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DGB 09 - Mechanicum

DGB 09 - Mechanicum

Titel: DGB 09 - Mechanicum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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Semyon
blinzelte verdutzt. Er kniff die Augen ein wenig zusammen und musterte Dalia
genauer, als würde er sie gerade zum ersten Mal sehen.
    Schließlich grinste er und
nickte, zog die Kapuze über den Kopf, so dass die Haarbüschel bedeckt waren.
Dann sagte er ganz normal und vernünftig: »Also gut. Dann folgen Sie mir, ich
werde Ihnen den Drachen zeigen.«
     
    Semyon und sein bedrohlich
aussehender Servitor führten sie aus dem Laboratorium durch den düsteren
Durchgang am anderen Ende, durch den sie in ein gewundenes Tunnelsystem
gelangten.
    Die Finsternis wich schnell einem
sanften Licht, das wieder von den Wänden auszustrahlen schien.
    Die Wände hier waren ebenfalls
glatt, doch ihre Oberfläche erinnerte nicht an geschmolzenes Glas, sondern an reinstes
Silber.
    Mit zielstrebigen Schritten
führte Semyon sie durch das Laby-rinth, bog scheinbar wahllos mal links, mal
rechts ab und weigerte sich beharrlich, irgendwelche Fragen bezüglich ihrer
Route zu beantworten.
    Zouche stieß Dalia mit dem
Ellbogen in die Seite. »Egal, wohin wir gebracht werden — denk immer an das, worüber
wir während der Zugfahrt gesprochen haben«, warnte er sie.
    »Was denn?«, wollte Caxton
wissen.
    »Gar nichts«, sagte Dalia.
»Zouche ist bloß paranoid.«
    »Paranoid bin ich also?«, gab der
amüsiert zurück. »Erinnere mich daran, wenn dieser Drache dich verschlingt,
Dalia. Dann werden wir ja sehen, wer hier paranoid ist.«
    Schließlich führte Semyon sie
auf einen breiten Felsvorsprung hoch oben in einer funkelnden Höhle aus blendendem
Silber, die bei Dalia den Gedanken an einen ausgehöhlten Planeten weckte, da
sie von so unglaublicher Ausdehnung war. Es war der größte Hohlraum unter einer
Planetenoberfläche, den je einer von ihnen zu Gesicht bekommen hatte — er
reichte unfassbar weit in alle Richtungen und bildete mit seinen gekrümmten Wänden
ein Amphitheater, wie man es sich größer nicht einmal ausmalen konnte.
    »Sehet den Drachen!«, rief
Semyon und stellte sich an ein hölzernes Pult, das so gewöhnlich war, dass es
hier völlig fehl am Platz wirkte. Ein dickes Buch in abgewetztem Ledereinband
lag darauf, daneben befanden sich ein Tintenfässchen und ein Federkiel.
    Dalia ließ den Blick durch die
Höhle schweifen und rechnete fast damit, dass von irgendwoher eine geflügelte
Kreatur zum Vorschein kam.
    Sie sah Caxton und Rho-mu 31
an, die beide genauso ratlos waren wie sie und mit den Schultern zuckten.
    Severine schlurfte bis zum Rand
des Vorsprungs und starrte entrückt vor sich hin. »Severine, pass auf«, warnte
Zouche und schaute über die Felskante. »Bis da unten ist es ein weiter Weg.«
    »Dieser Ort ist ... seltsam«,
sagte sie beunruhigt.
    »Merkt das einer von euch?«
    Dalia sah, dass Severine
irritiert zu den fernen Felswänden der immensen Höhle blickte, hastig zwinkerte
und den Kopf schüttelte, als wolle sie sich von irgendeinem beängstigenden
Gedanken befreien.
    »Wenn der Drache hier irgendwo
angekettet ist, dann kann ich verstehen, dass es hier seltsam ist«, meinte Dalia
und blinzelte in Richtung der gegenüberliegenden Wand, deren heller Schein es
schwierig machte, sich auf einen Punkt zu konzentrieren.
    »Nein«, widersprach Severine
und zeigte mit dem unverletzten Arm auf die schimmernden Wände und die Decke.
»Es ist mehr als nur das. Die Winkel und die Perspektiven ... sie sind alle ...
verkehrt! Seht doch!«
    Als hätten ihre Worte
irgendeinen Aspekt der Höhle ausgelöst, begannen sie alle zu schreien, da sich
die völlige Unmöglichkeit der Geometrie, die bis dahin ihren schwachen
menschlichen Sinnen entgangen war, plötzlich und auf schrecklichste Weise
zeigte.
    Als eine unerwartete Woge
Höhenangst sie erfasste und sie sich an Rho-mu 31 festhalten musste, zwinkerte Dalia
verwirrt. Obwohl ihre Augen ihr sagten, dass die Höhlenwände unglaublich weit
entfernt waren, konnte ihr Gehirn es nicht aufnehmen.
    Die Winkel waren tatsächlich
unmöglich, die Geometrie hatte etwas Krankes. Entfernungen waren bedeutungslos,
die Perspek-tive entpuppte sich als Lüge. Jede Regel der Normalität wurde von
einem Moment zum nächsten auf den Kopf gestellt, die natürliche Ordnung des
Universums über den Haufen geworfen und durch diese neue, entsetzliche Vision
einer verzerrten Realität ersetzt.
    Die Höhle schien in alle
Richtungen gleichzeitig zu pulsieren, sie zog sich zusammen und dehnte sich aus,
ohne dass man ergründen konnte, wie das möglich sein sollte, und sie vollzog
Bewegungen,

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