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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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so verängstigt, dass sie Horus nun doch folgen.« Sie seufzte.
    »Vielleicht wird der Imperator
ihnen vergeben.« Soalm schaute zur Seite. »Ich glaube nicht, dass er jemand
ist, der vergeben kann. Immerhin bestreitet er, göttlich zu sein.«
    »Das ist richtig«, bestätigte
Sinope. »Aber nur jemand, der wahrhaft göttlich ist, kann so etwas tun und es
auch ernst meinen. Wer sich dagegen für einen Gott hält, der ist entweder
richtig verrückt, oder er ist ein Dummkopf. Um in solche Höhen erhoben zu
werden, muss man auf den Schultern des Glaubens getragen werden. Man muss
führen und zugleich geführt werden.«
    »Etwas Führung könnte ich im
Moment auch gut gebrauchen«, räumte die Assassine ein.
    »Ich weiß nicht, welchen Weg
ich einschlagen soll.«
    »Nicht?« Die Adlige setzte sich
auf einen von ständigem Wind geglätteten Stein. »Wenn es nicht zu aufdringlich
ist, würde ich Sie gern fragen, wie Sie zum Licht der Lectitio Divinitatus gefunden haben.« Soalm seufzte leise. »Nachdem unsere ... nachdem meine Eltern
bei einem Streit zwischen rivalisierenden Familien ermordet worden waren, stand
ich unter der Fürsorge des Imperiums völlig isoliert und allein da. Ich hatte
niemanden, der über mich wachen konnte.«
    »Nur den Gott-Imperator.« Sie
nickte. »Dadurch gelangte ich zu der Erkenntnis, dass er in meinem Leben die
einzige konstante Größe war. Er war der Einzige, der mich nicht verurteilte ...
und der mich nicht verließ. Ich hatte Geschichten über den imperialen Kult
gehört ... Es dauerte nicht lange, da stieß ich auf Gleichgesinnte.«
    »Ja, so spielt sich das oft
ab«, stimmte Sinope ihr zu.
    »Gleiches findet zu Gleichem,
überall in der Galaxis. Hier auf Dagonet gibt es viele, die nicht so glauben
wie wir — beispielsweise Capra und die meisten seiner Leute —, aber trotzdem
verfolgen wir die gleichen Ziele. Und letztlich gibt es von unserer Art immer
noch sehr, sehr viele, Kind. Unter anderen Namen, auf andere Weise, überall
dort, wo Menschen sind. Während er uns zur Größe geführt und den Nebel
vertrieben hat, der uns in Form von falschen Göttern und missverstandenen
Religionen umgab, hat der Gott-Imperator den Pfad zu der einen Wahrheit
geschaffen: seiner Wahrheit.«
    »Und dennoch müssen wir diese
Wahrheit geheim halten.«
    Die alte Frau seufzte. »Ja, für
den Augenblick müssen wir das. Manchmal kann der Glaube noch so stark und
trotzdem gleichzeitig schwach sein. Er ist eine zarte Blume, die man hegen und
pflegen muss, damit sie für den Tag bereit ist, an dem sie aufblühen darf.« Sie
legte eine Hand auf Jennikers Arm.
    »Und dieser Tag ist nah.«
    »Nicht nah genug.« Sie ließ die
Hand sinken und schwieg eine Weile.
    »Was wollen Sie mir sagen,
Kind?« Soalm drehte sich zu ihr um und kniff verdutzt die Augen zusammnen.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe das schon gemacht, da
waren Sie noch gar nicht geboren«, erklärte die Frau. »Glauben Sie mir, ich weiß,
wenn jemand etwas verschweigt. Sie haben vor irgendetwas Angst, und das
betrifft nicht nur diese Revolution, in die wir alle verstrickt sind.«
    »Ja.« Das Wort kam ihr wie aus
eigenem Antrieb über die Lippen.
    »Ich habe Angst. Ich fürchte,
dass wir allein durch unsere Ankunft auf Ihrer Welt das alles hier zerstören
werden.«
    Sie machte eine ausholende
Geste.
    Sinope lächelte flüchtig. »Oh,
meine Liebe, ist Ihnen das denn nicht klar? Sie haben Hoffnung nach Dagonet
gebracht. Das ist etwas unglaublich Wertvolles. Es ist sogar noch
zerbrechlicher als der Glaube.«
    »Nein, ich habe gar nichts
getan. Ich bin nur eine ... eine Überbringerin.« In diesem Augenblick wollte
Soalm ihr alles anvertrauen — das ganze Ausmaß der Pläne des
Exekutionskommandos, die wahren Gründe, wieso sie den Freiheitskämpfern um
Capra halfen. Sie wollte ihre düstersten Ängste in Worte fassen, dass sie durch
ihre Beteiligung kein bisschen besser war als ihr verbitterter, gefühlloser
Bruder.
    Aber diese Worte wollten nicht
ausgesprochen werden. Alles, was sie in ihren Gedanken hörte, war Eristedes
Herausforderung, die kühle Kalkulation, die er aufgemacht hatte. War das Leben
dieser Menschen tatsächlich mehr wert als der Tod des Kriegsmeisters, jene
lebende Verkörperung der größten Gefahr für das Imperium der Menschen? Sinope
stand auf, kam herüber und setzte sich zu ihr. Dabei verfinsterte sich die
Miene der Frau allmählich.
    »Ich werde Ihnen erzählen,
wovor ich mich fürchte«, begann sie.
    »Dann werden Sie

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