morgen das dumpfe Echo von Schmerzen in seiner
Hand geweckt.
    Er setzte sich in seinem
Feldbett aufrecht. Das grelle Licht der Morgendämmerung, das bereits Hitze mit sich
brachte, bahnte sich einen Weg rings um die Rattanjalousie vor dem Fenster. Was
für ein sonderbarer Traum. Darin spielte er mit Dimi das Kopfspiel, und Lon
brachte ihm einen guten Stein. Er nahm den Diorit-Kopf aus Lons schwieliger
Hand und sah ihn sich an, um ihn zu beurteilen.
    Das geschnitzte Gesicht war das
von Hurtado, das ihn breit angrinste.
    »Sag mir eines, Peto«, sprach
der Kopf zu ihm. »Bei so vielen abgeschlagenen Köpfen, tragen da zwei das gleiche
Gesicht? Oder sehen sie alle verschieden aus?«
    »Ich weiß es nicht, Hurt. Und
jetzt verschwinde aus meinem Traum.«
    »Das ist wichtig. Sehen sie
alle gleich aus? Sind sie unter-schiedlich? Hat das nichts zu bedeuten?
Nichts?«
    Daraufhin hatte Soneka den Kopf
in hohem Bogen zurück auf das Trümmerfeld aus abgeschlagenen Schädeln
geschleudert. Er hatte es mit seiner linken Hand getan ... mit der linken, an
der sich wieder alle Finger befunden hatten.
    »Mist«, sagte er und musste
husten. Er hatte Staub in die Kehle bekommen, was auf Visages der Normalzustand
war.
    Sein Blick fiel auf die
verletzte Hand, und er konnte fühlen, wie sich die fehlenden Finger bewegten.
    Er hatte nackt geschlafen, und
nun zog er Hose, Socken und Stiefel an, um mit blankem Oberkörper ins
frühmorgendliche Licht hinauszutreten. Langsam schob sich die Sonne über den
Horizont mit seinen schroffen Hügelkämmen. Der Himmel hatte einen gebrochenen
Weißton angenommen, der an altes Elfenbein erinnerte. Die Landschaft war eine
rosafarbene Fläche, die von dem klar abgegrenzten Schwarz der Schatten
durchsetzt war. Es würde ein heißer Tag werden. Soneka merkte schon jetzt, wie
die Luft zu glühen begann. Die Rinder — zum Teil noch gesattelt von den
Wettrennen am Vortag zogen frei umher und grasten überall, wo ein paar Halme aus
der Erde wuchsen. Er ging zum Brunnen und rieb sich mit der unversehrten Hand
übers Gesicht. Er musste sich rasieren. Und er brauchte eine Grapefruit.
    Die Rinder hoben alle
gleichzeitig die Köpfe und starrten in die gleiche Richtung, einige kauten
weiter. Dann machte die Herde auf einmal kehrt und verteilte sich.
    Sein Geno-Instinkt veranlasste
Soneka, sich in den kühlen Schatten einer der Terrakotta-Hütten zurückzuziehen.
Er sah sich um und war mit einem Mal hellwach und auf das Äußerste angespannt.
Wo waren die Wachposten? Und die Patrouillen?
    Das Rosa der Landschaft geriet
in Bewegung, halb sichtbare Gestalten bewegten sich vom Rand der Wüste hastig
vorwärts.
    Soneka musste schlucken, dann
lief er durch das in tiefe Schatten getauchte Gewirr der Behausungen zum Zelt
des Kommandanten.
    Am liebsten hätte er Alarm geschlagen,
doch er wollte den Feind nicht wissen lassen, dass er ihn bemerkt hatte. Koslov
verfügte dagegen über einen stummen Alarm, der das Armband vibrieren ließ, das
jeder hier im Posten trug.
    Als er in die heiße Dunkelheit
im Zelt des Kommandanten eintrat, entdeckte er Koslov am Schreibtisch sitzend.
Der Mann sah Soneka überrascht an.
    »Kommandant!«, flüsterte Soneka.
»Lösen Sie den stummen Alarm aus!«
    Koslov rührte sich nicht,
sondern sah seinen Besucher weiterhin nur erstaunt an.
    »Kommandant Koslov?«
    Als Soneka auf ihn zukam,
folgte ihm Koslovs Blick nicht, sondern blieb auf die Zeltklappe gerichtet,
durch die er soeben eingetreten war. Koslov zeigte noch immer keinerlei Regung.
    Abrupt warf sich Soneka zur
Seite.
    Die Falx, mit der der hinter
der inneren Zeltklappe lauernde Echvehnurth ausholte, verfehlte den Hetman nur
um wenige Zentimeter und schnitt sich in die auf dem Wüstenboden ausgebreitete
Zeltplane. Soneka rollte sich ab und landete wieder auf den Füßen. Der Nurthener
zog die lange Klinge aus dem Sand unter der

Weitere Kostenlose Bücher