DGB 09 - Mechanicum
Explosionen folgten am
Kraterrand, und das Echo der Detonationen wurde über das Landefeld getragen.
»Keine Zeit mehr, Kane«,
knurrte Sigismund.
»Sie sind bereits in Feuerreichweite.«
Der weit entfernte Turm stürzte
von weiteren Explosionen begleitet in sich zusammen und produzierte einen
solchen Berg aus Schutt und verdrehten Metallträgern, als wäre eine ganze Stadt
in Trümmer gelegt worden. Riesige Manufakturen, etliche Hektar
Industrielandschaft und ganze Wälder aus Kühltürmen wurden förmlich
pulverisiert, während komplette Wohnbezirke der Arbeiter in sich
zusammenfielen.
Eine ungeheure Staubwolke stieg
über dem eingestürzten Turm auf, die wie der Rauchpilz einer Nuklearexplosion
wirkte. Der Boden bebte unter der Gewalt der Einschläge, und Sigismund hörte
sekundäre Detonationen, da der Feind begonnen hatte, die Außen-bezirke um die
Schmiede herum zu bombardieren.
Ein tiefes, volltönendes
Hornsignal schallte über die Landefelder, und Sigismund sah gerade noch zeitig
auf, um zu beobachten, wie mehrere riesige Silhouetten durch den von den
Flammen rot beleuchteten Rauch traten. Sechs Warlord-Titanen, deren Hüllen
geschwärzt und aufgerissen waren, stießen lautes Triumphgeheul aus, während
ihre Waffen apokalyptisches Feuer verbreiteten, das große Bauwerke im Nu in
Trümmer verwandelte und ganze Bereiche der Infrastruktur auf kaum mehr als verdampftes
Metall reduzierte.
»Auf ihr Schiff, Kane«, befahl
er. »Sofort!«
»Meine Schmiede!«, schrie der.
»Wir können sie nicht einfach
im Stich lassen!«
Sigismund packte ihn am Arm.
»Ihre Schmiede ist bereits verloren! Und jetzt begeben Sie sich zu Ihrem verdammten
Schiff! Ihre Kenntnisse werden noch gebraucht!«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich meine damit, dass Sie nach
Kelbor-Hals Verrat nun der Fabrikator-General sind.«
»Aber was ist mit Zeth? Und
Maximal?«, brüllte Kane, um das ohrenbetäubende Crescendo der vorrückenden
Titanen und die beginnende Zerstörung seiner Schmiede zu übertönen.
»Was soll aus ihnen werden?«
»Für sie können wir nichts mehr
tun«, gab Sigismund zurück.
»Sie müssen selbst zusehen, wie
sie überleben.«
Dalia stand da, den Mund weit
aufgerissen, und starrte wie benommen auf die Stelle, an der sich gerade eben noch
Severine befunden hatte. Sie konnte nicht begreifen, was geschehen war; ihr
Gehirn weigerte sich, die Tatsache zu verarbeiten, dass ihre Freundin tot war.
Sie machte einen Satz hin zum
Felsvorsprung, kam aber nicht von der Stelle, da Rho-mu 31 sie am Arm packte
und zurückhielt.
»Nicht«, sagte er entschieden.
»Severine!«, jammerte Dalia.
Ihre Knie wurden weich und die Beine knickten unter ihr weg, woraufhin der Protektor
sie behutsam auf den Boden sinken ließ, während sie laut schluchzte.
Sie klammerte sich an ihm fest und
vergrub ihr Gesicht in den Falten seines Gewands, dabei weinte sie hemmungslos
um ihre Freundin.
»Warum hat sie das getan?«,
fragte sie, als die Schluchzer nachließen und sie Rho-mu 31 ansah.
»Das weiß ich nicht«, gab er
zu. Unterdessen kam auch Zouche dazu und legte eine Hand auf ihre Schulter, um
sie zu trösten.
»Ich glaube, Severine war ein
Mensch, der von bestimmten Gewissheiten abhängig war«, überlegte Zouche.
»Dieser Ort hier ... na ja, er raubt uns alle Illusionen, die wir benötigen, um
zu funktionieren. Und er zeigt einem, dass es in diesem Universum keine
Gewissheiten gibt. Mancher Verstand kommt mit einer solchen Erkenntnis nicht
zurecht.«
»Sie ist tot«, flüsterte Dalia.
»Ja, Dalia, sie ist tot«,
wiederholte Zouche mit erstickter Stimme.
»Nach allem, was passiert ist,
wundert es mich, dass wir es überhaupt bis hierher geschafft haben.«
»Caxton!«, rief Dalia, als ihr
auf einmal einfiel, dass sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, als er reglos
auf dem Boden lag.
»Ich glaube, er wird sich
erholen«, meinte Rho-mu 31, als sie sich aus seinen Armen löste und mit
wackligen Beinen aufstand.
»Er wurde bewusstlos, als alles
... seltsam wurde.«
»Durchgebrannt wie eine
Sicherung«, sagte Zouche und ging zum Pult, auf dem Semyons Buch lag.
»Wenn er wieder zu sich kommt,
wird es ihm gutgehen.«
Dalia sah Caxton, der auf dem
Boden lag und gleichmäßig ein- und ausatmete. Er lebte, und sie konnte ihm ansehen,
dass die Verletzungen an seinem Verstand bereits verheilten. Sie fragte sich,
wieso sie solche Dinge sehen konnte, doch dann erinnerte sie sich an die Macht,
die vor Semyons Auflösung auf sie übergegangen
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