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DGB 07 - Legion

DGB 07 - Legion

Titel: DGB 07 - Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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sechsundzwanzig oder
siebenundzwanzig ging ihre Zeit als Uxor zu Ende, und sie wurden neuen Aufgaben
zugeteilt. Während ihrer aktiven Phase als Perzeptive befanden sie sich stets
in der Begleitung von Adjutantinnen, in der Ausbildung befindlichen Uxoren,
deren grobschlächtige psionische Begabung die 'ceptive Kraft ihrer Uxor
unterstützten, während sie gleichzeitig von ihr lernten.
    Keine der Frauen in diesem Raum
besaß auch nur einen Bruchteil von John Grammaticus' Begabung.
    Als er sich ans andere Ende des
Tischs und damit gegenüber von Uxor Rukhsana niederließ, streckte er seine Fühler
aus. Sofort nahm er schwache, unreife 'cepte wahr, den geschwätzigen Verstand,
die feuchte, verderbte geistige Architektur der geschlechtsreifen
Adjutantinnen. Die Unfähigkeit, schwanger zu werden, ließ die meisten
Uxor-Adjutantinnen sexuell erschreckend aktiv werden. Grammaticus fühlte sich
abgestoßen von den eindeutigen und oberflächlichen Gedanken, die ihm von den
Mädchen entgegenschlugen. Jede der Adjutantinnen dachte entweder bereits an den
nächsten jungen Soldaten, den sie bespringen wollte, oder sie überlegte, wie
großartig es sein würde, wenn sie erst einmal Uxor war.
    Rukhsana unterschied sich von
ihnen. Grammaticus sah sie an.
    Zunächst einmal war sie eine
Frau, kein Mädchen — und eine erschreckend attraktive Frau noch dazu. Sie hatte
volle Lippen, glattes, blondes Haar, das sie in der Mitte gescheitelt trug,
dichte, lange Wimpern und exotisch graue Augen. Kein noch so genialer Bildhauer
hätte ihre Wangenknochen vollkommener gestalten können. Sie war auch
achtundzwanzig und damit am Ende ihrer Zeit als Uxor. Er merkte ihr an, wie
unerträglich diese Tatsache für sie war. Der Gedanke, bald etwas anderes zu
werden — eine Medicae, eine Munitorum-Kommandantin, eine Cartomancerin, eine Uxor
emeritus —, machte sie zu einer gebrochenen Frau.
    Ihre Kräfte ließen nach, ihr
'cept schwand und wurde schwächer.
    »Was haben Sie für mich, mein
Herr?«, fragte sie.
    Was für eine Stimme. Selbst die
Adjutantinnen nahmen davon Notiz. Belegt. Nein, seidig und sanft wie Honig.
Grammaticus wusste, er war ein wenig in sie verliebt, und er gestattete sich, diese
Tatsache zu genießen. Lange war es her — wohl um die sieben-hundert Jahre —,
seit er sich das letzte Mal zugestanden hatte, auf eine menschliche Frau in
einer Weise zu reagieren, die über körper-liches Verlangen hinausging.
    »Ich habe einiges, Uxor«, erwiderte
er, nahm die Dokumenten-mappe, die er unter den Arm geklemmt hatte, und öffnete
sie.
    »Sie waren tatsächlich in Mon
Lo Harbour?«, fragte eine der Adjutantinnen und sah ihn an, woraufhin Grammaticus
einen Schwall bewundernder Lust wahrnahm.
    »Ja ... wie heißen Sie?«
    »Tuvi, mein Herr.« Sie war die
reifste von Rukhsanas Adjutantinnen, etwa neunzehn. Und sie empfand den Gedanken
an einen wagemutigen Geheimdienstoffizier offenbar als sehr be-rauschend.
    »Ja, Tuvi. Ich tarnte mich als
Kaufmann namens D'sal Huulta und verbrachte die letzten vier Tage in den
inneren Vierteln der Stadt, um Beweise zusammenzutragen.« Unter anderem, fügte
er im Geiste hinzu.
    »War das nicht schrecklich
gefährlich?«, fragte eine andere.
    »Ja, das war es«, bestätigte
er.
    »Wie gelang es Ihnen, nicht von
unserem ungläubigen Feind enttarnt zu werden?«, wollte Tuvi wissen.
    »Seid ruhig«, sagte Rukhsana zu
ihren Mädchen.
    »Von Geheimagenten wird nicht
erwartet, dass sie ihre Tricks verraten.«
    »Das ist schon in Ordnung,
Uxor.« Grammaticus lächelte sie an, dann wandte er sich Tuvi zu und fuhr fort:
»El-teh ta nash el et chey tanay.«
    »Was?«, gab sie zurück.
    »Das bedeutet >Ich
beherrsche die Sprache wie ein Ein-heimischer< auf Nurthenisch«, erklärte
er.
    »Aber ...«, setzte Tuvi an.
    »Meine Liebe, ich werde Ihnen
nicht verraten, wie ich das mache. Also fragen Sie mich bitte auch nicht
danach. Wenn ich dann fortfahren dürfte?«
    Tuvi machte den Eindruck, als
wollte sie noch weiterreden.
    »Lass den Mann berichten,
Tuvi«, herrschte Rukhsana ihre Adjutantin an. »Heniker?«
    »Oh, selbstverständlich. Nun,
der Ort selbst ... wie wir wissen, verfügen die Nurthener über keinerlei
orbitale oder interplanetare Technologie, und sie haben auch niemals etwas in
dieser Art besessen. Dennoch hat man die als Mon Lo Harbour bekannte Region,
die heute geflutet und auf maritimen Schiffsverkehr ausgelegt ist, ursprünglich
als Landeplatz für Raumschiffe gebaut.«
    Uxor Rukhsana stutzte.

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