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DGB 10 - Engel Der Tiefe

DGB 10 - Engel Der Tiefe

Titel: DGB 10 - Engel Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Lee
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Ordens auf die cyborischen Jäger erinnerten. Von den Rändern der
rechten Schulterplatte hingen mit Stempeln aus geschmolzenem Gold und Silber
befestigte Pergamentstreifen, die den heldenhaften Einsatz gegen die vielen
Feinde der Menschheit dokumentierten. Der Mantel über seinen Schultern war
gesäumt mit einer doppelten Borte in Rot und Gold, die seinen Rang innerhalb
der Höheren Mysterien kennzeichnete – eine Tradition aus den Zeiten des alten
Ordens auf Caliban, die von ihrem Primarchen übernommen worden war. Er hatte
seine Haare wachsen lassen, die er wie sein terranischer Bruder zu straffen,
mit Silberdraht umwickelten Zöpfen geflochten hatte. Von allen Abzeichen und
Belobigungen, die Nemiel im Lauf des letzten halben Jahrhunderts zuteil
geworden waren, erfüllte ihn vor allem der glänzende Stab mit Stolz, den er in
der rechten Hand hielt.
    Das Crozius Aquilum
kennzeichnete ihn als Mitglied des ausgewählten Ordens der Ordenspriester, dem
die Aufgabe zukam, den Kampfgeist ihrer Schlachtenbrüder aufrechtzuerhalten und
die uralten Traditionen ihrer Bruderschaft zu wahren. Zehn Jahre war es
inzwischen her, dass er nach der hässlichen Belagerung von Barrakin für diesen
Posten ausgesucht worden war, als Grünhäute seinen Orden von jeglichem
Nachschub abgeschnitten und sie auf der Geschützbasis Endriago achtzehn Monate
lang in der Falle gesessen hatten. Zum Ende hin setzten sie sich gegen die
Angriffe der Nichtmenschen mit Fäusten und scharfkantigen Metallstücken zur
Wehr, die sie in den Überresten ausgebombter Stützpunkte gefunden hatten. Doch
so schwierig diese Zeit auch gewesen war, hatte Nemiel dennoch nie die Hoffnung
aufgegeben. Vielmehr hatte er die Grünhäute immer wieder aufs Neue verspottet
und provoziert und dabei seine Brüder angesichts der eigentlich erdrückenden
Übermacht des Feinds zu immer neuen Höchstleistungen angespornt, um den Gegner
in Schach zu halten. Als eine grobschlächtige Axt einer Grünhaut sein Knie
zertrümmerte, hatte er die Bestie bei einem ihrer Stoßzähne gepackt und sie
allein aus Trotz zu Tode getreten.
    Als die letzte
Verteidigungslinie durchbrochen wurde, wich er nicht zurück, obwohl ihm ein
gewaltiger Xenos-Kämpfer gegenübertrat, sondern lieferte sich mit ihm ein Duell
von epischen Ausmaßen, das seinem Orden Zeit verschaffte, um einen Gegenschlag
zu starten, der schließlich den Feind die letzten Kraftreserven kostete. Als am
nächsten Tag endlich Verstärkung eintraf und sich ihren Weg zur Geschützbasis
freikämpfte, standen Nemiel und seine überlebenden Brüder auf den Brustwehren
und jubelten den Neuankömmlingen zu.
    Erst Minuten später, als die
anderen ihm der Reihe nach auf die Schulter klopften, wurde ihm deutlich, dass
der Orden gar nicht den Sieg bejubelte — sondern ihn. Kurz darauf stimmte der
Orden einstimmig dafür, ihn den Platz von Bruder-Redemptor Barthiel einnehmen
zu lassen, der in der finstersten Stunde der Belagerung gefallen war.
    Das alles erschien ihm nach wie
vor etwas unwirklich, obwohl seither ein Jahrzehnt verstrichen war. Er als
Beschützer der Ideale des Ordens? Was ihn anging, war er einfach nur zu wütend
und zu starrköpfig gewesen, um sich von einem Haufen dreckiger Grünhäute
besiegen zu lassen. Manchmal, wenn er allein war, griff er nach dem Crozius und
schüttelte nachdenklich den Kopf, als würde es einem anderen gebühren, aber
nicht ihm.
    Zahariel hätte es bekommen
sollen , sagte
er sich oftmals.
    Zahariel war der Idealist, der
Mann, dessen Glauben uner-schütterlich war. Er, Nemiel, wollte nichts weiter
sein als ein Ritter.
    Kein Monat verstrich, in dem er
sich nicht fragte, wie es wohl seinem Cousin auf Caliban erging, und er bereute
noch immer, dass er sich bei Sarosh nicht von ihm hatte verabschieden können.
    Die Abreise von Luther und den
anderen war so plötzlich, aber auch so routiniert erfolgt, dass Nemiel wie alle
anderen zu der Zeit davon ausgegangen war, sie würden in Kürze zur Flotte
zurückkehren. Aber Jonson erwähnte Luther und den Rest niemals wieder, und
mittlerweile las er nicht mal mehr die Depeschen von Caliban, sondern delegierte
diese Aufgabe an seinen Stab.
    Es wirkte, als seien alle
Erinnerungen an Luther und die anderen aus dem Gedächtnis des Primarchen
getilgt worden. Als sich die Jahre zu Jahrzehnten addierten, begannen nach und
nach Gerüchte und Spekulationen zu kursieren.
    Manche sprachen von einem
Zerwürfnis zwischen Jonson und Luther wegen der Beinahekatastrophe bei

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