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DGB 08 - Am Abgrund

DGB 08 - Am Abgrund

Titel: DGB 08 - Am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Counter
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seinen
Körper. Anstelle seiner Astartes-Rüstung trug er das dunkelblaue, gepolsterte
Gewand eines Aspiranten von Macragge, auf der Brust prangte das Wappen der
Schlachtenkönige. So etwas hatte er getragen, als er das erste Mal vor den
Ordenspriester der Ultramarines getreten war und ihm erklärt hatte, er fühle sich
bereit, sich den Söhnen Guilleaumes anzuschließen. Das Gewand war zerfleddert
und eingerissen, und an ihm klebte das Blut von tausend Schlachten. »Ich bin
kein Verräter, auch kein eingebildeter. Ich habe mich nie gegen meine Brüder
gewandt.«
    »Was dich angeht, Lysimachus,
wohin gehörst du wirklich? Du bist ein Astartes, mit all der Macht und
Brutalität, die damit einhergeht. Du bist auch ein Mörder, wenn man bedenkt,
wie viele Menschen und Xenos du getötet hast. Oder glaubst du wirklich, dass
jeder von ihnen ein solches Schicksal unbedingt verdient hat? Denk an all diese
Sünden, und dabei ist nicht einmal diese Mission berücksichtigt, in deren
Verlauf du im Kampf gestorben bist. Du hast eine ganze Flotte in den Untergang
geführt. Du hast zugelassen, dass deine Schlachtenbrüder vergebens gestorben
sind. Du hast einen Psioniker beschützt, obwohl du wusstest, dass er gegen den
Beschluss des Rates von Nikea verstößt. Und all das, um gegen andere Astartes
zu kämpfen. Sag mir, Hauptmann, wo sollen wir mit dir anfangen?«
    Cestus blickte über den Rand
des Vorsprungs. Das wahre Herz der Hölle befand sich dort. Ein riesiges Maul
verschlang die Verräter und zermalmte sie zwischen seinen Zähnen. Tausende
Augen sahen sie bei jedem zuckenden Schmerz anklagend an.
    »Nichts davon ist real«, sagte
Cestus.
    Der Ultramarine lächelte trotz
seiner finsteren Umgebung, als er die Wahrheit erkannte und jeder Zweifel wie
von blauem Wasser weggespült wurde.
    »Ich bin nicht tot, und das
hier ist nicht die Hölle«, erklärte er entschieden.
    »Wie kannst du dir da so sicher
sein?«, wollte der Aufseher wissen.
    »Ich mag mich all der Dinge
schuldig gemacht haben, die du aufgeführt hast. Ich habe Männer in den Tod geführt,
ich habe getötet und verstümmelt, und ich habe mich gegen meine Astartes-Brüder
gewandt. Aber ich bin kein Verräter.«
    Cestus machte einen Schritt
nach vorn und stürzte in die letzte Hölle.
     
    Schmerz, echter, spürbarer
Schmerz durchfuhr Cestus, als er auf dem Boden landete. Er war entkommen.
Irgendwie, durch eine Kombination aus Entschlossenheit und Glaube an sich
selbst, war es ihm gelungen, den Schein abzustreifen und den Käfig zu
verlassen, in dem sein Verstand gefangen gewesen war, und unversehrt zu
entkommen.
    Der Lärm der schweren Geschütze
hämmerte ihm durch die Bodenplatten hindurch ins Ohr, und er erinnerte sich
wieder.
    Er war auf der Tosender
Abgrund . Ihm ging der zynische Gedanke durch den Kopf, dass es vielleicht
klüger gewesen wäre, in der Hölle zu bleiben.
    Cestus' Körper schmerzte, und
er überprüfte, ob er Verletzungen davongetragen hatte. Er stellte ein paar
blaue Flecke und die eine oder andere Schramme fest, doch davon abgesehen war
er unversehrt. Als er sich aufrichtete, sah er neben sich Excelinor auf dem
Boden liegen. In seinem Fiebertraum musste er seinen Schlachtenbruder hinter
sich hergeschleift haben, auch wenn der Hauptmann der Ultramarines keine Ahnung
hatte, wo er sich eigentlich befand.
    Ein Stich ging ihm vor Trauer
durchs Herz, als er feststellen musste, dass Excelinor tot war. Möglicherweise
hatte die hypovegetative Membran ihn in Stasis versetzt, als der Angriff der
Psioniker begann, doch das änderte nichts an der momentanen Situation, weil es
jetzt unmöglich war, ihn aufzuwecken.
    Cestus hockte sich neben seinen
gefallenen Schlachtenbruder und kreuzte dessen Arme vor der Brust, dann drückte
er ihm das Kurzschwert als Todessalut in die Hand. Mehr konnte der Hauptmann
nicht für ihn tun. Dann erhob er sich, wich zurück, bis er eine Wand im Rücken
hatte, und ignorierte das Pulsieren in seinem Kopf. Er spürte, dass seine
Rüstung ein Schmerzmittel in sein System abgab, und stellte fest, wie seine
veränderte Physiognomie arbeitete, damit er sich bewegen und kämpfen konnte.
    Er suchte seine Umgebung ab und
kam zu der Erkenntnis, dass er sich nicht mehr im Korridor vor dem Waffendeck
befand. Offenbar war er blindlings durch die Korridore der Tosender Abgrund gestolpert, angetrieben von einem Überlebensinstinkt, der ihn von der unmittelbaren
Gefahr weggebracht hatte. Es sah so aus, als hätte es ihn

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