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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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er das Zielfernrohr ausrichtete und sich durch
die verschiedenen Ansichtmodi klickte. Kell hatte die Waffe während ihrer Zeit
bei Capras Rebellen an seinen Körper angepasst, und nun fühlte sie sich an wie
eine Erweiterung seiner selbst. Jede Bewegung war ihm in Fleisch und Blut
übergegangen.
    Mikroskopisch kleine
Sensorkerben an der Mündung des Laufs übertrugen die empfangenen Informationen
sofort an seine Spionmaske, teilten ihm Toleranzveränderungen ebenso mit wie
alle wichtigen Details zu den Windbedingungen. Er klappte das Stativ aus und
ließ den Lauf darauf ruhen. Kell ließ den Bildbereich durch sein Training
finden, den Ausgleich für die Abwärts-bewegung der Kugel auf der bestehenden
Distanz, den Coriolis-Effekt, die Korrektur wegen der erhöhten Luftfeuchtigkeit
nach den stundenlangen Regenfällen sowie ein Dutzend Variablen mehr.
    Sorgfältig stellte er die
Verbindung zwischen seinem Impulstransmitter und der Lanze her. Ein neues
Symbol tauchte auf dem Display auf und ließ ihn wissen, dass die Lanze
einsatzbereit war.
    Er beugte sich vor und sah
durch das Zielfernrohr.
    Das Bild wurde klarer und
erstarrte. Seine Schusslinie überquerte vom Wohnturm aus den Überrest eines
Monuments, verlief durch den Korridor eines von Treffern verwüsteten
Administratums-gebäudes und endete weiter unten auf dem weitläufigen Platz, den
die Einheimischen den Platz der Befreiung nannten. Dort hatte Horus Lupercal in
der Frühphase des Großen Kreuzzugs jenen Priesterkönig getötet, der im
finstersten Zeitalter über Dagonet geherrscht hatte. Dort hatte er nur einen
einzigen Schuss abgefeuert und den Gefolgsleuten des Tyrannen solche Angst
eingejagt, dass sie bei seinem bloßen Anblick ihre Waffen abgelegt und sich
ergeben hatten.
    Eine Gestalt begab sich in sein
Blickfeld, die durch die Bewegung der Luft auf einer Strecke von mehreren
Kilometern leicht verschwommen war. Es war ein Mann im mittleren Alter, er trug
die Uniform eines Truppenkommandanten der planetaren Verteidigungsstreitkräfte.
    Als er in Kells Richtung sah
und dabei den Mund bewegte, wurde die Subroutine im integrierten Auspex des
Visiers aktiviert, um von den Lippen des Mannes abzulesen und seine Worte
hörbar zu machen.
    Er kommt, Kell, las er auf der
Anzeige. Schon sehr bald.
    Der Vindicare nickte fast
unmerklich und nutzte Koynes Körper, um die Entfernung so präzise wie möglich
einzustellen. Dann zog sich die getarnte Callidus zurück, und Kell sah nur noch
auf eine leere Stelle auf dem milchigweißen Marmor.
     
    Der Sandsturm machte sie besser
unsichtbar, als es jede Tarnung geschafft hätte. Unverdrossen ging Iota durch
den Sturm und genoss, wie der an ihr zerrte und gegen sie stieß. Und ihr gefiel
das Rauschen und Prasseln der Partikel auf ihrem metallenen Schädelhelm, die an
den Verzahnungen des Animus Speculum zogen.
    Durch das saphirne Auge der
psionischen Waffe hindurch betrachtete die Culexus die Welt, sie nahm deren
Pulsieren und Pochen an den Rändern ihrer Gedanken wie eine Kälte in ihrem
Gehirn wahr. Menschen bewegten sich durch den Feuerbogen, und sie spürte sie
auf
    Jeder von ihnen würde merken,
dass er ihre Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte, ohne jedoch wirklich zu
wissen, was tatsächlich geschehen war. Ein Schauer würde ihnen über den Rücken
laufen und sie dazu veranlassen, ihren Sandmantel enger um sich zu ziehen und
ihre Schritte zu beschleunigen, damit sie etwas schneller dorthin zurückkehren
konnten, wo es wärmer, heller und sicherer war. Sie nahmen sie wahr, ohne sie
tatsächlich wahrzunehmen. Es war der unheilvolle, immer gegenwärtige
Null-Schatten, den sie über sie fallen ließ. Wenn sie den Kopf zur Seite drehte
und mit ihrem eindringlichen, funkelnden Blick Kinder ansah, begannen die
sofort zu weinen, ohne den Grund dafür erklären zu können. Wenn sie dicht an
Zelten vorbeiging, in denen zahlreiche Menschen lagen und schliefen, konnte sie
deren leises Murmeln und Stöhnen hören. Sie strich wie eine vom Sturm
gepeitschte Unwetterwolke über deren Träume hinweg und verfinstere kurzzeitig
den Himmel über deren Unterbewusstsein, ehe sie wieder hinter dem Horizont
verschwand.
    Iotas Paria-Seele oder das
Fehlen einer solchen brachte die Leute dazu, sich wegzudrehen und den Blick von
den schattenhaften Ecken abzuwenden, in denen sie unterwegs war. Es war für
ihre Tarnung ein großer Vorteil, der ihr dabei half, ins Lager der Zuflucht
einzudringen, ohne irgendeinen Alarm auszulösen. Sie kletterte an

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