DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
ausgelöscht.«
»Richtig, und vielleicht wäre
das für uns besser gewesen«, hielt Uriah dagegen. »Vielleicht war das Universum
zu der Ansicht gekommen, dass wir unsere Chancen gehabt hatten und unsere Zeit
abgelaufen war.«
»Unsinn! Das Universum kümmert
sich nicht im Mindestens darum, was wir tun und lassen. Unser Schicksal haben
wir selbst in der Hand.«
»Ein philosophischer
Standpunkt, auf den wir sicher noch einmal zu sprechen kommen werden. Aber ich
wollte Ihnen von meiner Jugend erzählen ...«
»Ja, natürlich. Fahren Sie doch
bitte fort.«
»Danke. Nun, nachdem ich also
meine Absicht verkündet hatte, die Welt bereisen zu wollen, war mein Vater freundlich
genug, mich großzügig mit Geld auszustatten und mir einige Soldaten mitzugeben,
die mich auf meinen Reisen beschützen sollten. Ich brach noch am gleichen Tag
auf und überquerte die Silberbrücke vier Tage später, um durch die Regionen zu
reisen, die sich vom Krieg erholte und an den Arbeiten bereicherte, die der
Imperator vergeben hatte. Hämmer brachten Metallplatten in die Form von
Rüstungen, rußgeschwärzte Fabriken produzierten ohne Unterlass Waffen, und
ganze Städte voller Näherinnen produzierten die neuen Uniformen für seine Armeen.
Ich durchquerte Europa und trieb mich hier und da auf dem Kontinent herum, und
wohin ich auch kam, überall begegnete mir das Adlerbanner. In jeder Stadt sah ich
Menschen, die dem Imperator und seinen mächtigen Donnergiganten dankten, obwohl
mir das alles eher so vorkam, dass sie nur machten, weil sie sich zu sehr vor
den möglichen Konsequenzen fürchteten, wenn sie sich weigerten. Als Kind hatte
ich einmal eine aus Giganten bestehende Armee des Imperators gesehen, aber das
hier war das erste Mal, dass ich nach den Eroberungen auf sie traf.«
Uriah stockte der Atem, als er
an das Gesicht des Kriegers dachte, der sich zu ihm vorgebeugt und ihn
gemustert hatte wie ein lästiges Insekt. »Ich war betrunken und verbrachte
meine Zeit bei den Huren unten auf der Tali-Halbinsel, als ich nahe der Ruine
einer Festung hoch oben auf einer Klippe auf eine Garnison der Supersoldaten
des Imperators stieß. Meine romantische und rebellische Seele konnte in dem
Moment einfach nicht anders und machte mich über sie lustig. Nachdem ich sie im
Kampf erlebt hatte, wird mir heute noch übel, wenn ich mir ausmale, in welche
Gefahr ich mich damit gebracht hatte. Ich schrie sie an und nannte sie Freaks
und Diener eines blutrünstigen, tyrannischen Monsters, das nur die Menschheit
seinem überzogenen Ego unterwerfen wollte. Ich zitierte aus den Werken von
Seytwn und Galliemus, auch wenn ich nie dahintergekommen bin, wie ich mich in
meinem volltrunkenen Zustand überhaupt an die alten Meister erinnern konnte.
Ich hielt mich für so unglaublich schlau, doch dann kam einer der Giganten auf
mich zu. Wie gesagt, ich war betrunken, und ich hatte dieses Gefühl,
unverwundbar zu sein, so wie es nur Trinker und Narren empfinden können. Der
Krieger war größer und breiter als jeder normale Mensch hätte sein können. Er
trug eine schwere Rüstung, die seine Brust und seine Arme bedeckte – und die
meiner Meinung nach lachhaft übertriebene Ausmaße besaß.«
»In früheren Kriegen zogen die
meisten Krieger den Nahkampf dem Einsatz von Langstreckenwaffen vor«, warf Offenbarung
ein.
»Die Stärke der Brust und der
Arme eines Kriegers waren bei derartigen Konfrontationen von entscheidender
Bedeutung.«
»Aha, verstehe«, sagte Uriah.
»Jedenfalls kam er zu mir, hob mich von meinem Platz und verschüttete mein
Getränk, was mich zur Raserei brachte. Ich trat gegen seine Rüstung und schlug
mir die Fäuste an seiner Brust wund, aber er lachte mich nur aus. Ich brüllte
ihn an, er solle mich loslassen, was er dann auch tat, nachdem er mir gesagt
hatte, ich solle den Mund halten. Dann schleuderte er mich von der Klippe, und
ich landete im Meer. Als ich schließlich ins Dorf zurückkam, waren sie längst
nicht mehr da, und ich stand da, von einem Hass erfüllt, wie ich ihn nie zuvor
verspürt hatte. Eigentlich war es dumm von mir, aber ich forderte den Ärger
heraus, und es war nur eine Frage der Zeit, bis mich jemand in meine Schranken
verweisen würde.«
»Und wohin gingen Sie von Tali
aus?«, wollte Offenbarung wissen.
»Hier und da hin. Ich habe von
diesen Jahren vieles vergessen, weil ich oft betrunken war. Ich weiß noch, dass
ich mit einem Sandgleiter die Mediterrane Sandebene überquerte und durch das
Ödland der Nordafrik
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