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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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Wangen
abschälte und das Grinsen erkennbar wurde.
    Das Buch war aus echtem Papier,
hergestellt aus den Bäumen des letzten natürlichen Walds auf der Venus.
    Die Tinte hatte man aus Flüssigkeiten
raffiniert, die aus Abschöpfstrahlen des Jupiters gewonnen worden waren.
    Kunsthandwerker aus Merika
hatten das in dickes Grox-Leder gebundene Buch zusammengestellt. In den Einband
waren Splitter von Edelsteinen eingearbeitet worden, die von allen
kolonisierten Welten des Solsystems stammten und im Licht der Elektrokerzen der
Galerie funkelten. Dieses Buch war die stoffliche Manifestation, die dem
Eurotas-Clan das Recht gab, zu den Sternen zu reisen.
    Alle Schiffe der diversen
Flotten, den Armeen aus Angestellten und Besatzungen und auch der finanziellen Macht
zum Trotz, die sie über zahllose Welten und industrielle Anlagen auf allen
Welten der taebianischen Sterne besaßen, war es diese Verfügung, mit der der
Imperator Merriksun Eurotas und seinesgleichen die Genehmigung erteilt hatte,
Handel zu treiben, zu reisen und durch nichts anderes als wirtschaftliche Macht
den Einfluss des Imperiums auszudehnen.
    Darüber hätte der Mörder fast
gelacht. Als ob irgendein Wesen Bereiche des Universums unter seinen Anhängern
verteilen könnte, wie man es sonst mit Ländereien oder Essensportionen machte.
    Was für eine Überheblichkeit!
Was für eine maßlose Arroganz zu glauben, sie hätten irgendein Recht dazu.
Solche Macht konnte nicht nach Gutdünken verteilt werden, so etwas konnte man
nur an sich reißen, indem man Blutvergießen und Schmerz in Kauf nahm und einen
stählernen Willen bewies.
    Die Glasabdeckung war mit einem
komplexen Mechanismus aus Suspensoren und Schwerkraftschiebern versehen, und
wenn man die Hand über ein rubinrotes Sensorfeld am Rahmen bewegte, dann konnte
man die Seiten umblättern, ohne sie berühren zu müssen. Speer schnippte nach
dem Sensor, und die Verfügung wurde aufgeklappt, um eine Seite nach der anderen
zu zeigen, alle dicht beschrieben.
    Das Blättern wurde
unterbrochen, als eine besonders kunstvoll verzierte Seite erreicht worden war,
die mit Gold, purpurner Tinte und Blattsilber aufwartete. Worte in Hochgotisch
drängten sich um eine verschwenderisch detaillierte Darstellung jenes Motivs,
das sich auch auf dem Jadefries im Audienzsaal fand. Es zeigte den Imperator,
wie er dem ersten Eurotas die Handelserlaubnis erteilte.
    Aber Speers gieriger Blick
überging das handwerkliche Geschick dieser Arbeit, stattdessen wandte er sich
einem feuchten, dunkelroten Fleck auf der letzten, ansonsten völlig leeren
Seite zu.
    Ein einzelner Tropfen Blut .
    Er legte eine Hand an eine
Kante des Glaskastens und ließ die Dämonenhaut an seinen Fingerspitzen
zergehen, um in die Schweißnähte einzudringen, die die Konstruktion zusammen-hielten.
Das massive Panzerglas knackte und platzte an der Seite auf, die er bearbeitet
hatte. Das formbare Fleisch drückte fester dagegen und schob die Scheibe ganz
heraus.
    Plötzlich ging von dem Glas ein
lautes Knacken aus, das der Mörder mit seinen öligen Handflächen dämpfte. Die
Scheibe kippte nach vorn und landete in seiner Hand. Gierig griff er mit
zitternden Fingern hinein.
    Speer würde die Seite aus dem
antiken Buch herausreißen und damit aus dem Stasisfeld holen, in dem das Werk
seit Jahrhunderten existierte. Er würde das Blatt an seine Lippen drücken und
das Blut trinken, er würde es empfangen wie den Kuss unter Liebenden. Und er
würde ...
    Seine Finger fassten nach dem
Papier der Handelsverfügung und ... griffen hindurch, als wäre das Buch aus
Rauch. Die Seiten flackerten und wurden unscharf, und für einen Moment wurde
das Werk zu nichts weiter als einem vollkommenen Geisterbild, das von einer
Gruppe hololithischer Emitter erzeugt wurde, die im Rahmen des Glaskäfigs
verborgen waren.
    Der Käfig war leer, und einen
Moment lang verspürte Speer eine ganz ähnliche Leere in seinem Inneren, da ihn
die unfassbare Erkenntnis traf, dass sich seine Beute gar nicht hier befand.
    Nur Augenblicke später überkam
ihn eine so ungeheure Wut, dass es all seiner Selbstbeherrschung bedurfte, um
seinen Zorn nicht hinauszuschreien und gleichzeitig alles zu zerstören, was
sich in seiner Reichweite befand.
     
    Nachdem Lady Sinope wieder
gegangen war, blieb Soalm weiter auf dem Felsplateau sitzen und wartete darauf,
von der Dunkelheit eingehüllt zu werden. Der nächtliche Himmel, der ihr so oft
einen Augenblick des Friedens verschaffte, wenn sie ihn betrachtete,

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