Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DGB 08 - Am Abgrund

DGB 08 - Am Abgrund

Titel: DGB 08 - Am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Counter
Vom Netzwerk:
bei sich.
    Brynngar machte sich auf Weg
zurück zum Fang, wobei er die immer wieder kurz durch die Wolkendecke brechende
Winter-sonne nutzte, damit sie ihm zeigte, wie er von dem Gletscher
herunterkommen konnte. An einer Stelle brach das Eis ein und ließ ihn in die
Höhle eines Sichelzahns stürzen. Mit seinem Knüppel setzte er sich gegen die
schuppigen Jäger zur Wehr und entkam aus der Höhle. Er zog weiter und wurde von
einem Frostluchs angefallen, doch er rang den katzenartigen Räuber nieder und
riss ihm mit den Zähnen die Kehle heraus, dann tränkte er sich mit dessen Blut.
Die Reise war lang. Mit einem Wurf seines Knochenmessers tötete er einen
Skyblade Falken. Und er bezwang Berge.
    Als er schließlich vor sich die
Tore des Fang erblickte, da verstand Brynngar, was er aus dieser Lektion hatte
lernen sollen. Es ging nicht ums Überleben oder ums Kämpfen, es ging auch nicht
darum, die für einen Astartes erforderliche Entschlossenheit unter Beweis zu
stellen. Jeder angehende Space Wolf, der bis zum Blooding durchhielt, hatte
damit längst bewiesen, dass er die notwendigen Fertigkeiten und Eigenschaften
besaß. Die Botschaft des Blooding war viel härter zu erlernen.
    »Wir sind alle allein«,
murmelte Brynngar, nachdem er auch noch den letzten Tropfen Wolfsmet getrunken
hatte.
    Wieder kehrten seine Gedanken
zurück zum Blooding. Er erinnerte sich an einen riesigen, zotteligen schwarzen
Wolf, der auf einem Felsvorsprung oberhalb jenes Wegs aufgetaucht war, den
Brynngar nehmen wollte. Der Wolf beobachtete ihn lange Zeit, und Brynngar
wusste, er hatte es mit einem Wulfen zu tun, einem jener halbmythischen Räuber,
von denen es hieß, dass sie aus der Erde Fenris' geboren worden waren, um die
Schwachen auszumerzen.
    Der Wulfen kam nicht näher,
aber Brynngar spürte über Tage hinweg, wie er von der Kreatur beobachtet wurde,
bis er sich zu fragen begann, ob die Kreatur ihn wohl je wieder aus den Augen
lassen würde.
    Der gleiche Wulfen saß nun vor
ihm und musterte ihn mit seinen schwarzen Augen. Der Wolfsgardist erwiderte den
Blick und konnte in den Pupillen seines Gegenübers sein Spiegelbild ausmachen.
    »Du bist allein«, sagte
Brynngar. »Wir sind alle Rudeltiere, aber das ... das sieht nur nach außen hin
so aus. Wir klammern uns an das Rudel, weil es sonst die Legion nicht geben
würde. Wir sind allein, wir sind alle allein. Auf diesem verdammten Schiff
könnte es ebenso gut niemanden außer uns geben.«
    Der Wulfen erwiderte nichts.
    »Nur du und ich«, fuhr Brynngar
heiser fort.
    Der Wulfen schüttelte sich wie
ein Hund, der sein Fell zu trocknen versuchte. Dann knurrte er und stellte sich
auf alle viere.
    Er war so groß wie ein Pferd,
sein Kopf war auf Augenhöhe mit dem Space Wolf.
    Dann nahm der Wulfen den Kopf
herunter und hob mit dem Maul etwas vom Boden auf, das er Brynngar vor die Füße
schleuderte.
    Es war ein Bolter. Der Griff
war mit Splittern des Knochenmessers besetzt, das Brynngar nach seinem Blooding
bei der Ankunft im Fang mit sich geführt hatte. Der Angelhaken hing an der
Waffe an einer Schlaufe aus Tiersehnen. Falkenkrallen und Zähne eines
Frostluchses schmückten den Bolter als komplexes Mosaik, das einen schwarzen
Wolf im weißen Winter von Fenris zeigte.
    »Aha«, sagte der Wolfsgardist
und hob die Waffe auf.
    »Da ist er also geblieben.«
     
    Das Schicksal war ein Netz aus
untereinander verflochtenen Fäden potenzieller gegenwärtiger und möglicher
zukünftiger Realitäten. Eventualitäten flossen als sich gabelnde Linien und
Paradoxa umher. Die Bestimmung war unbestimmt und existierte ausschließlich als
eine Reihe möglicher Ergebnisse. Selbst die win-zigste Handlung führte zu
Konsequenzen für alle, den Handelnden eingeschlossen.
    Mhotep betrachtete die Myriaden
von Schicksalsfäden in seinem Geist. Er konzentrierte sich auf die wohltuende
Stille der Iso-lationszelle, als sich auf einmal ungewollt Visionen regten.
    Fantastische Berge der Macht
türmten sich vor ihm auf, Galaxien verkochten in weiter Ferne als brennende
Lichtpunkte an einem endlosen silbernen Himmel. Unendliche Realitätsebenen
stürzten ein, jede von Leben erfüllt. Mhoteps Konzepte von der Geschichte und
der Menschheit zeigten, wie endlose Städte dem Gras gleich aus dem Boden
schossen und gleich wieder verkümmerten, nur um von Türmen ersetzt zu werden,
die noch größer waren als die auf Prospero. Mhoteps Erinnerungen flammten zum
Himmel auf und wurden zu ganzen Welten.
    Von seiner meditativen

Weitere Kostenlose Bücher