DGB 08 - Am Abgrund
Tosender
Abgrund hinterließ.
»Irgendeine Veränderung?«,
fragte Cestus, als er sich Saphrax näherte.
Der Bannerträger stand vor der
medizinischen Abteilung und betrachtete durch ein Fenster Mhotep, der wie im
Schlaf reglos auf dem Metalltisch lag.
»Nein, mein Herr. Seit er nach
dem Kampf zusammengebrochen ist, hat er sich nicht mehr gerührt.«
Der Hauptmann der Ultramarines
war vom medizinischen Stab der Streitbar behandelt worden, da er am Arm
eine Verletzung davongetragen hatte, die erst Schmerzen verursacht hatte, als
er zu Mhotep geeilt war, um ihm zu helfen. Nach Laeradis' Tod war die Behandlung
zwar rudimentär, aber zufriedenstellend ausgefallen.
Die sterblichen Überreste der
Astartes, darunter auch zwei Blutwölfe, waren ins Leichenschauhaus des Schiffs
gebracht worden.
Cestus konnte noch immer nicht
begreifen, was er auf den Lanzendecks erlebt hatte, was auch für die Mächte
galt, die der Thousand Son entfesselt hatte. Spätestens jetzt gab es keinen
Zweifel mehr daran, welche verbotenen Mächte er hatte agieren lassen. Das
wiederum zog eine andere und noch drängendere Frage nach sich: Brynngar.
Der Wolfsgardist hatte sich
auch auf den Lanzendecks aufgehalten und mit seinen Blutwölfen drei
Warpkreaturen bezwungen, was Cestus aber erst herausgefunden hatte, als die
Schlacht bereits vorüber war. Dem kunsthandwerklichen Geschick der
Runenpriester von Fenris war dafür zu danken, hatten sie doch Felltooth
geschaffen. Nachdem sie sich in der Mitte des Decks begegnet waren, hatte
Brynngar kurz und knapp geschildert, wie sich die Kreaturen mühelos geteilt
hatten, um seiner Klinge auszuweichen, und wie sie schließlich vor dem Zorn der
Space Wolves geflohen waren. Der Ultramarine war davon überzeugt, dass
mindestens ein Teil dieser Schilderungen übertrieben war, damit es zu einer
Heldengeschichte reichte, jedoch zweifelte er nicht an der Aufrichtigkeit im Kern
von Brynngars Worten.
Letztlich war es jedoch
bedeutungslos, denn was der Wolfsgardist mit Blick auf Mhotep — und auch mit
Blick auf Cestus — unternehmen wollte, würde er so oder so machen. Im
Augenblick gab es für den Ultramarine-Hauptmann Wichtigeres — vor allem die
Tatsache, dass der Verräter gebrochen worden war, hatte Saphrax doch dessen Überreste
in der Isolationszelle vorgefunden.
Welche Geheimnisse er
allerdings preisgegeben hatte, blieb ihnen allen verborgen, solange Mhotep nicht
wieder bei Bewusstsein war.
Das Ganze erschien ihnen wie
eine grausame Ironie des Schicksals.
»Weißt du, was wir auf Fenris
mit Hexen machen, Ultramarine?«
Cestus folgte der Richtung, aus
der die Stimme kam, und entdeckte hinter ihm Brynngar, der Mhotep durch das
Glas finster betrachtete.
»Wir durchtrennen die Sehnen in
Armen und Beinen, und dann werfen wir sie in die See, wo sie der Gnade von
Mutter Fenris ausgeliefert sind.« Er stellte sich dem Space Wolf in den Weg.
»Wir sind hier nicht auf
Fenris, Bruder.«
Brynngar lächelte freudlos, als
würde er sich gerade an etwas erinnern. »Nein, das sind wir tatsächlich nicht.«
Er sah Cestus in die Augen. »Du hast diesem Warp-Pfuscher deinen Segen gegeben,
und damit hast du gleich zweimal meine Ehre besudelt. Ich werde nicht zulassen,
dass er auf diesem Schiff bleibt, und ich lasse auch nicht zu, dass diese Taten
ohne Konsequenzen bleiben.«
Der Space Wolf riss einen
Glücksbringer von seinem Brustpanzer und schleuderte ihn dem Ultramarine vor
die Füße.
Cestus sah hoch und schaute dem
Wolfsgardisten in die Augen.
»Herausforderung angenommen«,
erwiderte er.
Brynngar wartete in der
Duellgrube auf einem der unteren Decks der Streitbar . Der alte Wolf
hatte den Oberkörper freigemacht, trug eine graue Trainingshose und
kohlenschwarze Stiefel. Er ließ seine Muskeln spielen und die Schultern
kreisen, um sich auf seinen Kontrahenten vorzubereiten.
Rings um die Arena, die
üblicherweise von den Wachleuten für routinemäßige Kampfübungen benutzt wurde,
hatten sich die Überreste der Astartes versammelt: die Ehrengarde der Ultra-marines,
allerdings ohne Amryx, der sich noch von seinen Verletzungen erholen musste,
sowie eine Handvoll Blutwölfe.
Admiral Kaminska als
Befehlshaberin über das Schiff war die einzige Nicht-Astartes, der der Zutritt
zu dem Spektakel gewährt worden war. Sie wiederum hatte ihrer gesamten Crew
verboten, in welcher Weise auch immer den Kampf mitzuverfolgen. Die Erkenntnis,
dass sich Astartes gegen Astartes wandten, war mit das Schlimmste, was
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