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DGB 09 - Mechanicum

DGB 09 - Mechanicum

Titel: DGB 09 - Mechanicum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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zu denen Fels niemals in der Lage hätte sein dürfen.
    Das hier war keine Höhle.
    Aber war dieser gesamte Raum,
waren diese Wände, der Boden, die Luft und jedes einzelne Molekül Teil einer
unermesslichen Intelligenz, eines Wesens oder eines Konstrukts von uralter Bösartigkeit
und von phänomenaler, urtümlicher Macht? Solch ein Ding besaß keinen Namen,
denn welchen Nutzen sollte ein Name haben für ein Wesen, das ganze
Zivilisationen nach Lust und Laune entstehen und wieder untergehen lassen
konnte? Es hatte Millionen Jahre in der Galaxis existiert, noch bevor die
Menschheit auch nur ein Atemhauch im Mund ihres Schöpfers gewesen war, es hatte
die Herzen von ganzen Sternen getrunken und war in tausend Galaxien als Gott
angebetet worden.
    Es war überall und nirgends
zugleich, allmächtig und gleichzeitig gefangen.
    Der monströse Schrecken seiner
bloßen Existenz drohte die Wände ihres Verstands zu sprengen, und in ihrer Verzweiflung
schaute Dalia auf ihre Füße, um sich davon zu überzeugen, dass die Gesetze der
Perspektive in Bezug auf ihren Körper noch Gültigkeit hatten. Im Angesicht
dieser unendlichen Unmöglichkeit war ihre eigene Existenz bedeutungslos,
dennoch war ihr bewusst, dass sie einzig durch kleine Siege in der Lage sein
würde, an ihrer brüchigen Vernunft festzuhalten.
    »Nein«, flüsterte sie und
fühlte, wie ihr die Dreidimensionalität ihrer Umgebung zu entgleiten begann, als
sich die Entfernung zu ihren Füßen allmählich ins Unendliche zu vergrößern
begann. Ihre Höhenangst wurde mit einem Mal übermächtig, und sie ließ sich auf die
Knie sinken, während sich alles vor ihr streckte und dehnte.
    Das Innere der Höhle erschien
ihr so groß wie das Universum selbst und gleichzeitig so komprimiert wie eine
Singularität.
    Sie merkte, wie sich das
Geflecht ihres Verstands nach und nach auflöste, da ihr Gehirn den endlosen
Strom an widersprüchlichen Sinneseindrücken nicht verarbeiten konnte.
    Eine Hand fasste sie am Ärmel
ihres Gewands, und sie schaute in das faltige, ernste Gesicht von Zouche. Mit
einem Mal kehrte ihre Konzentration zurück, als sei der gedrungene Ingenieur
ein Anker der Normalität auf der See des Wahnsinns.
    »Sieh nicht hin« riet er ihr.
»Konzentrier dich auf mich.«
    Sie nickte, war wie benommen
von den verdrehten Winkeln und der völligen Verkehrtheit der Höhlenwände und
des Dings, das sie auf diese Weise tarnten. Wieso war ihr das nicht
aufgefallen?
    Hatten ihre Sinne so lange gebraucht,
um die Unmöglichkeit dessen zu erfassen, was sie vor sich sahen?
    Obwohl sie um die verzerrte
Natur wusste, fühlte sie sich schwindlig und desorientiert, also befolgte sie
Zouches Ratschlag und hielt den Blick stur auf sein loyales Gesicht gerichtet.
    Die Augen fest zugekniffen,
atmete sie zunächst einige Male tief durch, dann richtete sie sich auf und drehte
sich zu Adept Semyon um, der neben dem Pult stand. Der Mann und sein
hünenhafter Servitor waren eine unverrückbare Realität inmitten des Chaos, und
je mehr sie sich auf den Adepten konzentrierte, umso mehr zwang ihr Gehirn die
Anarchie der Winkel und die abtrünnige Geometrie zurück, bis sie einen Anschein
von Normalität einnahmen.
    Immer noch konnte sie deren
Macht und Wahnsinn wahrnehmen, die sich beharrlich hinter dem dünnen Schleier
von Realität hielten, den ihr Verstand zugezogen hatte. Doch sie drängte das
Gefühl zurück in den tiefsten Winkel ihres Gehirns.
    Caxton lag in embryonaler
Haltung auf dem Boden, die Augen hatte er fest geschlossen, und aus seinem Mundwinkel
tropfte Schaum. Rho-mu 31 kniete da, als würde er beten, und hielt den
Waffenstab fest umschlossen, während er gegen die wahnsinnigen Visionen in seinem
Kopf ankämpfte.
    Severine stand noch immer an
der gleichen Stelle und starrte vom Rand des Vorsprungs zu dem am weitesten entfernten
Punkt.
    »Ich verstehe«, sagte Dalia zu
Semyon.
    »Der Drache ... ich weiß nicht,
was er ist, aber ich weiß, wo er ist.«
    »Tatsächlich?«, gab Semyon
zurück. »Sagen Sie es mir.«
    »Diese Höhle ... alles hier ...
das ist der Drache. Oder zumindest ein Teil davon.«
    Der Adept nickte. »Grab und
Gefängnis in einem.«
    »Aber wie?«
    Er lotste sie zu sich zum Pult
und schlug das Buch auf.
    »Lesen Sie. Lernen Sie.«
    Zögerlich ging Dalia auf ihn
zu, wobei sie das gleiche Gefühl der Unausweichlichkeit verspürte, das bereits von
ihr Besitz ergriffen hatte, als sie im Zug unterwegs gewesen waren. Plötzlich
hatte sie den Eindruck, für das

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