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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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Bruderkrieger, die von Terra bis zu den Rändern des Alls
vorgestoßen waren, und die jetzt mit Klingen und Fäusten aufeinander losgingen.
So geschmacklos diese Bilder waren, ließ Magnus sie dennoch nicht auf sich
einwirken.
    Der Große Ozean war ein Ort, an
dem alles möglich war und dessen launische Gezeiten immer versuchten, einen
Reisenden aus dem inneren Gleichgewicht zu bringen.
    Der widerwärtige Gestank eines
Schlachthauses schlug ihm mit ungeheurer Gewalt entgegen, eine stechende Mischung
aus ver-rottendem Fleisch und entweichenden Körpergasen. Magnus spürte, wie
sein Blick von einer vergessenen Welt angezogen wurde, einer einst blühenden
Welt, die von Krankheit und Verderbtheit befallen worden war. Er sah, dass sich
diese Entwick-lung nicht ohne Gegenwehr abgespielt hatte, die Landschaft trug
die Narben des Krieges, der um diese Welt geführt worden war.
    Der Kampf war auf
mikroskopischer Ebene ausgetragen worden, die Armeen aus Bakterien und Viren
zählten nach Billionen.
    Alles auf dieser Welt war von
Krankheit befallen, überall auf der Welt waren Mikroben damit beschäftigt, sich
zu vermehren, damit die Infektion weiter um sich greifen konnte.
    Am Ende des Planeten hatte es
keine Zweifel gegeben, dennoch war ihm eine Kapitulation nicht möglich, und
genauso wenig ließ sich der zerstörerische Angriff noch aufhalten. Aus ihm war
eine Welt der Stagnation geworden, die Marsche und Wälder waren stinkende
Ozeane aus schlickartiger Pestilenz.
    Magnus sah eine metallene Masse
im Herzen des Sumpfs, es war der verrostete Rumpf eines Raumschiffs, das sich
wie eine Klippe in den Himmel reckte — oder wie ein Ozeandampfer, der im Meer
versinkt. Faulende Dinge fanden ihr Zuhause in der rostigen Hülle, und im toten
Herzen des Schiffs hauste etwas Monströses. Magnus hatte keine Ahnung, was es
sein mochte, aber er sah den glitzernden Schein von Metall, und er wusste, dass
die Nemesis-Klinge des nichtmenschlichen Schmieds ihren Weg hierher gefunden
hatte.
    Der Gedanke erfüllte Magnus mit
Panik, da hörte er auf einmal dröhnendes Gewehrfeuer, und er sah eine Gruppe
marschierender Soldaten in der Livree der Luna Wolves, die sich zu dem Wrack
vorkämpften. Er rief ihnen Warnungen zu, doch sein Bruder an der Spitze der
Krieger — Horus Lupercal — nahm von ihm keine Notiz, schließlich war dies hier
nicht die Realität, sondern ein flüchtiger Blick in eine Zukunft, die sich so womöglich
niemals zutragen würde.
    Die Chronologie der Ereignisse
zersplitterte, das Geschehen setzte sich in willkürlich nebeneinander
angeordneten Bildern neu zusammen. Dort war ein Freund, der abgewiesen wurde und
nun als erbitterter Feind wieder auftauchte; da ein Thronsaal oder eine
Kommandobrücke; ein geliebter Sohn, der durch das Schwert eines Verräters
starb; der stählerne Glanz einer Klinge, die den Schlag führen würde, der das
Universum verändern sollte; ein geliebter Vater, der von einem rebellischen
Sohn niedergestreckt wird.
    Er sah einen hoch aufragenden
Tempel, ein gewaltiges acht-eckiges Gebäude mit Kuppeldach und acht Türmen, auf
denen ein Feuer loderte. Scharen hatten sich vor diesem Haus der falschen
Götter versammelt, und Krieger in der Keramit-Panzerung der Astartes standen
vor einem riesigen Bronzeportal. Ein weitläufiger Teich schillerte wie Öl, und
an seinem Ufer stritten sich zwei Krieger, während die Oberfläche eine
Mondsichel spiegelte.
    Schallendes Gelächter zerriss
die Szene, und Magnus sah wieder Horus Lupercal, eine titanenhafte Gestalt von
ungeheurer Kraft.
    Aber das war nicht sein Bruder,
sondern ein Monster, eine Urgewalt der Zerstörung, die das großartige Werk des
Vaters in Flammen aufgehen ließ. Mit jedem Hieb seiner Klauenhand ließ Horus
Welten sterben, verschlungen vom Feuer des Krieges, das einer unaufhaltsamen
Infektion gleich in der Galaxis um sich griff.
    Wie ein wahnsinniger Dirigent, der
durch eine Symphonie des Untergangs führte, legte Horus das Imperium
systematisch in Schutt und Asche und hetzte Bruder gegen Bruder auf, um sie im
Gemetzel ausbluten zu lassen.
    Magnus schaute in das Gesicht
des Dings, das wie Horus aussah, konnte aber nichts vom ehrbaren Verhalten
seines Bruders entdecken. Stattdessen sah er nur Hass, Trotz und Bedauern. Ihre
Blicke begegneten sich, und Magnus bemerkte, dass Horus' Augen wie
bernsteinfarbene Feuergruben waren.
    »Wie fühlt sich das an, Bruder?«,
wollte Horus wissen. »Wie ist das, die Welt so zu betrachten, wie du sie einmal
gesehen

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