DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
und
genoss die seidige Sanftheit des warmen Getränks. Es war ein kräftiges Getränk,
das nach gerösteter Eiche und süßem Honig schmeckte.
»Ah, das ist ein Aroma, wie ich
es schon lange nicht mehr geschmeckt habe«, sagte Offenbarung und lächelte zufrieden.
»Ich hätte nicht gedacht, dass davon noch irgendetwas überdauert hat.«
Offenbarung machte eine völlig
entspannte Miene, und Uriah sah, dass seine Wangen ein rosiges Leuchten
angenommen hatten. Aus einem unerfindlichen Grund verspürte er mit einem Mal
gar nicht mehr diese extreme Feindseligkeit dem anderen Mann gegenüber. Es war,
als hätten sie eine Erfahrung geteilt, die nur zwei wahre Genießer wirklich zu
schätzen wussten.
»Es ist eine alte Flasche«,
erklärte er schließlich.
»Ich hatte sie aus den Ruinen
meines Elternhauses retten können.«
»Sie haben wohl die
Angewohnheiten, alte Spirituosen aufzu-bewahren«, meinte Offenbarung.
»Ein Überbleibsel aus meiner
wilden Jugendzeit«, räumte Uriah ein. »Ich trank gern schon mal ein Glas über
den Durst, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ja, ich verstehe. Ich habe
viele bedeutende Individuen erlebt, die sich durch eine solche Sucht zugrunde
gerichtet haben.«
Uriah trank noch einen Schluck,
diesmal einen kleineren, und genoss erst wieder das berauschende Aroma, ehe er
fortfuhr: »Sie sagten, Sie wollten wissen, was bei Gaduaré geschehen war.«
»Wenn Sie bereit und willens
sind, es mir zu erzählen, dann ja.«
»Willens ja«, meinte er
seufzend. »Bereit? Tja, ich schätze, das werden wir einfach herausfinden
müssen.«
»Gaduaré war ein schrecklicher
Tag«, sagte Offenbarung.
»Es war schlimm für jeden, der
dort war.«
Uriah schüttelte den Kopf.
»Meine Augen sind nicht mehr so gut, wie sie es einmal waren, aber ich kann
immer noch erkennen, dass Sie zu jung sind, um Gaduaré zu kennen. Als diese
Schlacht tobte, waren Sie nicht mal geboren.«
»Glauben Sie mir«, beteuerte
Offenbarung.
»Ich weiß über Gaduaré
Bescheid.«
Der Tonfall des Mannes ließ
Uriah einen eisigen Schauer über den Rücken laufen, und als sich ihre Blicke
trafen, sah er in den Augen seines Gegenübers ein solches Gewicht an Wissen und
Geschichte, dass er sich mit einem Mal dafür schämte, mit Offenbarung
gestritten zu haben.
Der andere Mann stellte sein
Glas ab, und dann war der Augen-blick auch schon wieder verstrichen.
»Ich sollte Ihnen erst ein
wenig über mich selbst erzählen«, entschied Uriah. »Wer ich damals war und wie
es dazu kam, dass mir Gott auf dem Schlachtfeld begegnete. Vorausgesetzt
natürlich, Sie wollen das überhaupt hören ...«
»Aber natürlich. Erzählen Sie
alles, was ich Ihrer Meinung nach über Sie wissen sollte.«
Noch einmal trank Uriah einen
Schluck, dann begann er: »Ich wurde vor fast achtzig Jahren in der Stadt
unterhalb dieser Kirche geboren, als jüngster Sohn eines lokalen Lords. Mein
Clan hatte die letzten Jahre der Alten Nacht relativ unbeschadet überstanden,
wir besaßen noch den größten Teil unseres Vermögens, und uns gehörte das ganze
Land hier in der Umgebung, vom Berg bis runter zur Brücke ans Festland. Ich
wünschte, ich könnte sagen, dass ich als Kind schlecht behandelt wurde, wissen
Sie? Damit es einen Grund für das gibt, was aus mir wurde. Aber das war nicht
der Fall. Ich wurde von meinen Eltern verwöhnt und entwickelte mich zu einem
verzogenen Jugendlichen, der trank und zu Aufsässigkeit neigte.« Er seufzte
leise. »Wenn ich auf diese Zeit zurückblicke, dann wird mir klar, was für ein
Idiot ich doch war. Aber das ist nun einmal das Los aller alten Männer, dass
sie auf sich selbst als Jugendliche zurückschauen und viel zu spät erkennen,
welche Fehler sie gemacht haben und was sie wegen dieser Fehler alles bereuen.
Jedenfalls beschloss ich, von meinem rebellischen Feuer angespornt, durch die Welt
zu reisen und herauszufinden, welche freien Ecken es nach den Eroberungen durch
den Imperator noch gab. So viel von dieser Welt war dem Imperator unterstellt
worden, aber ich war entschlossen, irgendwo noch ein Fleckchen ausfindig zu
machen, das nicht von seinen Blitz-und-Donner-Armeen kontrolliert wurde.«
»Sie sagen das, als sei der
Imperator ein Tyrann«, stellte Offenbarung fest. »Er beendete die Kriege, die
den Planeten über kurz oder lang zerstört hätten, und er stürzte Dutzende
Tyrannen und Despoten. Ohne seine Armeen wäre die Menschheit in Anarchie
verfallen und hätte sich innerhalb nur einer Generation selbst
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