DGB 10 - Engel Der Tiefe
den Komplex
betreten haben könnten. Ihr Auftauchen auf Diamat ist ... unerwartet. Ich war
nicht mehr in der Lage, die Verhaltensprotokolle der Prätorianer noch
rechtzeitig zu wider-rufen.«
»Ich verstehe«, sagte Nemiel. Dann
ist es also unsere eigene Schuld, weil wir hier reingestürmt sind, um die
Schmiede zu beschützen, ging es ihm durch den Kopf. Er schaute zu
Bruder-Sergeant Kohl und erkannte an dessen aufgebrachter Haltung, dass der
wohl das Gleiche dachte wie er selbst. »Wie geht es Bruder Yung?«
»Ins Koma gefallen«, gab Kohl
finster zurück.
»Er hat schwere Verletzungen
erlitten.«
»Bringen wir ihn ins
Apothekarium der Schmiede«, sagte der Magos sofort. »Wir werden seinen Körper
reparieren und seine beschädigte Rüstung heilen.«
Aus einem unerklärlichen Grund
schreckte Nemiel vor dem Angebot des Magos zurück. »Das wird nicht nötig sein«,
wehrte er hastig ab. »Wenn die Schlacht geschlagen ist, werden wir ihn auf
unser Schiff zurückbringen, wo sich unsere Brüder um ihn kümmern können.« Mit
einer gewissen Skepsis betrachtete er die Gestalt, die ihre Kapuze
hochgeschlagen hatte. »Ich bin Bruder-Redemptor Nemiel von der Ersten Legion
des Imperators. Wer sind Sie?«
Der Magos legte die metallenen
Hände übereinander und verbeugte sich tief. »Ich bin Archoi, Magos der Schmiede
und vormaliger Diener des Erzmagos Vertullus.«
»Vormalig?«, wiederholte
Nemiel.
Archoi nickte betrübt. »Ich
muss mit Bedauern berichten, dass der geschätzte Erzmagos vor 12,8 Stunden
getötet wurde, als er die Verteidigung der Schmiede koordinierte. Als das
ranghöchste überlebende Mitglied von Vertullus' Stab bin ich nun bis auf
weiteres der Erzmagos von Diamat.«
Von Süden kommend ließ ein
tiefes, blechernes Grollen die Luft erzittern, das allmählich lauter wurde und
dessen Quelle sich langsam zum Himmel hinauf bewegte. Nemiel drehte sich um und
sah einige Schiffe, die auf cyanfarbenen Lichtsäule schwerfällig in den Himmel
aufstiegen.
»Die Rebellen haben die Nase
voll«, meinte Kohl mit finsterem siegreichen Unterton. »Sie ziehen sich zurück.«
»Das ist wahr«, verkündete
Archoi. »Ihr Primarch hat vor 6,37 Minuten mit uns Kontakt aufgenommen, um uns
mitzuteilen, dass sich die Rebellenstreitkräfte aus dem Orbit zurückziehen.«
Der Magos hob die Arme, als wollte
er einen Segen erteilen.
»Der Sieg gehört Ihnen, edler
Astartes. Diamat ist gerettet.«
Archois synthetische Stimme
verstummte, an ihrer Stelle trat das allmählich leiser werdende Donnern der
fliehenden Transporter und ferne Poltern imperialer Fahrzeuge. In weiter Ferne
waren Schüsse zu hören, während die Prätorianer stumm und starr wie Statuen
dastanden und Nemiel und die Dark Angels anschauten.
Blut und Schmiermittel traten
langsam aus ihren Wunden aus.
Unwillkürlich fragte sich
Nemiel, ob sich Archoi nicht etwas zu früh gefreut hatte.
»Natürlich sind wir Ihnen sehr
dankbar, dass Sie hergekommen sind«, erklärte Taddeus Kulik, auch wenn der
Ausdruck in den Augen des Gouverneurs unter den schweren Lidern das Gegenteil
andeutete.
Das Sanktum des Primarchen an
Bord der Unbezwingbare Vernunft war ein einzelner, großer Raum, der sich
auf dem obersten Deck des Kriegsschiffs von einer Seite bis zur anderen
erstreckte und nur durch einige Säulen aus strukturiertem Stahl in mehrere
kleinere Bereiche unterteilt wurde. Hohe Fenster an Backbord und Steuerbord
warfen lange, scharf umrissene Schatten auf die im Boden eingelassenen Mosaike,
die die kantigen Konturen der Einrichtung ringsum betonten. Bruchstücke von
Hüllenplatten hatten sich in einem chaotischen Muster in das Glas an Backbord
gebohrt, wodurch das Licht der Sonne von Diamat gebrochen wurde, als hätte man
polierte Rubine verstreut.
Wie üblich begnügte sich Jonson
mit gedämpfter Beleuchtung in seinem Sanktum, da er nach Möglichkeit
vorzugsweise im Licht der Sterne arbeitete. Aus Rücksicht auf seine Gäste hatte
er nun aber die Lumenkegel an den Säulen rings um den großen achteckigen
Treffpunkt genau in der Mitte des riesigen Raums eingeschaltet. Ein mit
Schnitzereien verzierter Stuhl war für den Gouverneur herbeigeschafft worden,
da ihn beim Gegenangriff der Dragoner ein Laserstrahl ins Bein getroffen hatte.
Ein Chirurg aus dem imperialen Palast und ein medizinischer Servitor standen in
einer Entfernung mit Schmerzmitteln bereit, sollte Kulik sie benötigen.
Der Gouverneur, ein Mann in den
mittleren Jahren trug immer noch die von der
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