Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
Vom Netzwerk:
erinnerte, in den von allen Seiten
Überreste von Stufen und Moniereisen oder Stahlträger hineinragten.
    Vögel flatterten weiter oben,
und als Camille ganz genau hinhörte, konnte sie leises Flügelrascheln hören,
das aus Nestern irgendwo in den höchsten Stockwerken zu kommen schien.
    »Was hoffen Sie eigentlich hier
zu finden?«, wollte Khalophis wissen. »Hier ist alles verrottet. Meinen Sie
nicht, wir hätten längst etwas gefunden, wenn es hier noch irgendwas gäbe, das
uns neue Erkenntnisse bringen könnte?«
    Camille lächelte ihn
zuversichtlich an.
    »Sie können es nicht so
betrachten, wie ich das mache.«
    Khalophis gab ein Brummen von
sich. »Keiner von euch Memoratoren hat irgendetwas Nützliches geleistet, seit ihr
euch uns angeschlossen habt. Es war Zeitverschwendung, mit Ihnen herzukommen.
Ich habe hier bislang nichts Besonderes entdecken können.«
    Sie ignorierte seine Bemerkung
und bewegte sich weiter durch die Überreste, blieb hier und da mal stehen und durchsuchte
den Schutt nach etwas Brauchbarem. Vereinzelt fand sie die Dinge, die einmal zu
den Habseligkeiten irgendeiner Person gehört haben mussten, doch alles war so
leblos wie die Ruinen ringsum.
    Etwas bewegte sich über ihr,
ein Knarren im Stein, begleitet von einem ganz leisen animalischen Knurren.
Camille hob den Kopf und sah einen flatternden Schatten. Es war ein Vogel, den
sie erschreckt hatte, weil sie seinem Nest zu nahe gekommen war. Ihr Blick
wanderte in eine Ecke, in der Holzbarren und eine Art Metallplatte so
angeordnet waren, dass sie nicht das Ergebnis eines Zufalls sein konnten.
    »Haben Sie irgendwelche Lichter
an Ihrer Rüstung?«, fragte sie.
    »Oder eine Taschenlampe?«
    »Da habe ich etwas Besseres zu
bieten«, gab Khalophis genüsslich zurück.
    Er streckte eine Hand aus, und
im gleichen Moment nahm vor ihm mitten in der Luft eine flammende Lichtkugel Gestalt
an. Sie war greller als die Flamme eines Schweißbrenners und verbreitete auf
dem Stockwerk grelles Licht, das schwarze Schatten warf.
    »Sehr beeindruckend«, meinte
sie und kniff die Augen ein wenig zusammen.
    »Das ist noch gar nichts. Und
ehrlich gesagt grenzt es fast schon an Beleidigung, meine Fähigkeiten für so
etwas Banales zu benutzen.«
    »Kann ich verstehen. Aber das
ist etwas zu hell. Können Sie das Licht ein wenig dimmen?«
    Khalophis nickte, und dann
wurde die Lichtkugel allmählich schwächer, bis Camille die Augen wieder weit aufmachen
konnte.
    Im nicht mehr so grellen Schein
konnte sie nun deutlich den Verfall erkennen, von dem das Gebäude ereilt worden
war. Einen Moment lang überkam sie ein Gefühl der Trauer, das jener
Zivilisation galt, die Jahrtausende vor ihrer eigenen Geburt untergegangen war.
    Hier hatten Menschen gelebt, Jahre
ihres Lebens hatten sie hier verbracht, von besseren Zeiten geträumt und hart gearbeitet,
um sich und ihre Familien zu ernähren. Sie alle waren längst zu Staub
zerfallen, und es war die Erkenntnis, dass so viele Personen so völlig in
Vergessenheit geraten waren, die Camille so sehr zu schaffen machte. Sie ging
um die Barrikade herum — etwas anderes konnte diese Konstruktion nicht
darstellen — und sah mehrere von Spinnweben überzogene Skelette. Die Knochen
wurden von etwas zusammengehalten, das aussah wie gehärtetes Harz.
    »Ihnen war nicht klar, wie
leicht ihnen alles weggenommen werden konnte«, sagte sie.
    »Was?«
    »Die Leute, die hier gelebt
haben«, erklärte sie und kniete neben dem vordersten Skelett nieder. Auch wenn sie
keine Expertin für Knochen war, deutete die Größe auf einen Mann hin. »Ich
wette, keiner von denen hat beim Aufstehen gedacht: >Heute ist der Tag, an
dem die Welt endet. Also genieße ich ihn.«< Sie sah zu Khalophis. »Nichts
ist von Dauer, auch wenn wir das noch so sehr glauben wollen. Ich glaube, das
ist das, was ich hier lerne.«
    »Manche Dinge werden
überdauern«, widersprach Khalophis mit der Überzeugung eines Eiferers. »Zum
Beispiel das Imperium.«
    »Ich schätze, da haben Sie
recht«, sagte sie nur, weil sie keine Lust hatte, mit ihm eine Diskussion über
die Zukunft des Imperiums zu führen.
    Sie zog einen Handschuh aus und
berührte behutsam das Skelett, wobei sie insgeheim damit rechnete, dass es jeden
Moment zu Staub zerfiel. Es war ohnehin ein Wunder, dass diese Knochen den Lauf
der Zeit überstanden hatten, aber das Harz schien der Grund für ihren guten Zustand
zu sein.
    Von ganz weit oben war das
Flattern von Flügeln erschreckter Kreaturen zu hören,

Weitere Kostenlose Bücher