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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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einfacher Memorator.«
    »Nein«, widersprach Ahriman,
beugte sich vor und projizierte eine wenig Feuer in seine Aura. »Sie sind weit mehr
als das — Sie handhaben Zauberkunst, Sie sind ein Hexer!«
    Es war ein ganz einfacher
Trick, eine unsichtbare Dominanz, um einen schwächeren Verstand dem eigenen Willen
zu beugen. Die Wirkung setzte sofort ein, denn von Lemuel strömten Wellen der
Furcht und der Schuld aus. Ahriman stieg in den Aufzählungen auf, um sich vor dem
blanken Entsetzen des Mannes zu schützen.
    »Bitte ... ich tue niemandem
etwas an«, flehte Lemuel. »Ich bin kein Hexer, das schwöre ich. Ich lese nur
gern alte Bücher, aber ich kenne keine Zauber oder Ähnliches! Bitte!«
    »Beruhigen Sie sich, Lemuel«,
meinte Ahriman amüsiert und hielt seine ausgestreckte Hand hoch. »Ich erlaube
mir nur einen kleinen Spaß. Ich bin keiner von diesen einfältigen Hexenjägern,
und ich habe Sie auch nicht zu mir gerufen, um Sie zu verdammen. Vielmehr werde
ich Sie befreien.«
    »Mich befreien?«, fragte
Lemuel, dessen Atmung sich wieder normalisiert hatte. »Wovon?«
    »Von Ihrer Blindheit und Ihren
Grenzen«, erklärte Ahriman. »Sie besitzen gewisse Fähigkeiten, aber Sie wissen nicht,
wie Sie sie richtig zur Anwendung bringen sollen. Ich kann Ihnen zeigen, was
Sie tun müssen, um diese Fähigkeiten zu nutzen und um Dinge zu tun, die Sie
sich nicht vorstellen können.«
    Ahriman bemerkte Skepsis in
Lemuels Aura, die er mit einem leichten Schubs seiner eigenen Kräfte linderte, so
wie man bei einem wilden Tier das Gleiche mit beschwichtigenden Worten und
vorsichtigen Berührungen erreichte.
    Der Mann verfügte über
keinerlei Barrieren in seinem Geist. Seine Psyche stand völlig offen für
Gezeiten des Großen Ozeans. Im Augenblick dieses Kontakts kannte Ahriman jedes
Geheimnis seines Gegenübers, er sah den Dorn des Bedauerns, der in Lemuels
Herzen steckte, und sofort wurde er nachsichtiger, da er verstand, dass dieser
Mann von seiner Trauer angetrieben wurde — ganz wie er selbst.
    Die Erlangung gewisser Kräfte
konnte diese Trauer nicht lindern, und das würde Lemuel Gaumon nach einer Weile
auch erkennen müssen. Doch diese niederschmetternde Erkenntnis konnte noch eine
Zeit lang warten. Es gab keinen Grund, ihn schon jetzt aller Illusionen zu
berauben.
    »Sie sind so verwundbar, und es
ist Ihnen nicht einmal bewusst«, sagte Ahriman leise.
    »Milord?«
    »Sagen Sie mir, was Sie über
den Großen Ozean wissen.«
    »Der Begriff sagt mir nichts.«
    »Der Warp«, ergänzte Ahriman.
    »Das Empyrean.«
    »Oh, eigentlich nicht viel«,
räumte Lemuel ein und atmete einmal tief durch, ehe er weiterredete. Es ließ
ihn wie einen Studenten wirken, der fürchtete, er könnte die falsche Antwort
geben.
    »Es ist eine Art höhere
Dimension, ein psionisches Reich, in dem Raumschiffe viel schneller reisen
können als sonst üblich. Es erlaubt Astrotelepathen, untereinander zu
kommunizieren. Und ... na ja, das ist eigentlich schon alles.«
    »In groben Zügen ist das
durchaus richtig, aber der Große Ozean ist auch noch viel mehr als nur das,
Lemuel. Er ist die Heimat des Urtümlichen Schöpfers, jener Energie, die alle
Dinge antreibt. Er ist ein Spiegelbild unseres Universums, und wir sind sein
Spiegelbild. Was sich in dem einen ereignet, wirkt sich auf das andere aus, und
so wie in einem Ozean auf einem Planeten leben in ihm Raubtiere. So matt Ihr
Geist auch strahlen mag, ist er auf dem Ozean wie ein Leuchtfeuer für alle jene
Kreaturen, die in seinen Tiefen lauern. Würde ich Ihnen gestatten, Ihre Kräfte
unkontrolliert zu nutzen, wären Sie schon bald tot.«
    Lemuel schluckte und legte sein
Notizbuch weg.
    »Ich hatte keine Ahnung«, gab
er zu. »Ich dachte einfach ... das heißt, ich weiß eigentlich gar nicht, was
ich gedacht habe. Ich merkte irgendwann, dass ich auf Bereiche in meinem
Verstand zugreifen kann, die anderen Leuten verschlossen bleiben. Ich konnte
Lichter um sie herum sehen, ihre Aura. Ich lernte, diese Aura zu lesen und zu
verstehen, was die Leute fühlen. Ergibt das überhaupt einen Sinn?«
    »Es ergibt einen Sinn, glauben
Sie mir. Diese Lichter, wie Sie sie bezeichnen, sind ätherische Echos der
Gefühle, Gesundheit und Kräfte einer Person. Ein Schattenselbst dieser Person
existiert im Großen Ozean, ein Spiegelbild ihrer Psyche, das in den Strömungen
einen Abdruck hinterlässt.«
    Lemuel schüttelte den Kopf und
lächelte flüchtig.
    »Das ist eine Menge Neues, was
da auf mich einstürmt,

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