DGB 09 - Mechanicum
Dalia. »Mir
gefällt die Vorstellung nicht, dass Leute für das leiden werden, was wir hier machen.«
»Tatsächlich? Es ist wohl ein
wenig spät, um jetzt noch auf solche Gedanken zu kommen«, stellte Zeth fest.
»Ich weiß«, sagte Dalia. »Und
ich wünschte, das wäre mir früher eingefallen. Aber das ist nicht der Fall
gewesen.«
»Dann ist das Thema damit
abgeschlossen«, erklärte Zeth.
»Aber das wird ihn umbringen,
nicht wahr?«
»Nicht, wenn Ihr Entwurf so
funktioniert, wie ich es glaube. Der Thetawellen-Verstärker sollte die
Fähigkeit des Empathen er-weitern, in einem erheblich schnelleren Tempo zu
lernen, als er die Informationen empfängt.« Zeth deutete auf die Myriaden
klobiger Mikrofone und Datenträger, die um das Podest herum angeordnet waren.
»Theoretisch wird der Empath nur ein Leiter für die Informationen sein, die aus
dem Äther kommen und von diesen Geräten aufgezeichnet werden sollen.«
»Gut«, sagte Delia.
»Es würde mir nämlich nicht
gefallen, wenn er leiden würde.«
»Mir auch nicht«, meldete sich
Mellicin zu Wort und ließ aus-nahmsweise einmal ihre Gefühle erkennen.
»Ihr Mitgefühl ist lobenswert,
wenn auch völlig fehl am Platz«, erklärte Zeth, während ein Strom aus
flackernden Daten durch die Noosphäre zu ihr gelangte. »Jetzt schließen Sie den
Prozess ab, der den Empathen aufweckt. Adept Maximal ist eingetroffen, um
unseren Versuch zu beobachten und unsere Ergebnisse zu bestätigen.«
Zeth straffte die Schultern und
verließ die Plattform, so dass Dalia und Mellicin allein mit dem Empathen zurückblieben.
»Tja, Sie haben gehört, was sie
gesagt hat«, meinte Mellicin.
»Dann wollen wir hier oben mal
zum Abschluss kommen.«
»Sind Sie denn gar nicht
besorgt?«, fragte Dalia.
»Ist es Ihnen egal, ob er
leidet?«
»Nein, natürlich nicht. Aber
ändern können wir daran jetzt auch nichts mehr. Wie die Adeptin schon sagte,
ist es ein bisschen spät für Bedenken. Immerhin haben Sie dieses Gerät
entwickelt.«
»Ich weiß, aber da war alles
noch theoretisch, und es kam mir nicht so ... ich weiß nicht ... so real vor.«
»Also, ich kann Ihnen
versichern, dass das hier sehr real ist, Dalia«, entgegnete sie. »Wir haben es
gebaut, und wir können nicht ignorieren, dass es sich um ein potenziell sehr
gefährliches Gerät handelt, und zwar nicht nur für diese Kreaturen hier.«
»Wieso? Für wen sollte es sonst
noch gefährlich werden?«, fragte sie verwirrt.
Nachsichtig lächelte Mellicin,
und die menschliche Hälfte ihres Gesichts nahm einen sanften Ausdruck an, den
Dalia noch nie bei ihr beobachtet hatte. »Ach, Dalia, Sie sind so klug, und
doch sind Sie in mancher Hinsicht so unschuldig. Überlegen Sie mal, was wir
durch den Akashischen Leser alles in Erfahrung bringen werden. Indem es uns
möglich wird, die Geheimnisse des Äthers zu entschlüsseln, werden wir in die
Lage versetzt, der Menschheit ein völlig neues Verständnis des Universums zu
verleihen.«
»Und das ist schlecht?«
»Natürlich nicht. Aber es ist
eine unumstößliche Tatsache, dass ein Großteil der Informationen, die Zeth dank
dieses Geräts gewinnen wird, dazu benutzt werden wird, um Kriegswaffen zu
erschaffen, die mächtiger sind als alles, was wir uns vorstellen können.«
Dalia spürte, wie eisige Kälte
von ihr Besitz ergriff, als ob die Temperatur in der Kammer mit einem Mal der
auf einer Gletscherebene entsprach.
»Wie ich sehe, werden Ihnen
allmählich die Konsequenzen deutlich«, fuhr Mellicin fort. »Es ist die ethische
Frage, der sich jeder stellen muss, der sich der Wissenschaft verschrieben hat.
Wir forschen im Dienste der Erweiterung des Wissens, aber wir können nicht
ignorieren, dass unsere Erkenntnisse in der Realität auch anders verwendet
werden können.«
»Aber ...«
»Kein Aber, Dalia«, unterbrach
Mellicin sie und nahm ihre Hand.
»Adeptin Zeth wird diesen Test
durchführen, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Also werden wir alles tun, was in
unserer Macht steht, damit der Empath es unversehrt übersteht, richtig?«
»Vermutlich ja«, stimmte Dalia
ihr zu und beugte sich vor, um den Zufluss der Stimulantien zum Gehirn zu erhöhen.
»Aber versprechen Sie mir, dass
wir den Akashischen Leser nur zum Wohl des Imperiums einsetzen werden.«
»Das kann ich Ihnen nicht
versprechen«, sagte Mellicin. »Das kann niemand. Aber ich muss daran glauben, dass
es uns eines Tages gelingt, eine Maschine von solch furchterregender Macht zu
erschaffen, vor der sogar die
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