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DGB 10 - Engel Der Tiefe

DGB 10 - Engel Der Tiefe

Titel: DGB 10 - Engel Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Lee
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forscher.
    Das alles lief nicht erst seit
Monaten ab, und auch nicht ein Jahr, wie Luther behauptet hatte — die Ursprünge
mochten ein Jahrzehnt oder länger zurückliegen.
    Wer auch immer die Hintermänner
waren, sie gingen mit großer Sorgfalt vor. Am Anfang standen kleinere
Zwischenfälle in entlegenen Siedlungen, und von da an hatten sie sich langsam
ausgeweitet, da ihre Verursacher aus ihren Erfahrungen gelernt und ihre
Techniken verbessert hatten. Berichte über Arbeitsunfälle in Waffenmanufakturen
und anderen Industrieanlagen waren in der Vergangenheit als die unerfreulichen
Begleitumstände einer aggressiven Expansionspolitik abgetan worden, doch nun
stellte sich Zahariel die Frage, wie viele dieser Unfälle lediglich inszeniert
worden waren, um den Diebstahl von Waffen und anderem militärischen Gerät zu
vertuschen. Untersuchungen durch Munitorum-Vertreter und die örtliche Polizei
waren lediglich der Form halber aufgenommen worden, schließlich war die
imperiale Bürokratie auf Caliban bekanntlich überarbeitet und unterbesetzt.
    Außerdem gab es Grund zu der
Annahme, dass die Strafver-folgungsbehörden auf Caliban auch nicht an einer
Aufklärung der Vorfälle interessiert waren, gab es doch genug Hinweise darauf,
dass das wahre Ausmaß der Ereignisse seit langem vertuscht wurde. Aber trotzdem
...
    Wie sollte Luther davon nichts
gewusst haben?
    Der geisterhafte Druck des Warp
ließ abrupt nach, als hätte man eine Kerze ausgeblasen. Zahariel hielt inne,
atmete tief durch und versuchte sich zu konzentrieren.
    Für ihn war es schlicht
unvorstellbar, dass Luther über einen so langen Zeitraum nichts von alledem
bemerkt haben sollte. Der Mann war für seinen Intellekt berühmt, er war einer
von wenigen auf ganz Caliban, der sich fast auf der gleichen Stufe mit Jonson
austauschen konnte. Zahariel wusste, dass Luther die Berichte des
Administratums, der lokalen Miliz und der Polizei aus Prinzip mitverfolgte, um
auf dem Laufenden zu sein. Das gehörte zu seinen Pflichten als Meister von
Caliban. Wenn die Bedrohung für Zahariel so offensichtlich war, hätte sie einem
Mann wie Luther schon vor langer Zeit ins Auge springen müssen. Was das
bedeuten mochte, das war ein Gedanke, der ihn zutiefst beunruhigte.
    Zahariel wünschte, er könnte
mit irgendjemandem über seine Bedenken reden. Mehr als einmal hatte er sich
versucht gefühlt, Bruder Israfael darauf anzusprechen, aber dessen ernstes,
hochnäsiges Auftreten hielt ihn jedes Mal wieder davon ab. Der Einzige in der
Legion, dem er sich noch hätte anvertrauen wollen, wäre Meister Ramiel gewesen,
doch der war nicht mehr hier.
    Der junge Scriptor schaute zum
Himmel und wünschte sich aufs Neue, auch Nemiel wäre nach Hause geschickt
worden. Zahariel fand zwar, dass sein Cousin bisweilen über alle Maßen hinaus
zynisch sein konnte, aber in diesem Moment konnte er einen pragmatischen
Standpunkt dringender gebrauchen denn je. Sosehr er auch daran glauben wollte,
dass Luther nach wie vor ein edler und tugendhafter Ritter war, gab es eine
heilige Pflicht gegenüber seiner Legion, seinem Primarchen und vor allem seinem
Imperator, und wenn in den eigenen Reihen Korruption um sich griff, dann war er
dazu verpflichtet, etwas dagegen zu unternehmen. Dabei konnte er auch keine
Rücksicht darauf nehmen, wer womöglich darin verwickelt war, jedoch musste er
zuerst vollkommene Gewissheit haben, bevor er irgendwelche Maßnahmen ergriff.
    Schließlich war die Moral unter
seinen Brüdern auch so bereits mehr als genug strapaziert.
    Abermals atmete er tief durch
und versuchte, sich auf seine Meditationen zu konzentrieren. Er schloss die
Augen und rief sich die mentalen Schritte ins Gedächtnis, die Israfael ihm beigebracht
hatte. Wenigstens wollte er die Sorgen verdrängen, die an seinem Herzen nagten.
Rücksichtslos schob er jeden bewussten Gedanken zur Seite und leerte seinen
Geist.
    Der geisterhafte Wind lebte
wieder auf und überraschte ihn mit seiner Intensität. Obwohl er unsichtbar und
ohne Substanz war, blies er ihm dennoch so kräftig entgegen, dass er nach
hinten gedrückt wurde und ohne nachzudenken die Augen aufriss — und dabei dem
Sturm ins Gesicht schaute.
    Ein blassblaues Leuchten hatte
den Festungshof erfasst, das dem Mondlicht glich, sich aber wie Öl bewegte.
Wilde Ströme wirbelten um ihn herum und wurden von schwarzen und grauen
Schatten umrissen, und sobald er sich auf sie konzentrierte, bildeten sie
Muster, die in seinem Verstand ein Gefühl des

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