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DGB 09 - Mechanicum

DGB 09 - Mechanicum

Titel: DGB 09 - Mechanicum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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der Imperator — so sorgfältig und präzise und dazu mit so
viel Geschick und kalter Gnadenlosigkeit das Schicksal so vieler Menschen in
die richtige Richtung lenken konnte.
    Das Ausmaß der Täuschung war
unermesslich, und die Kalt-blütigkeit raubte ihr den Atem. So viele Menschen zu
belügen, das Schicksal eines ganzen Planeten zu manipulieren, nur damit ein
einzelner Mann seine Ziele erreichen konnte — selbst wenn es ein so erhabener Mann
wie der Imperator war —, das war ein Verbrechen von solch monströsen
Dimensionen, dass Dalias Verstand vor dieser entsetzlich Verleumdung
zurückschreckte.
    »Wenn diese Wahrheit
bekanntwürde«, hauchte Dalia, »dann würde das Mechanicum daran zugrunde gehen.«
    Semyon schüttelte den Kopf,
während die letzten Spuren des Sands von Lybia verschwanden und alles tiefer
Dunkelheit wich.
    »Nicht nur das Mechanicum, sondern
das gesamte Imperium«, sagte er. »Ich weiß, dieses Wissen bedeutet eine schwere
Last, aber der Vertrag von Olympus bindet Thron und Schmiede aneinander zu
einer Union, die niemals aufgelöst werden darf. Keine Seite kann ohne die
andere überleben, aber sollte dies bekanntwerden, dann werden die, denen die Wahrheit
über alles geht, es nicht als Wahrheit ansehen, da sie einzig an ihre Sache
glauben. Das Mechanicum ist bereits im Begriff, sich selbst zu zerstören, doch
der Schrecken, den der Kriegsmeister durch seinen Verrat entfesselt, wird
nichts sein im Vergleich zu einem Krieg zwischen Mars und Terra.«
    Semyon warf Dalia einen so
mitleidigen Blick zu, dass ihr unwillkürlich schauderte. »Aber es ist die
Pflicht der Hüter des Drachen — Seelen, die vom Imperator auserwählt wurden — dafür
zu sorgen, dass so etwas niemals geschieht.«
    »Du sorgst dafür, dass der
Drache gebunden bleibt?«, fragte Dalia, während sie merkte, wie um sie herum
allmählich die Realität zurückkehrte.
    »Nein, der Drache ist durch
Ketten gebunden, die stärker sind als alles, was jemand wie ich erschaffen könnte.
Die Hüter wachen nur über das, was der Imperator schuf«, erklärte Semyon. »Er
wusste, dass sich eines Tages die verlorenen Kinder des Drachen auf die Suche
nach seiner Ruhestätte machen würden, und wir müssen dafür sorgen, dass sie die
niemals finden.«
    »Du hast >wir< gesagt,
aber ich bin keine Hüterin«, wandte Dalia vorsichtig ein.
    »Du hast nicht geahnt, warum
jeder deiner Schritte dich letztlich hergeführt hat, Mädchen?«
    »Nein«, zischte sie, als Semyon
nach ihren Händen griff.
    Im Augenblick der Berührung
keuchte Dalia vor Schmerz auf, da die Welt um sie herum zurückkehrte.
    Wieder stand sie am Pult in der
riesigen silbernen Höhle.
    Sie versuchte, die Arme
wegzuziehen, aber Semyons Umklam-merung war unerbittlich. Beim Blick in seine Augen
sah sie die Last von tausend Jahren und mehr in ihnen — eine Pflicht und Ehre,
die sich mit nichts in der Galaxis vergleichen ließ.
    »Es tut mir leid«, sagte der
Adept, »aber meine Lebensspanne, die weit verlängert wurde, ist nun vorüber.«
    »Nein!«
    »Doch, Dalia, du musst deine
Bestimmung erfüllen und die Hüterin des Drachen werden.«
     
    Dalia spürte, wie die Hitze in
Semyons Händen auf ihr Fleisch übersprang, und ein goldenes Strahlen erfüllte sie
mit einem unvorstellbaren Wohlgefühl. Sie wollte vor Ekstase aufschreien, als
jede Faser ihres Körpers, jede verkümmerte Zelle und jede Partie ihres Fleischs
mit neuem Leben erfüllt wurde, als eine Macht auf sie überging, die sie sich
nicht einmal im Traum hätte vorstellen können.
    Ihr Körper wurde wiedergeboren,
erfüllt von einem Bruchteil der Macht und des Wissens eines einzigartigen
Individuums. Macht und Wissen, über Jahrtausende weitergegeben von Hüter zu
Hüter.
    Eine Last und Ehre zugleich,
die einem ungefragt geschenkt wurde.
    Mit diesem Wissen wurde ihr
Zorn auf die Täuschung durch den Imperator weggewischt, da sie sah, welches entsetzliche
Schicksal die menschliche Rasse erwartete, wenn sie der Führung durch den
Imperator beraubt wurde.
    Sie sah sein entschlossenes,
unerbittliches Streben danach, seine ganze Rasse auf einem schmalen Pfad des Überlebens
voran-zutreiben, von dessen Existenz nur er wusste. Es war ein Leben, das ihm
keine Liebe gab, ihm nur wenige Freunde gewährte und bis in alle Ewigkeit ein
Opfer von ihm forderte.
    Dalia wollte schreien, da sie
spürte, dass die Macht sie zu verzehren drohte. Die unglaubliche
Eindringlichkeit des Ganzen brannte nahezu all die Dinge weg, die

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