Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen

DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen

Titel: DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Kyme , Lindsey Priestley
Vom Netzwerk:
sind sie tatsächlich.
Tausend Meter hohe Darstellungen ihrer Könige, in einen Stein geschlagen, den
keine Waffe zerstören und kein Bohrer zerschneiden kann. Sie sind mindestens so
unglaublich wie dieses Fresko, auf unerklärliche Weise in eine Felswand
gehauen, die in zehntausend Jahren kein Sonnenlicht zu sehen bekommen hatte, und
dennoch von einem gottlosen Volk in einem vergessenen Zeitalter geschaffen.
Wahre Kunst benötigt keine göttliche Erklärung, sie ist einfach Kunst.«
    »Sie haben Ihre Meinung«, sagte
Uriah höflich, »und ich habe meine.«
    »Isandula war ein Genie und
eine wundervolle Künstlerin, das steht außer Frage«, fuhr Offenbarung fort.
»Aber sie musste auch ihren Lebensunterhalt bestreiten, und selbst die größten
Künstler nehmen Auftragsarbeiten an, wenn die sich ergeben. Ich habe keinen
Zweifel daran, dass diese Arbeit sehr gut bezahlt wurde, waren doch die Kirchen
ihrer Zeit unverschämt wohlhabende Organisationen. Aber hätte man sie gebeten,
eine Palastdecke einer säkularen Regierung zu bemalen, wäre dann ihre Arbeit nicht
genauso großartig ausgefallen?«
    »Es ist möglich, aber wir
werden es nie wissen.«
    »Nein, da haben Sie recht«,
pflichtete Offenbarung ihm bei und ging an Uriah vorbei zum Altar. »Und ich
fühle mich versucht zu glauben, dass immer auch ein wenig Eifersucht im Spiel
ist, wenn Menschen zum Göttlichen greifen, um solch wunderbare Kreationen zu
erklären.«
    »Eifersucht?«
    »Aber sicher«, beharrte er.
»Diese Leute wollen nicht glauben, dass es Menschen gibt, die so großartige
Kunstwerke schaffen können, wenn sie selbst dazu nicht in der Lage sind. Also
erklären sie, dass irgendeine Gottheit den Künstler inspiriert hat.«
    »Das ist eine sehr zynische
Meinung über die Menschheit«, sagte Uriah.
    »Teilweise ja«, räumte
Offenbarung ein.
    Uriah zuckte mit den Schultern.
»Das war eine interessante Diskussion, aber Sie müssen mich jetzt
entschuldigen, mein Freund Offenbarung. Ich muss alles für die Mitglieder
meiner Gemeinde vorbereiten.«
    »Das ist nicht nötig, es kommt
sonst niemand«, sagte der andere Mann. »Nur Sie und ich.«
    Uriah seufzte leise. »Wieso
sind Sie wirklich hier?«
    »Dies hier ist die letzte
Kirche auf Terra«, antwortete Offenbarung. »Die Geschichte wird mit Orten wie
diesen bald abgeschlossen haben, und ich wollte eine Erinnerung daran haben,
bevor alles weg ist.«
    »Ich wusste, dass das kein
normaler Abend werden würde«, murmelte Uriah.
     
    Uriah und Offenbarung begaben
sich zur Sakristei und nahmen so an dem großen Mahagonischreibtisch mit den verschlungenen
Schlangenschnitzereien Platz, dass sie sich gegenübersaßen. Der Stuhl knarrte
unter dem Gewicht des Gastes. Uriah griff in den Schreibtisch und holte eine
große Flasche aus staubigem blauem Glas und zwei Zinnbecher hervor.
    Er schenkte ihnen beiden
tiefroten Wein ein und lehnte sich zurück. »Auf Ihr Wohl«, sagte er und hob den
Becher.
    »Und auf Ihres«, erwiderte
Offenbarung, trank einen Schluck Wein und nickte anerkennend.
    »Ein sehr guter Wein. Er ist
schon alt.«
    »Sie kennen sich mit Weinen
aus, Offenbarung«, sagte Uriah.
    »Mein Vater schenkte ihn mir zu
meinem fünfzehnten Geburtstag und sagte, ich solle ihn in meiner Hochzeitsnacht
trinken.«
    »Aber Sie haben nie geheiratet,
richtig?«
    »Ich habe nie eine Frau
gefunden, die es mit mir aufnehmen wollte. Damals war ich ein verdammt wilder
Teufel.«
    »Ein verdammt wilder Teufel,
der zum Priester wurde«, sagte Offenbarung. »Das hört sich nach einer
interessanten Geschichte an.«
    »Das ist es auch«, stimmte
Uriah ihm zu. »Aber manche Wunden reichen so tief, dass man sie nicht wieder
öffnen sollte.«
    »Das kann ich akzeptieren«,
befand sein Gegenüber und trank wieder einen Schluck.
    Uriah musterte seinen Besucher
über den Becherrand hinweg.
    Jetzt, da Offenbarung saß,
hatte er seinen scharlachroten Mantel ausgezogen und über die Rückenlehne seines
Stuhls gelegt. Er trug jene Art Kleidung, zu der praktisch jeder Bewohner von
Terra neigte, allerdings mit dem Unterschied, dass seine makellos sauber war.
Am rechten Zeigefinger steckte ein Silberring mit einer Art Siegel, doch Uriah
konnte nicht erkennen, was noch dort eingearbeitet war.
    »Verraten Sie mir, Offenbarung,
was Sie damit gemeint haben, dass dieser Ort bald weg sein wird?«
    »Genau das, was ich gesagt
habe«, erwiderte der Mann. »Selbst hier oben auf Ihrem Berg werden Sie vom
Imperator und seinem Kreuzzug gehört haben,

Weitere Kostenlose Bücher