DGB 08 - Am Abgrund
Tod,
indem er einen Augenblick schwieg, um sein mutiges Handeln zu ehren. In diesem
einen Augenblick versprach er, Rache zu üben.
Eine große zweiflügelige Tür
aus lackiertem und mit Schnitz-ereien überzogenem schwarzem Holz versperrte ein
Stück weiter dem World Eater den Weg. Skraal konnte sich nicht von dieser
Barriere abwenden, die so unscheinbar war wie vieles andere, was ihm bislang
auf seinem Weg durch die Tosender Abgrund begegnet war. Also drückte er
die Tür auf. Der Raum dahinter war in Licht getaucht, doch die Stille hielt
auch dort an. Er gelangte in einen langgestreckten Raum mit niedriger Decke,
dahinter lag eine Galerie voll mit Artefakten. Wandteppiche waren dort
aufgehängt, die von den Siegen und der Geschichte der Word Bearers erzählten.
Er sah einen Kometen auf ihrer
Welt Colchis einschlagen und ein goldenes Kind aus der Feuersbrunst
hervorkommen, die von dem Einschlag ausgelöst worden war. Er sah Tempel, deren
Türme sich in Schwaden aus roten Wolken verloren, lange Reihen von Pilgern,
deren Weg sich irgendwo in der Unendlichkeit verlor. Es war eine von Tragödien
geprägte Welt, die vergoldeten Paläste und Kathedralen waren beschmutzt, und
jeder Statue vergangener religiöser Dynastien fehlte mindestens ein Arm oder ein
Auge.
Inmitten dieser gefallenen Welt
ragte wie ein einzelner Hoff-nungsschimmer der rauchende Krater hervor, der die
Ankunft ihres Erlösers verkündete.
Über die Decke zog sich ein
schier endloses Fresko, das zeigte, wie Lorgar Colchis eroberte. Hier war es
ein korrupter Ort, der vom Primarchen gesäubert wurde, dessen Abbild im Licht
der Vernunft und der Herrschaft erstrahlte, da Propheten und Priester vor ihm
niederknieten. Ganze Armeen hatten ihre Waffen weggelegt, die Menge jubelte
voller Bewunderung. Am anderen Ende des Museums hörte die Geschichte damit auf,
dass Colchis wiederaufgebaut worden war und Lorgar als Gelehrter und Held seine
Geschichte und Philosophie niederschrieb. Der Epilog schloss mit einer
Wahrheit, die Skraal bekannt war: mit der Ankunft des Imperators auf der Welt,
auf der er Lorgar vorfand. So war er auch auf die Welt der World Eaters
gekommen und hatte Angron zum Primarchen der Legion erklärt.
Von den Gemälden, Fresken und
Wandteppichen ging es weiter zu Trophäen, von denen manche auf Säulen ruhten,
während andere von der hohen Kuppeldecke hingen. Skraal ignorierte sie alle und
eilte weiter.
»Du schaust auf die Seele
unserer Legion, Bruder«, dröhnte plötzlich eine tiefe Stimme aus den
Lautsprechern in der Galerie.
Skraal presste sich gegen die
Wand, die mit einem Bild von Lorgar bemalt war, das ihn zeigte, wie er in einem
Amphitheater auf Colchis mit einer Gruppe weiser alter Männer diskutierte.
»Ich bin Admiral Zadkiel von
den Word Bearers«, sagte die Stimme, als von dem World Eater keine Reaktion
kam.
»Du befindest dich auf meinem
Schiff.«
»Verräterischer Hurensohn,
versteckt sich deine ganze Legion hinter Worten?«, fauchte Skraal die Stimme
an, da er seine Wut nicht bändigen konnte.
»Was für eine sonderbare
Formulierung, World Eater«, erwiderte Zadkiels Stimme ungerührt. »Du
bezeichnest uns als Verräter, und doch sind wir nur unserem Primarchen
gegenüber loyal.«
»Dann ist euer Lord ebenfalls
ein Verräter«, knurrte Skraal und suchte die Schatten nach möglichen Bewegungen
oder anderen Hinweisen darauf ab, dass er verfolgt wurde.
»Dein eigener Lord, Angron,
bezeichnet ihn als seinen Bruder. Wie kann Lorgar dann ein Verräter sein?«
Skraal sah sich um, ob er
irgendwo die Kamera entdecken konnte, mit deren Hilfe er beobachtet wurde.
»Dann hat er meinen Primarchen und als Folge davon auch seine Legion verraten.«
»Angron war ein Sklave«,
erklärte Zadkiel. »Die Tatsache an sich beschämt ihn schon. Er verabscheut, was
er war und was andere Männer aus ihm gemacht haben. Sein Zorn ist die Ursache
für den Zorn, der allen World Eaters gemeinsam ist.«
Als Skraal sicher war, dass
sich niemand außer ihm hier aufhielt, ging er vorsichtig weiter durch die
Galerie und hielt Ausschau, ob es wohl noch einen anderen Ausgang gab als die
Türen vor und hinter ihm. Er würde sich nicht von Zadkiels Worte einlullen
lassen. Stattdessen konzentrierte er sich auf die hitzige Wut, die sich in
seinem Inneren aufbaute, und ließ sich von ihr antreiben.
»Das Echo dieses Zorns habe ich
bei Bakka Triumveron mit ansehen können«, fuhr Zadkiel fort. »Gerichtet wurde
der Zorn gegen die Diener, die in ihrem
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