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DGB 14 - Ketzerfürst

DGB 14 - Ketzerfürst

Titel: DGB 14 - Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Dembski-Bowden
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ihren hölzernen Stab,
dessen Spitze zur Form einer Mondsichel geschnitzt worden war.
    Je ein tätowierter Gottredner
stand vor jedem der gepfählten Opfer und hielt eine einfache Tonschale in
seinen fahlen Händen, in der das Blut der Getöteten gesammelt worden war. Als
Ingethel zu ihnen ging, tauchte jeder der Schamanen einen Finger ins Blut und
zeichnete damit ein spiralförmiges Symbol auf ihre nackte Haut.
    Es war gar nicht zu übersehen,
was das zu bedeuten hatte: Sie malten das Auge auf ihren Körper.
    »Unglaublich«, sagte Lorgar. Er
schien unter Schmerzen zu leiden, die Adern in seinen Schläfen waren
angeschwollen und pulsierten.
    »Ich kenne dieses Ritual«,
erklärte Xaphen. »Ich kenne es aus den alten Büchern.«
    »Ja.« Der Primarch lächelte
angestrengt. »Das ist ein Echo einer uralten colchisianischen Zeremonie.
Königspriester ... die damaligen Herrscher ... wurden so bestimmt. Der Tanz der
Jungfrau, die Blutopfer, die Konstellationen auf ihrer Haut ... einfach alles.
Kor Phaeron würde das wiedererkennen, und Erebus ebenfalls. Beide werden so
etwas zuvor gesehen haben, vollzogen im Bund in den Jahren vor meiner Ankunft
auf Colchis.« Argel Tal hatte geglaubt, dass seine Kultur weit über derartiger
Dekadenz gestanden hätte. Lorgar musste diesen angewiderten Gedanken bemerkt
haben, da er sich zu ihm umdrehte und ihm einen mahnenden Blick zuwarf.
    »Ich behaupte nicht, dass das
hier schön sein soll, Argel Tal. Es ist bloß notwendig. Sie denken, wir haben
solchen Aberglauben weit hinter uns gelassen? Ich muss Sie daran erinnern, dass
nicht jede Veränderung automatisch zum Guten erfolgt. Gebäude werden morsch,
Fleisch wird schwach, Erinnerungen verblassen. Das gehört alles zum Voranschreiten
der Zeit dazu. Würde man einen Weg finden, diese Dinge umzukehren, dann würde
man sie auch umkehren.«
    »Wir sind hier, um nach
Beweisen für die Existenz von Göttern zu suchen, Sire. Kein Gott, der so etwas
von seinen Anhängern verlangt, kann es wert sein, angebetet zu werden.« Lorgar
wandte sich wieder der Zeremonie zu, während er seine Schläfen massierte.
»Dies, mein Sohn, sind die weisesten Worte, die irgendjemand gesprochen hat,
seit wir auf diese Welt gestoßen sind. Die Antworten, die ich hier gefunden
habe, entsetzen mich. Folter? Menschenopfer?« Der Primarch verzog das Gesicht,
als hätte er leichte Schmerzen. »Verzeihen Sie mir, ich rede einfach drauflos.
Mein Geist schmerzt. Ich wünschte, sie würden endlich aufhören zu lachen.« In
der Höhle hallte von den Wänden der Rhythmus der Trommeln wider, die Luft bebte
vom monotonen Gesang aus Hunderten von menschlichen Kehlen.
    »Niemand lacht, Sire«, gab
Argel Tal zurück.
    Lorgar lächelte seinen Sohn
mitleidig an. »Doch, sie lachen. Sie werden schon sehen. Lange dauert es nicht mehr.«
Ingethel ging zum letzten Gottredner in der Runde.
    Der Schamane verteilte
Vendathas Blut auf ihrem Körper, indem er mit seinem Finger die Konturen der
Gezahnten Sonne auf dem Bauch der Frau nachzeichnete. Nachdem er seine Arbeit
erledigt hatte, kehrte die junge Frau zum Mittelpunkt der Insel zurück. Dort
blieb sie stehen, streckte die Arme zur Seite aus, warf den Kopf in den Nacken
und stand da, als hätte man sie in der Luft hängend gekreuzigt.
    Das Trommeln wurde intensiver,
es war wie der Herzschlag eines Drachens, der sich immer weiter steigerte, bis
er aus seinem Rhythmus geriet. Der monotone Gesang wurde zu einem
hinausgebrüllten Klagelied, dessen Rufer die Hände nach oben streckten und ihr
Gesicht der Höhlendecke zuwandte.
    Ingethels Füße hoben sich
langsam vom Boden, Blut lief in Strömen über ihre Beine und tropfte von den
Zehen auf den Fels.
    Die Cadianer schrien. Alle
schrien sie, jeder Einzelne von ihnen.
    Der Helm des Captains dämmte
die Audiorezeptoren, um die Lautstärke auszugleichen, doch es änderte sich nichts.
    Lorgar schloss die Augen, die
Fingerspitzen ruhten immer noch an seinen Schläfen.
    »Hier kommt es.«
     
    Die Ankunft wurde vom Gestank
nach Blut angekündigt, einem unglaublich intensiven Gestank, so eindringlich und
sauer wie umgegangener Wein. Der Gestank überschwemmte Argel Tal mit solcher
Gewalt, dass er zu würgen begann. Xaphen wandte sich ab, und Lorgars Augen waren
weiterhin geschlossen, so dass nur Argel Tal mit ansah, was sich als Nächstes
abspielte.
    Ingethel schwebte wie eine
schwerelose Gekreuzigte in der Luft und starb innerhalb von Sekunden tausend Tode.
Unsichtbare Kräfte fielen über sie

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