DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
die Tiefe, ein qualmender, angekohlter Körper, der auf einem
palastartigen Balkon im Inneren der flackernden Kuppel aufschlug.
Sor Talgron zuckte sekundenlang
unkontrolliert, während die letzten Reste an Energie von ihm wichen und durch
den glatten Glasboden abgeleitet wurden. Er stützte sich auf ein Knie auf,
Rauchfahnen stiegen vom verbrannten, stinkenden Fleisch seines Gesichts auf.
Dann öffnete er die Klammern auf seinem Brustpanzer, und das nutzlos gewordene
Sprungmodul fiel hinter ihm mit lautem Knall auf den Boden.
»Das war ... unangenehm«, sagte
Arshaq, im Begriff, sich aufzurichten. Der cremefarbene Wappenrock des
Sergeants hing in rußgeschwärzten Fetzen an ihm herab, und an einigen Stellen
brannte sein Gewand sogar noch, weshalb er es sich wie beiläufig vom Leib riss.
Nur die Krieger des Trupps
Helikon hatten es durch das entstandene Loch im Schild geschafft, alle anderen Sturmtrupps
saßen auf der anderen Seite der inzwischen wieder geschlossenen Kuppel fest.
Sor Talgron fluchte verärgert.
Die Trupps hatten alle ihre
Melter-Bomben einsetzen müssen, nur um für ein paar Sekunden eine Lücke in der Verteidigung
des Gegners entstehen zu lassen. Einen solchen Zug würden seine Trupps nicht
wiederholen können, und er war jetzt nicht einmal in der Lage, mit seinen Brüdern
Kontakt aufzunehmen, um ihnen zu raten, sich eine andere Vorgehensweise zu
überlegen, denn offenbar hinderte die Kuppel nicht nur Angriffe von außen
daran, ins Innere zu gelangen, sondern sie blockierte auch jeden Kom-Kontakt
nach außen. Dieser alles umschließende Schutzschild, in dem sie sich nun
befanden, nahm ihnen auch die Sicht auf alles, was sich auf der anderen Seite
abspielte.
Sor Talgrons verbranntes Gesicht
schmerzte, doch das ignorierte er und richtete den Blick in die Ferne.
Die Stadt im Inneren der Kuppel
war vom Krieg vollständig unberührt geblieben und bot einen Anblick, der einen
Betrachter demütig und ehrfürchtig werden ließ. Vor ihnen erstreckten sich
glasklare kristallene Kuppeln, gläserne Türme und miteinander verbundene
Überführungen und Brücken, die wie in Quecksilber getauchte Spinnweben wirkten.
Aber Sor Talgron nahm von
diesen Dingen keine Notiz, denn sein Blick galt einzig einem hoch aufragenden
Glasbauwerk in einiger Entfernung — und der gigantischen Statue, die die Spitze
bildete.
Er kniff ein wenig die Augen
zusammen, während er die titanenhafte Statue betrachtete. Sie war mehr als
einen Kilometer hoch, ein riesenhafter Koloss aus Silber und Glas in der Form
eines Mannes, der mit in die Höhe gereckten Armen dastand. Alle paar Sekunden
sprangen Blitze von der Kuppel auf die ausgestreckten Hände über und tauchten
sie in zuckende Energie, die um die Arme und den Oberkörper lief.
Sor Talgron fühlte, wie sich
Abscheu in ihm regte.
Dies war keine Statue, die
einen heldenhaften Gründer oder eine lokale Legende darstellen sollte, sondern
ein Abbild des Gottes, an den die Bewohner von Siebenundvierzig Sechzehn
glaubten.
»Dann stimmt es also«, sagte
Arshaq mit angewidertem Unterton.
»Diese Leute verehren
heidnische Gottheiten.«
»Lorgar möge mir Kraft geben«,
murmelte Sor Talgron.
»Captain«, sagte Sergeant
Arshaq, der auf sein Auspex kon-zentriert war. »Wir haben mehrere
Feindkontakte, die sich in unsere Richtung bewegen. Wie lauten Ihre Befehle?«
»Wir müssen dorthin«,
antwortete er und zeigte auf die Statue.
»Und wir töten jeden, den wir
sehen. So lauten unsere Befehle.«
Seltsamerweise stießen sie nur
auf wenig Gegenwehr, seit sie innerhalb der Kuppel unterwegs waren. Nach dem brutalen
Gemetzel auf dem Weg zur Energiebarriere hatte die fast völlige Abwesenheit des
Feindes etwas Unheimliches an sich.
Sie bewegten sich auf breiten
Überführungen aus zerbrechlich wirkendem Glas in Richtung der gigantischen Statue,
wobei sie sich ständig umschauten, ob sich irgendwo etwas bewegte.
Die Schlacht außerhalb der
flackernden Kuppel war extrem blutig gewesen – die künstlichen Kriegskonstrukte
waren unerbittliche Gegner, die über Waffen verfügten, von denen man zumindest
seinem Kenntnisstand nach in den Flotten des Kreuzzugs noch nie etwas gehört
hatte. Hier dagegen, im Schutz der schier undurch-dringlichen Kuppel, hier war
alles ruhig und friedlich.
Ihr Weg führte sie durch
Passagen mit Kuppeldecken und durch kathedralenartige Gänge, in denen ihre
Schritte auf dem sanften Glasboden laut nachhallten.
»Das ist wie in einem Grab«,
merkte Arshaq
Weitere Kostenlose Bücher