DGB 08 - Am Abgrund
genähert hatte.
»War das Trainingsprogramm
nicht zufriedenstellend?«, fragte der Bannerträger, der anders als Antiges
nicht in der Lage war, die tiefere Bedeutung dessen zu ergründen, was sein
Hauptmann sagte.
»Nein, mein Bruder. Es ist
diese Ruhe, die mir nicht behagt. Seit fast zwei Wochen sehen wir von der Tosender
Abgrund kaum eine abschreckende Geste, oder zumindest in diesem Zeitraum,
der mir wie zwei Wochen vorkommt.«
»Ist das nicht eher ein Segen
als ein Grund zur Sorge?«, hielt Saphrax dagegen, der eine Reihe von
Dehnübungen durchging, um nach dem Kampf seine Muskeln zu lockern.
»Nein, das finde ich nicht.
Macragge rückt immer näher, und wir scheinen weiter denn je von einem Plan
entfernt zu sein, wie wir die Word Bearers aufhalten können. Wir wissen bislang
ja nicht mal, was sie eigentlich vorhaben, weil dieser verdammte Mhotep ins
Koma gefallen ist.« Cestus hielt inne und sah Saphrax in die Augen. »Allmählich
verliere ich jede Hoffnung, Bruder. Ein Teil von mir glaubt, dass sie nicht
länger versuchen, uns zu vernichten, weil es nicht mehr nötig ist. Weil wir
keine nennenswerte Gefahr mehr für ihren Plan darstellen, sofern wir das
überhaupt je getan haben.«
»Glauben Sie an die Kraft des
Imperators, Hauptmann. Wenn Sie das tun, werden wir siegen«, erwiderte der
Bannerträger nach-drücklich.
Cestus seufzte schwer, da eine
ungeheure Last auf seinen Schultern zu liegen schien. »Sie haben Recht«, sagte
er schließlich.
Saphrax mochte nicht den
Instinkt und das Mitgefühl besitzen wie Antiges, aber seine ernste,
pragmatische Art war wie ein unverrückbarer Fels in einem Meer der Zweifel.
»Danke, Saphrax«, fügte er an, klopfte dem Bannerträger auf die Schulter und nickte
zustimmend.
Dann zog er die
durchgeschwitzte Weste aus und streifte sich ein Gewand über, während er zum
Vorraum ging, wo die Legions-diener mit seiner Rüstung auf ihn warteten.
»Wenn Sie mich jetzt nicht
brauchen, Hauptmann, werde ich mein tägliches Training in Ihrer Abwesenheit
fortsetzen«, rief der Ban-nerträger ihm nach.
»Tun Sie das«, gab Cestus immer
noch in Gedanken versunken zurück. »Es gibt da jemanden, den ich aufsuchen
muss«, fügte er noch hinzu, mehr zu sich selbst.
Geistesabwesend ließ sich
Brynngar auf den Hintern fallen. In dem Quartier, das Admiral Kaminska für ihn
bereitgestellt hatte, war er ganz allein, nur umgeben von einer Reihe leerer
Alefässer, und rülpste ungeniert. Seine Blutwölfe waren in ihrem Mann-schaftsquartier.
Nach der Niederlage im Ehrenduell war er hergekommen, hatte mit niemandem ein
Wort geredet und wollte sich auch von den anderen Space Wolves keine tröstenden
Worte anhören müssen. Die Laune des alten Wolfs ließ keinen Zweifel daran zu,
dass er allein sein wollte. Aber das hatte offenbar nicht jeder verstanden.
Als er plötzlich Cestus in dem
düsteren Raum stehen sah, schaute er verdutzt auf.
»Kein Wolfsmet mehr da«,
brachte er schwerfällig heraus, da er trotz der Zusammenarbeit des Preomnors
und der oolithischen Niere der Space Wolves hoffnungslos betrunken war. Das auf
Fenris heimische Getränk war gezielt in der Absicht gebraut worden, jedem
zumindest vorübergehend einen Rausch zu bescheren, selbst wenn man die genverbesserte
Physiognomie eines Astartes besaß.
»Das macht nichts, mein
Freund«, erwiderte Cestus mit gespielter Großzügigkeit, obwohl er seine
Vorbehalte hatte.
Brynngar brummte und trat
seinen leeren Krug um, als er mühselig vom Boden aufstand. Er trug keine
Rüstung, sondern eine Mischung aus Fellen und einem Gewand aus grobem grauem
Stoff. Glücksbringer und Runentalismane waren über seine dicht behaarte Brust
verteilt. Die Schnittwunde, die der Sägezahn verursacht hatte, war zwar noch zu
sehen, aber längst vollständig verheilt.
»Sieht so aus, als hättest du
dich gut erholt, Ultramarine«, murrte der Wolfsgardist ungehalten. Auch nach so
vielen Stunden im Warp hatte Brynngars Gereiztheit kein bisschen nachgelassen.
In Wahrheit verspürte Cestus
immer noch Schmerzen am Kiefer und in der Magengegend, obwohl die Larraman-Zellen
in seinem Körper jeden Heilprozess deutlich beschleunigten. Der Ultramarine
nickte dennoch, da er nicht bereit war, diese Schmerzen einzu-gestehen.
»Jetzt ist es erledigt«, sagte
er. »Du bist ein ehrbarer Krieger, Brynngar. Aber wichtiger noch ist, dass du
mein Freund bist. Ich weiß, du wirst dich an den Ausgang des Duells halten.«
Der Space Wolf sah ihn mit
seinem gesunden
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