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DGB 10 - Engel Der Tiefe

DGB 10 - Engel Der Tiefe

Titel: DGB 10 - Engel Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Lee
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Unbehagens auslösten. Ein leises,
disharmonisches Stöhnen erfüllte seinen Kopf, und der junge Scriptor erschrak
einen Moment lang angesichts der Eindringlichkeit seiner Vision. Seine
Konzentration ließ nach, doch die Wahrnehmungen wurden stärker und stärker.
    Dunkle Gestalten, das Gesicht
unter einer Kapuze verborgen, regten sich am Rand seines Blickfelds, und dann
hallte auf einmal eine Stimme durch seinen Kopf, fremdartig und zugleich
beängstigend vertraut.
    Vergiss nicht deinen Eid uns
gegenüber.
    Zahariel stieß vor Schreck
einen Schrei aus und wirbelte herum, um die Quelle dieser Stimme auszumachen.
Erinnerungen wurden wach an seine Suche nach calibanischen Löwen, auf die er
sich vor über fünfzig Jahren begeben hatte. Er erinnerte sich daran, wie er in
einen entlegenen Teil des Walds vorgedrungen war, unheimlicher und feindseliger
als alles, was er bis dahin gekannt hatte.
    Und er erinnerte sich an die
eigenartigen Gestalten, die ihm dort begegnet waren.
    Sein Herz begann zu rasen.
Zahariel suchte die Schatten auf dem Hof nach den Wächtern im Dunkel ab, aber
das blaue Leuchten und der wütende Wind waren von einem Moment auf den nächsten
verschwunden, und als er wieder klar sehen konnte, stellte er fest, dass sein
Blick auf den nachdenklich wirkenden Luther gerichtet war, der auf der anderen
Seite des Hofs stand und Zahariel aufmerksam musterte.
    »Stimmt etwas nicht, Bruder?«,
fragte Luther leise. Seine Stimme klang besorgt, doch sein Gesichtsausdruck war
unergründlich.
    Zahariel riss sich rasch
zusammen und brachte mit ein paar gezielten Atemzügen den Ausstoß an Adrenalin
und sein rasendes Herz unter Kontrolle. »Bruder-Scriptor Israfael würde mich
jetzt ermahnen, weil ich es zugelassen habe, so intensiv zu meditieren, dass
ich von meiner Umgebung nichts mehr wahrgenommen habe«, erwiderte er und
erschrak darüber, wie mühelos ihm diese Lüge über die Lippen kam.
    Schweigen machte sich zwischen
den beiden Kriegern breit, und Luther betrachtete Zahariel erst eine Weile, ehe
er betrübt lächelte.
    »Uns allen geht in diesen Tagen
eine Menge durch den Kopf, nicht wahr?«
    »Mehr denn je«, brachte
Zahariel heraus.
    Luther nickte zustimmend, dann
überquerte er mit zügigen Schritten den Hof. Seine Miene ließ nach wie vor
nicht erkennen, was in ihm vorging.
    »Ich habe überall in der
Festung nach dir gesucht.«
    Zahariel stutzte. »Warum haben
Sie nicht über Kom mit mir Kontakt aufgenommen?«
    »Weil manche Unterhaltungen
nicht über das Netzwerk statt-finden sollten«, erwiderte Luther leise. »Ich bin
im Begriff, an einem sehr wichtigen Treffen teilzunehmen, und ich möchte, dass
du mich dorthin begleitest.«
    Der Gesichtsausdruck des
Scriptors nahm einen noch verständnis-loseren Zug an. »Ja, natürlich«, sagte er
sofort, fügte dann aber etwas zögerlicher an: »Es ist schon spät am Abend für
ein Treffen, Bruder. Um was geht es? Ist etwas vorgefallen?«
    Luther wurde noch etwas
ernster. »Vor einer Stunde haben Aufrührer auf ganz Caliban Angriffe ausgeführt
auf Gießereien, Manufakturen und Administratum-Gebäude«, befand er. »Seitdem
ist es in etlichen Arkologien zu einer Reihe von Aufständen gekommen, unter
anderem auch in der neuen Arkologie in der Norderwildnis.« Wütend verzog er den
Mund. »Die Polizei hat sich als unfähig erwiesen, diese Krise in den Griff zu
bekommen, daher habe ich zehn Regimenter Jaegers losgeschickt, um die Ordnung
wiederherzustellen.«
    Die Nachricht verblüffte
Zahariel. Mit einem Mal kam ihm Luthers Entscheidung, die Truppenverstärkung
für die Legion zurückzuhalten, wie ein hellseherischer Akt vor. Die Unruhen auf
dieser Welt waren in eine neue, gefährliche Phase getreten. Seine Gedanken
überschlugen sich, und ihm gingen die Datenströme durch den Kopf, die Dinge wie
Gefechtsbereitschaft, Einsatzzeiten und logistische Erfordernisse für die
Astartes-Orden und die unterstützenden Einheiten auf dem Planeten betrafen.
»Wird das ein operationales oder ein strategisches Treffen sein?«, wollte er
wissen. »Ich werde einige Minuten benötigen, um die entsprechenden Dateien
zusammenzustellen.«
    »Weder noch«, gab Luther zurück
und ließ sich wieder keine Gefühlsregung anmerken, die in ihm vor sich ging.
    »Die Rebellenführer haben mit
Lord Cypher Kontakt aufge-nommen, und sie wollen sich mit mir für eine
Unterredung treffen, womit ich mich einverstanden erklärt habe. Sie werden sich
innerhalb der nächsten Stunde hier

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