Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DGB 09 - Mechanicum

DGB 09 - Mechanicum

Titel: DGB 09 - Mechanicum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
Vom Netzwerk:
derzeit hier herrschen.«
    »Und wann ist das?«
    »Tja, da sagt der Text nichts
Klares aus, aber ich glaube, das hier spielte sich entweder im elften oder
zwölften Jahrhundert ab.«
    »Das ist eine lange Zeit.«
    »Das würde jeder so sagen«,
stimmte Semyon ihr zu.
    »Außer ihm vielleicht.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte
sie. »Über wen redest du da?«
    »Nicht so wichtig. Das wirst du
noch früh genug verstehen.«
    Dalia kämpfte gegen ihre
Verärgerung an. »Dann sind wir also nicht wirklich hier, und das hier ist nur
das, was im Buch steht?«
    »Jetzt verstehst du's.«
    »Und wer sind die Frauen?«,
fragte sie und zeigte auf die Prozession, die einen breiten, festgetretenen Weg
hinunterging, bis sie eine lange Narbe im Boden erreichte, aus dem mephitischer
Nebel aufstieg.
    »Das sind die Dienerinnen von
Cleodolinda, der Tochter des Königs von Cyrene, und sie bringen sie zu ihrem Tod.
In dieser Wunde in der Erde lebt der Drache, eine furchterregende Kreatur, die
nach einem großen Krieg gegen ihre eigene Art vor kurzem erwacht ist und die Zuflucht
auf dieser Welt sucht, um sich zu nähren und ihre Kraft zurückzuerlangen.«
    »Der Drache.«
    »Ja, der Drache«, bestätigte
Semyon. »Er hat alle Ritter der Stadt getötet und verlangt nun jeden Tag eine Jungfrau
als Opfergabe. Er labt sich an ihrem Entsetzen und ihrer Angst, und mit jeder
Fütterung wird er stärker. Aber alle jungen Mädchen in Cyrene sind inzwischen
tot, und es ist nur noch die Tochter des Königs übrig. Nun geht sie ebenfalls
in den Tod.«
    »Können wir nichts dagegen
unternehmen?«
    Semyon seufzte. »Kannst du
nicht begreifen, dass das hier längst geschehen ist, Mädchen? Wir erleben die
Frühgeschichte, die Geburt einer Legende, die in der einen oder anderen Form
für alle Zeit immer wieder auftauchen wird. Siehst du?«
    Dalia folgte seinem
ausgestreckten Zeigefinger und entdeckte einen einsamen Ritter in goldener
Rüstung und einem Helm mit scharlachrotem Federbusch. Er ritt auf einer
imposanten, pech-schwarzen Maschine auf die Prozession aus Frauen zu. In einer
Hand hielt er eine Lanze aus reinstem Silber, an der ein langes rotweißes
Banner flatterte, das einen aufsteigenden Adler zeigte, der in seinen Krallen
einen Blitz umschlossen hielt.
    »Wer ist das?«, fragte Dalia,
obwohl sie es in Wahrheit längst wusste. »Zu dieser Zeit ist er nur ein Soldat
des Herrschers Diocletian, einer, der sich in der Armee um große Ehren verdient
gemacht hat und momentan durch Libya reist, um sich seinen Männern
anzuschließen.«
    Beim Anblick dieses Ritters
kamen ihr fast die Tränen er war ein Wesen von solch makelloser Erhabenheit, wie
sie es noch nie gesehen hatte. Seine wundersame Macht war ihm trotz der
mittlerweile verstrichenen Zeit immer noch deutlich anzumerken.
    Der Ritter trieb sein Pferd an
und überholte mühelos die Prozession, während er auf die dunkle Narbe in der
Erde zuritt.
    Kaum hatte er sein Pferd zum Stehen
gebracht und seinen Schild angelegt, da kam der Drache aus seinem Versteck
hervor, riss das Maul auf und brüllte lauter als Donnerschlag.
    Dalia hielt sich die Hände vor
den Mund und stieß einen Schrei aus, als sie die unheimliche Form des Drachen
erkennen konnte. Es war halb Bestie, halb missratener Vogel, sein schuppiger
Kopf war von immenser Größe, der Schwanz gut zwanzig Meter lang. Der ganze Leib,
aus dem ein Flügelpaar wuchs, war mit Schuppen überzogen, so dick und glatt,
dass es schien, als würde er eine Ritterrüstung tragen.
    Das Licht von verzehrten
Sternen leuchtete an seiner Brust, und in den Augen loderte ein bösartiges Feuer.
    Der Ritter trieb sein Pferd
voran und schlug mit seiner Lanze nach dem Drachen, doch die Schuppen
entpuppten sich als so hart, dass die Waffe in tausend Stücke zerbrach. Sein
Pferd bäumte sich auf, während er mit dem Schwert nach dem Monstrum ausholte,
aber die Bestie traf ihn mit Krallen, die so stabil waren wie die Klinge einer
Sense. Die Rüstung des Ritters wurde aufgeschlitzt, Blut strömte aus der
entstandenen Öffnung bis auf sein Bein.
    Der Drache stand über seinen
Gegner gebeugt und fügte ihm brutale Hiebe zu, doch der Ritter wehrte sie mit
seinem Schild ab und stach gleichzeitig mit dem Schwert nach dem Bauch der
Bestie.
    Die Schuppen des Drachen waren
wie Stahlplatten und kräuselten sich bei dem Treffer, als wären sie aus
Quecksilber, so dass die Klinge ihm nichts anhaben konnte. Aufgebracht über diese
Gegenattacke seines winzigen Widersachers, stürzte

Weitere Kostenlose Bücher