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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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der Thousand Sons war Ankhu Anen von Träumen verfolgt worden, in denen
ein aus Eis und Feuer geborener, fauchender Drache eine Rolle spielte. Sein
Atem war der Tod der Sterne, die Augen waren das Licht der Schöpfung. Lange
hatte er nach der Bedeutung dieses Traums gesucht, doch die Symbolik des
Drachens erlaubte zu viele unterschiedliche Deutungen.
    Für manche stand der Drache für
einen intellektuell überlegenen Mann, der sich die ungezähmte natürliche Welt
untertan macht.
    Dann wieder war er ein Geschöpf
des urtümlichen Chaos, das nur durch die disziplinierte Anwendung mentaler und
körperlicher Finesse vernichtet werden konnte. Andere sahen in ihm ein Symbol
für Weisheit, übernommen von primitiven Herrschern, um ihre Macht zu
verstärken. Ankhu Anen sah im Drachen nur das Symbol der bevorstehenden
Verdammnis.
    Er wich vor dem Regal zurück,
und im gleichen Moment hatte er eine Vision einer nahenden Gefahr, die durch
seinen Kopf zuckte.
    Eine flammende Masse, die sich
auf den Tempel stürzte, deren Form durch die Kristallscheiben aber verschwommen
und unbestimmbar war.
    Ankhu Anen machte kehrt und
rannte zum Eingang der Bibliothek, als eine gewaltige Detonation das Gebäude erschütterte.
    Glasscheiben und
Adamantiumsäulen wurden zerschmettert, als ein brennendes Thunderhawk genau in
den Tempel raste. Als die verbliebene Tragfläche an einer der tragenden Säulen
hängen blieb, wurde das Wrack herumgerissen, schlug gegen die Decke und stürzte
schließlich auf den Boden, wo es in einer ungeheuren Explosion verging.
    Rasiermesserscharfe Splitter
und eine glühende Wolke aus verbrennendem Treibstoff breiteten sich rasend
schnell im Inneren der Bibliothek aus, und das trockene Papier der gelagerten
Bücher fing sofort Feuer. Ankhu Anen wurde von der Druckwelle durch die Luft
geschleudert, durchbrach ein Regal und landete auf einem umgekippten
Ladestapler, dessen Fracht aus Büchern sich auf dem Boden verteilt hatte. Das
Regal geriet ins Wanken und fiel schließlich als Masse aus verdrehtem Metall
und zersplittertem Glas auf Ankhu Anen.
    Der versuchte sich aus den
Überresten des demolierten Regals zu befreien, fiel aber wieder nach hinten,
als ein Schmerz durch sein Bein und die Brust jagte. Er atmete tief durch und
nahm in Ruhe eine Bestandsaufnahme seiner Verletzungen vor. Sein Bein lag unter
einer umgestürzten Säule begraben, ein Stück Stahl ragte aus seiner Brust. Der
Sturz hatte zu einer klaffenden Wunde geführt, und aus seinem verletzten Herz
strömte Blut. Nicht einmal die Unterstützung durch seine sekundären Organe konnte
jetzt noch den starken Blutverlust ausgleichen.
    Brennender Treibstoff bahnte
sich seinen Weg durch die Bibliothek, streckte sich nach ächzenden Regalen aus und
suchte nach noch unverbranntem Papier, damit die unersättlichen Flammen neue
Nahrung bekamen. Um Ankhu Anen herum lagen tote und sterbende Schreiber, ihre
Körper waren von den wie Geschossen umherfliegenden Trümmern in Stücke gerissen
worden oder von den Flammen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Als er den Kopf
hob, sah er einen schimmernden Regen aus Glas von dem riesigen Loch
herabfallen, das von dem Thunderhawk in die Haut der Bibliothek gerissen worden
war. Es wirkte wie ein kristallener Wasserfall, und während er weiter auf
dieses fesselnde Bild schaute, erkannte er auf einmal, dass sich ein goldenes
Auge in allen Scherben spiegelte, die in Zeitlupe zu Boden fielen. Diese Augen
betrachteten ihn traurig, und Ankhu Anen verspürte, dass sie ihm hätten helfen
können, sich aber ganz bewusst dagegen entschieden hatten.
    »Warum?«, fragte er
flehentlich, bekam aber keine Antwort.
    Ein leises metallenes Kratzen
drang an sein Ohr, und er drehte sich zur Seite, damit er auf sich aufmerksam
machen konnte, doch ein Stück weit von ihm entfernt saß nur ein Rabe, der den
Kopf schräg gelegt hatte und ihn beobachtete. Sein Gefieder war von glänzendem
Schwarz, aber Ankhu Anen konnte Cyber-Implantate erkennen, die mit großem
Geschick in den Kopf des Tiers eingesetzt worden waren. Der Vogel sah ihn
fragend an, und Ankhu Anen musste beim Anblick des Symbols seines Kultes
unwillkürlich lächeln.
    »Was bist du?«, fragte er.
»Eine Zukunftsvision? Ein Symbol für die Errettung?«
    »Weder noch, würde ich sagen«,
sagte eine raue Stimme neben seiner anderen Schulter.
    Er drehte sich um und entdeckte
einen Krieger in einer Rüstung, die die Farbe eines Wintermorgens hatte. Sie schimmerte,
als sei sie von einer dünnen

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