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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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aber Camille blendete
diese Geräuschkulisse einfach aus, während ihre Finger über das Schlüsselbein
in Richtung Schädel strichen. Dabei bemerkte sie, dass ein Teil der
Schädeldecke abgeplatzt war und an einer Seite herunterhing wie eine Tür, die man
von innen aufgetreten hatte.
    Sie schloss die Augen und ließ
die vertraute Wärme von ihrer Hand auf das Relikt aus vergangenen Zeiten
überspringen. Die Kraft bewegte sich in ihr, und sie spürte, wie der Mann sie
in sein Leben hineinzog, hinein in die Fülle an Emotionen, die ihr alle
entgegenstrebten.
    Zu spät erkannte sie
allerdings, dass es sich bei diesen Emotionen um Schmerz und Wahnsinn handelte.
Sie versuchte ihre Hand wegzureißen, doch der rote Strom aus Schmerzen war
schneller, und im nächsten Moment bohrten sich sengende Stiche durch ihr
Gehirn, als würde jemand eine glühende Lampe hineintreiben. Blut strömte aus
ihrem Mund, als sie sich auf die Zunge biss. Camille kreischte, während sie die
qualvollen letzten Augenblicke im Leben dieses Mannes durchlitt. Grässliche
Bilder von weißen Maden, von zerrissenem Fleisch und vom Tod geliebter Angehöriger
brannten sich ihren Weg bis hinein in ihr Bewusstsein.
    Ihr Körper zuckte, als würde
Starkstrom hindurchgeschickt, sie knirschte mit den Zähnen, und dann knackten die
Sehnen, als sie den Mund aufriss, um einen tonlosen Schrei auszustoßen.
    Im nächsten Moment war es
vorüber. Sie merkte, dass grobe Hände sie gepackt hatten und sie mit sich
zerrten, womit die Verbindung zu dem Skelett unterbrochen wurde. Nachbilder
hielten sich vor ihren Augen, und sie schnappte vor Entsetzen nach Luft. Schon
früher hatte sie Tote berührt, aber es war ihr jedes Mal gelungen, sich vor
deren Ende abzuschotten. Das hier jedoch war so entsetzlich und intensiv
gewesen, dass sie nicht darüber hatte hinweggehen können. Sie schmeckte Metall
auf der Zunge und spuckte Blut auf den Boden.
    »Ich sagte doch, wir hätten
nicht bleiben sollen«, knurrte Khalophis.
    »Was?«, war alles, was sie
herausbringen konnte, während sie den Astartes über sich gebeugt dastehen sah.
Ein schwerer Panzer-handschuh lag um ihre Schulter, der andere hielt eine flackernde
orangefarbene Flamme.
    »Psychneuein«, zischte er ihr
zu und zog sie hinter sich her zu den Stufen.
    Dann auf einmal hörte sie es,
ein dröhnendes Summen, das an einen Schwarm Vespiden erinnerte, untermalt vom aufgeregten
Flattern von Flügeln, als sich etliche Raubvögel gleichzeitig in die Lüfte
erhoben.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Dreiundzwanzig
    Die entfesselten Pyrae
    Falls du tot bist
    Die Spiegelhöhle
     
     
    »LAUFEN SIE!«, BRÜLLTE
KHALOPHIS SIE AN, während das hektische Summen näher kam. Camille sah nach oben
und entdeckte einen sich organisch bewegenden Schwarm aus geflügelten Wesen,
die aus verborgenen Behausungen im Dunkel der Ruine hervorschossen.
    Entsetzen lähmte ihre Beine.
    Das helle Klappern von
insektoiden Gliedmaßen hallte von allen Seiten wider, während sich Scharen von
Psychneuein in die Tiefe stürzten, um ihren Hunger zu stillen. Camille sah
Hunderte ihrer Art, abscheuliche, an Insekten erinnernde Monster mit Greifarmen
und Saugrüssel. Das laute Summen der Flügel und chitinartige Klacken, mit dem
die Beißzangen zuschnappten, wurden immer intensiver.
    Etwas bewegte sich hinter
Camille, und als sie sich umdrehte, befand sich dort eine der abscheulichen,
käferartigen Kreaturen. Sie hatte einen glänzenden Gliederkörper und sechs
dünne Arme, von denen Harz herabtropfte. Die Flügel bewegten sich zu schnell,
um sie zu erkennen, und das Ding stank nach verfaultem Fleisch.
    Rasiermesserscharfe Beißzangen
ragten aus dem geschwollen wirkenden Kopf hervor, dessen Struktur
groteskerweise aussah wie die Oberfläche eines menschlichen Gehirns und der mit
Facettenaugen überzogen war, die alle Camilles entsetzte Miene spiegelten.
    Die Kreatur machte einen Satz
auf sie zu, ging aber in Flammen auf, noch bevor sie Camille erreichen konnte. Der
verkohlte Leib traf sie an der Brust und zerfiel beim Aufprall in heiße Asche.
Sie schrie auf und wischte sich angeekelt die restliche Asche von der Kleidung,
als auf einmal Khalophis nach ihr griff und sie kurzerhand unter seinen Arm
klemmte, was ihm so leicht fiel wie einem erwachsenen Mann, der das Gleiche mit
einem Kleinkind machen konnte.
    »Ich sagte doch, Sie sollen
laufen«, herrschte er sie an.
    »Dass ihr Sterblichen auch nie
auf einen hören könnt.«
    Khalophis lief

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