DGB 08 - Am Abgrund
abprallten, während Splitter der
Sägezähne durch die Luft flogen.
Daraufhin schleuderte Brynngar
das ruinierte Schwert zur Seite und verpasste Cestus einen so kraftvollen Haken
gegen das Kinn, dass sein Kiefer dadurch fast zerschmettert wurde. Ein zweiter Schlag,
der die Wucht eines herabfahrenden Kolbens besaß, traf sein Ohr, und ein
dritter, der seine Magengrube zum Ziel hatte, ließ ihn den Kontakt zum Boden
verlieren. Brynngars Knurren und Grunzen wurde leiser und dumpfer, so als
befinde sich Cestus auf einmal unter Wasser. Er musste kämpfen, um die
Orientierung zurückzuerlangen.
Irgendwie nahm er wahr, dass er
hinfiel, und ein vages Gefühl sagte ihm, dass er etwas mit seiner Hand
umklammerte, als er auf den harten Metallboden der Duellgrube aufschlug.
Plötzlich stellte Cestus fest,
dass ihm das Atmen schwerfiel, und dann wurde klar, dass Brynngar versuchte
ihn zu erwürgen.
Seltsamerweise glaubte der
Ultramarine, irgendwo jemanden weinen zu hören. Er kniff die Augen zusammen,
dann war er ins Hier und Jetzt zurückgekehrt. Mit beiden Fäusten schlug er auf
Brynngars Unterarme, gleichzeitig rammte er ihm das Knie gegen den Brustkasten.
Es genügte, damit der Space Wolf seinen Griff lockerte. Sofort versetzte Cestus
ihm einen Kopfstoß, der seine Nase traf. Blut und Schleim liefen Brynngar aus
den Nasenlöchern.
Cestus spürte wieder Boden
unter den Füßen und duckte sich, um einem wilden Schlag auszuweichen,
allerdings konnte er nicht schnell genug auf Abstand gehen. Dadurch war es
Brynngar möglich, einen Rückhandtreffer in seinem Gesicht zu landen.
Wieder taumelte Cestus umher,
schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen und ließen ihn wissen, dass er jeden
Moment das Bewusstsein zu verlieren drohte. »Gib auf«, keuchte er, sank auf die
Knie und zeigte mit der Hand, in der er einen Zahn seines Kettenschwerts
ausgestreckt hielt, auf den Oberkörper des Space Wolf.
Brynngar hielt inne, ballte die
Fäuste und atmete angestrengt, während er der Richtung folgte, in die Cestus
zeigte.
Über die Magengrube zog sich
ein langer, diagonaler Schnitt, den der Ultramarine ihm mit dem Sägezahn
zugefügt hatte.
»Blutung am Oberkörper«,
verkündete Saphrax mit kaum ver-hohlener Erleichterung. »Cestus siegt.«
Vierzehn
Gejagt
Ein einzelner Schlag
Wir sind alle allein
ZEIT BESASS IM WARP KAUM EINE
BEDEUTUNG. Aus Woch-en wurden Tage, aus Tagen Stunden und aus Stunden Minuten.
Die Zeit im Warp war flüssig,
sie konnte sich ausdehnen und zusammenziehen, sie konnte sich umkehren und in
dem unend-lichen Nichts aufhören zu existieren, so dass alles endlos wurde.
Skraal hatte sich auf der
Flucht vor dem schallenden Gelächter Zadkiels in die völlige Schwärze jenseits
der Galeriewand zurück-gezogen.
Er kauerte in der Dunkelheit,
in der ihm nur das Ächzen der Tosender Abgrund Gesellschaft leistete,
wobei es ihm so vorkam, als würde er schon Jahre dort zubringen. Dabei konnten
höchstens ein paar Wochen oder vielleicht auch nur Stunden vergangen sein. Mit
seiner Geräuschkulisse aus Stöhnen und Knarren wirkte das Schiff wie eine
urtümliche Bestie, die sich durch die Gezeiten des Empyreans kämpfte. Jede
Oberfläche strahlte Bewusstsein aus: die Feuchtigkeit des Metalls, das Blut, das
Öl und der Ruß in der Luft.
Die Hitze der Generatoren wurde
heißer Atem, das Feuer der Hochöfen verwandelte sich in Wut und Hass, aus dem
Knarren der Hülle wurden dumpfe Laute, die Lust und Verärgerung ver-mittelten.
Vielleicht hatte dieses Bewusstsein schon immer existiert und es nur an einem
Medium gefehlt, das ihm Form gab. Vielleicht war das von den Adepten des Mars geschaffene
Skelett nur eine Hülle für einen schon zuvor empfindungsfähigen Wirt. Der World
Eater kam zu dem Schluss, dass seine Gedanken sich bedenklich nah am Rand zum
Wahnsinn bewegten, was damit zusammen-hängen mochte, dass er bereits seit so langer
Zeit gejagt wurde. Die dürren Klauen der Paranoia bohrten sich durch seinen
Schädel und infizierten seinen Verstand mit Visionen.
Nachdem man ihn in der Galerie
entdeckt hatte, war er untergetaucht und bewegte sich seitdem durch das
Innenleben des Schiffs weiter nach unten. Es war sein Selbsterhaltungstrieb,
der ihn dazu veranlasste, keine Feigheit. Feigheit war für einen Astartes ein
Unding, und ein World Eater war zu einer solchen Empfindung gar nicht fähig.
Angst besaß für ihn und seine
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