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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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gelegenen Punkt. Es war
ein leises, gleichbleibendes Geräusch, das ihn an die ruhigen Meere auf Thaxted
erinnerte, wenn die Wellen an die Ufer aus schwarzem Morast und dunklem Fels
schlugen. Hinter seiner Spionmaske verzog er den Mund und verdrängte diesen
Gedanken gleich wieder.
    Das war jetzt nicht der
richtige Zeitpunkt, um in Erinnerungen zu schwelgen.
    Ganz behutsam, damit er die
Position der Waffe nicht um einen einzigen Millimeter veränderte, betätigte er
mit dem Daumen die Wahltaste, um das Gewehr zu entsichern. Indikatorrunen
liefen vertikal über die Anzeige und informierten ihn darüber, dass die Waffe
jetzt zum Töten bereit war. Nun fehlte Kell nur noch das Ziel.
    Er widerstand der Versuchung,
nach oben zum Himmel zu sehen.
    Seine Beute würde noch früh
genug hier eintreffen.
     
    Einen Kilometer westlich von
ihm benetzte Tariel seine trockenen Lippen und tippte mit der Hand auf die
gewölbte Tastatur auf seinem Unterarm, wobei ihm deutlich bewusst war, dass
seine Handflächen nassgeschwitzt waren. Sein Atem ging angestrengt, und er
musste sich zwingen, damit er so sehr zur Ruhe kam, dass sein Körper nicht vor
überschüssigem Adrenalin zuckte.
    Er atmete tief und gleichmäßig,
dabei schmeckte er Staub und Ozon. In den Korridoren des Bürohochhauses war
alles mit Papieren übersät, die die Leute in Panik irgendwo hingeworfen hatten,
als sie das Gebäude fluchtartig verließen. Die abgeteilten Bürokabinen in den
weitläufigen Sälen standen leer, seit in der Stadt die ersten Schüsse der
beginnenden Revolution gefallen waren.
    Nachdem die Adligen die
Regierung gezwungen hatten, sich von Terra abzuwenden, war von den Männern und
Frauen, die hier gearbeitet hatten, niemand wieder hergekommen. Stattdessen
waren sie untergetaucht oder hatten sich den neuen Herrschern untergeordnet — oder
waren hingerichtet worden. Zuerst war es ihm so vorgekommen, als würden die
Geräusche dieser Leute in den toten, leeren Räumen nachhallen, aber schließlich
hatte Tariel die Tatsache akzeptiert, dass dieses turmgleiche Hochhaus genauso
eine leerstehende Hülle war wie so viele andere imperiale Einrichtungen auf dem
Planeten auch. Man hatte es geräumt und sich selbst überlassen, weil es nichts
Dringenderes gab, als sich vom Imperator loszusagen und sich seinem vom rechten
Weg abgekommenen Sohn zuzuwenden.
    Der Vanus hockte neben der
Lanze und legte einen Finger auf die Seite des zylindrischen Gehäuses. Das
Gerät war fast so lang wie der Durchmesser des Turms, und es hatte sich als
mühselige Arbeit entpuppt, das alles heimlich zu montieren. Aber letztlich
hatten sich die Einzelteile aus dem Frachtraum der Ultio so passgenau
zusammenbauen lassen, wie es von den Entwicklern des Mechanicums zugesagt
worden war. Nun war die Konstruktion einsatzbereit, und durch das Gehäuse
hindurch konnte Tariel die leichten Schwingungen des Energiekerns wahrnehmen,
der die Bereitschaftssequenz durchlief.
    Beruhigt darüber, dass sich das
Gerät in einer guten Verfassung befand, machte sich Tariel noch etwas flacher
und näherte sich vorsichtig den Fenstern, von denen aus er in das Tal der
Hauptstadt und auf den Platz der Befreiung sehen konnte. Der Infocyte achtete
dabei genau darauf, dass er nicht von Patrouillendrohnen oder von Einheiten der
planetaren Verteidigungsstreitkräfte entdeckt wurde.
    Zum zehnten Mal innerhalb von
zehn Minuten nahm er sich einen Moment Zeit, die Toleranzen und die
Positionierung der hyperdichten Sentainium-Panzerglasspiegel zu überprüfen. Es
fiel ihm schwer, den Mechanismus in Ruhe zu lassen. Nachdem er eine ganze Serie
von Alarmstrahlern und sonischen Sirenen in den unteren Etagen platziert hatte,
um rechtzeitig vor jedem Eindringling gewarnt zu werden, gab es für ihn wenig
anderes zu tun, als die Lanze zu beobachten und dafür zu sorgen, dass sie so
funktionierte, wie sie alle es von ihr erwarteten. Im Notfall konnte er die
direkte Kontrolle übernehmen, aber er hoffte, dass es nicht dazu kommen würde.
Das war eine Verantwortung, von der er nicht wusste, ob er sie wirklich auf
sich nehmen wollte.
    Bei jeder Kontrolle der Spiegel
gelangte er zu der Überzeugung, dass er einen von ihnen ungewollt verstellt
hatte, also begann er das Ganze von vorn, bis er sich sicher war, dass alles so
war, wie es sein sollte bis die Zweifel abermals erwachten. Tariel ballte die
Fäuste und kaute auf seiner Unterlippe. Sein Verhalten grenzte bald an eine
Zwangsstörung.
    Er zwang sich zur Ruhe, wandte
der

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