DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
Sie plötzlich weichherzig
geworden sind ...«
»Ich weiß genau, was Sie sagen
wollen, Bruder«, unterbrach Bulveye ihn. »Sie fragen sich, warum ich mir diese Mühe
mache, für Leute zu kämpfen, die wir anschließend dennoch erobern müssen.« Er
stand auf, Staub stieg aus den Gelenken seiner Rüstung und wurde von der
kräftiger werdenden Brise weggeweht. »Wir sind Kreuzfahrer, Halvdan. Der
Allvater hat uns ausgesandt, damit wir die verlorenen Welten der Menschheit
retten und sie ins Imperium zurückholen. Wenn es eine Chance gibt, und sei sie
noch so klein, dass wir diese Leute von unseren Absichten überzeugen können ...
und wenn sich so das verhindern lässt, was wir auf Kernunnos tun mussten – dann
werde ich dafür alles Erforderliche unternehmen. Und wenn es sein muss, werde
ich auch bis zu meinem letzten Atemzug dafür kämpfen.«
Halvdan sah ihn mit finsterer
Miene an, schließlich schüttelte er den Kopf und seufzte. Mühselig erhob er sich
und klopfte dem Wolfslord mit einer Hand auf die Schulter.
»Das Schiff dürfte jeden
Augenblick zurückkehren«, sagte er.
»Wir sollten zum Landeplatz
gehen, um zu sehen, ob Jurgen uns irgendwelche Geschenke mitgebracht hat.«
Gemeinsam verließen die beiden
Astartes den Hügel und begaben sich zu der staubigen Ebene im Westen der Ruinenstadt.
Kaum waren sie dort eingetroffen, tauchte am Horizont ein schwarzer Schemen
auf, der in niedrig er Höhe flog, um von den Orbitalbeobachtern nicht entdeckt
zu werden. Sofort erkannten beide Wolves, dass das Schiff in Schwierigkeiten
war. Rauch stieg aus einem der Triebwerke auf, und die Flugbahn wies deutliche
Unregelmäßigkeiten auf. Es war klar, dass der Pilot große Mühe hatte, den
Stormbird bei dieser gefährlichen Flughöhe auf Kurs zu halten.
Minuten später flammten über
dem Landeplatz die Steuerdüsen des Sturmschiffs auf, das unsanft auf dem staubigen
Untergrund aufsetzte. Kurz darauf wurde die Rampe geöffnet, und vier Wolves – darunter
auch der Pilot – eilten mit Feuerlöschern nach draußen, rannten zum Heck und
besprühten das qualmende Triebwerk. In der Zwischenzeit tauchte Jurgen am Kopf
der Rampe auf und näherte sich Bulveye und Halvdan, die immer noch ein paar
Meter entfernt standen.
»Sie haben einen interessanten
Flug verpasst«, meinte Jurgen an seinen Lord gewandt. »Ein Schwarm Xenos-Fighter
wurde auf uns aufmerksam, als wir durch die bewohnbare Zone von Oneira flogen.
Die haben uns ganz schön zugesetzt, bis es uns endlich gelang, sie zu
überwältigen.«
»Wie schlimm ist es?«, wollte
Bulveye wissen.
Jurgens Miene verfinsterte
sich. »Was das Schiff angeht, müssen Sie den Piloten fragen. Zwei weitere
unserer Brüder sind in den Roten Traum versunken. Einer wird wahrscheinlich
beide Beine verlieren, sofern er überhaupt überlebt.«
Der Wolfslord nahm diese
Nachricht mit einem knappen Nicken zur Kenntnis. »Waren die Patrouillen
erfolgreich?«
»Ja«, antwortete Jurgen, ohne
zu zögern.
»Vielleicht sogar erfolgreicher
als erwartet.«
»Wie soll ich das verstehen?«
Der Leutnant verschränkte die
Arme vor der Brust. »Nun, als wir uns auf dem Rückflug befanden, da registrierte
der Pilot rund um Oneiros sehr starke Aktivtäten im Luftraum. Es schien so, als
würden die Peiniger die Stadt massiv angreifen, also beschloss ich, dass wir
uns das etwas genauer ansehen. Wir flogen in die Zone ein und landeten in der
Nähe der Opferstätte, wo unsere Patrouille auf etwas Interessantes stieß.«
Bulveye runzelte die Stirn.
»Noch ein Päckchen?«
»Nein«, entgegnete Jurgen.
»Eine Nachricht.« Er griff in einen Beutel an seinem Gürtel und zog ein Stück
Papier heraus.
»Das hier war um das Heft eines
Dolchs gewickelt, der zwischen zwei Pflastersteinen am Pavillon steckte.«
Der Wolfslord betrachtete das
Papier und stellte zu seinem Erstaunen fest, dass der Text darauf in
archaischem Niedergotisch verfasst war. Nicht so wie der lokale Dialekt,
sondern wie die Muttersprache, die auf fast jeder Welt der Menschen verstanden
wurde. Die Mitteilung bestand aus einer Kom-Frequenz, einer Uhrzeit und einem Namen.
Andras.
Aufmerksam beobachtete Jurgen,
wie Bulveye auf diese Nachricht reagierte. »Was glauben Sie, was das bedeuten soll?«,
fragte er.
Bulveye schaute auf die Uhr
seiner Rüstung. Bis zu der in der Mitteilung genannten Uhrzeit waren es nur
noch ein paar Stunden.
»Das bedeutet, dass die
Antimoner bereit sind, den nächsten Schritt zu unternehmen.«
Vier Stunden vor
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