DGB 07 - Legion
Plane und lief Soneka hinterher.
»Alarm! Alarm!«, schrie Soneka,
so laut er konnte.
»Feind im Lager!«
Mit einem Hechtsprung über den
Schreibtisch brachte er sich vor der Klinge in Sicherheit und prallte dabei gegen
Koslov. Der kippte rückwärts von seinem Stuhl, während der Tisch unter Sonekas
Gewicht zusammenbrach. Blut lief Koslov träge aus Nase und Mund, mit unverändert
überraschter Miene starrte er auf dem Boden liegend das Zeltdach an.
Soneka rollte sich von dem noch
warmen Toten und hantierte hektisch, weil er dem Mann die Dienstpistole aus dem
Halfter ziehen wollte.
Der Nurthener wirbelte unterdessen
seine Falx so hoch über sich durch die Luft, dass sie das Zeltdach aufschlitzte.
Dann ließ er sie herabfahren, und während sich Soneka mit einem Satz zur Seite
in Sicherheit bringen konnte, fraß sich die Klinge tief in Koslovs linke Schulter.
»Alarm!«, schrie Soneka
abermals, und nun waren von draußen aufgeregte Rufe ebenso zu hören wie das sporadische
Bellen der Laserwaffen.
Soneka schleuderte seinem
Angreifer eine Satteltasche entgegen, die von der flüsternden Falx zur Seite geschlagen
wurde. Er stolperte rückwärts, bekam eine Schreibmappe zu fassen und warf damit
nach dem Nurthener. Der zerschmetterte sie mit seiner Waffe, so dass sich ein
Regen aus Stiften, Schreibfedern und Löschpapier im Zelt verteilte. Wieder
musste sich Soneka ducken, um der Falx auszuweichen, die die Zeltwand hinter
ihm zerschnitt.
Sein Geno-Training erwachte,
und er tastete nach einer Waffe, einer beliebigen Waffe. Die Finger schlossen
sich um einen Federhalter, der aus der Schreibmappe gefallen war. Soneka hob
ihn auf, hielt ihn abwägend in der Hand und schleuderte ihn dann wie einen
Wurfpfeil von sich.
Mit der Spitze voran bohrte
sich die Stahlfeder in die linke Wange des Echvehnurths. Der Nurthener stieß einen
Schrei aus und machte einen Satz nach hinten, gleichzeitig sprang Soneka vor
und griff nach dem Heft der Falx. Dem Nurthener rammte er sein Knie in die Lendengegend,
was seinen Angreifer erst recht ins Taumeln brachte, der zudem noch vor Schmerz
zu heulen begann. Sein Griff um das Heft der Falx wurde schwächer.
Soneka entriss ihm die Waffe
und holte damit aus, und nur einen Moment später rollte der sauber vom Rumpf
abgetrennte Hals des Echvehnurths zu Boden. Feiner blutiger Nebel stieg aus dem
Halsansatz auf, dann sackte der kopflose Körper in sich zusammen.
Mit der Falx bewaffnet
durchquerte Soneka das Zelt und löste den allgemeinen Alarm aus. Überall auf
dem Posten gellten Sirenen los.
Er kehrte zu Koslovs Leichnam
zurück, bohrte die Falx mit der Klinge voran in den Boden und nahm die Dienstwaffe
des Kommandanten an sich, ein schweres Lasermodell.
Zwei Nurthener platzten ins
Zelt, aber Soneka reagierte schnell genug und schoss beiden ins Gesicht. Sie
wurden nach hinten geschleudert und landeten rücklings auf dem Boden. Ihre
silberne Rüstung war mit Blutspritzern gesprenkelt.
Außerhalb des Kommandozelts war
unterdessen die Hölle los.
Die noch nicht ganz wachen
imperialen Truppen, die von seinen Schüssen und den Sirenen aus dem Schlaf
gerissen worden waren, hatten alle Hände voll zu tun, die Eindringlinge
aufzuhalten.
Die Morgenluft wurde von
surrenden Schüssen und von dem hässlichen Geräusch zerrissen, das eine Klinge
verursacht, wenn sie sich in ihr Ziel bohrt. Von allen Seiten drangen klägliche
Schmerzensschreie an seine Ohren.
Mit der Pistole in der
unversehrten Hand ging er hinaus in die sengend heiße Luft. Ein Nurthener
rannte mit hoch erhobener Falx auf ihn zu, doch Soneka genügte ein einziger
Schuss, um die Kehle des Mannes zu zerfetzen, der mit einem dumpfen Knall im
Sand landete. Ringsum wurden auf Automatik eingestellte Lasergewehre
abgefeuert. Die Rufe und Schreie waren schier ohrenbetäubend.
Soneka rannte in Richtung
Kühlhaus los.
Leichen pflasterten den Boden
vor dem Backsteingebäude: imperiale Soldaten, die meisten nur halb angezogen,
brutal in Stücke geschnitten. Er betrat das Gebäude und schoss die beiden
Nurthener nieder, die er vorfand. Einer kippte nach vorn in den Stapel aus
tiefgekühlten Leichen, riss sich den Brustpanzer herunter und schleuderte ihn
von sich. Vor Soneka blieb der Panzer scheppernd liegen, und er sah die
eingravierten Schilfrohre und das schnappende Krokodil.
»Raus ... hier ...«, keuchte
jemand. »Schnell ...«
Er drehte sich um und entdeckte
Medicae Ida, wie sie mit beiden Händen die Falx umklammert hielt, die
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